weinkolumne_4.8.

Als Kinder haben wir uns gelegentlich den Spaß erlaubt, uns im Herbst während der Weinlese in den großen Tresterhaufen neben dem Kelterhaus bis zum Hals einzugraben. Das war so schön warm und schmuddelig.

Natürlich schimpften unsere Eltern, denn die Klamotten stanken noch Tage nach dem angegorenen Trester. Heute bezahlen Menschen sehr viel Geld dafür, sich in luxuriösen Vital- und Wellness-Häusern, ja sogar in speziellen Weinkurhotels, Tresterpackungen oder Traubenkernöl ins Gesicht und auf andere Körperteile schmieren zu lassen. Wein- oder Vinotherapie heißt dieser Trend. Zutaten der Schönheitstherapie sind unter anderem Traubenkernöl mit ätherischen Essenzen oder Schlammpackungen aus Weinextrakten. Die Vinotherapie basiert auf dem unscheinbarsten Teil der ganzen Traube, dem Kern. Die Traubenkerne enthalten Polyphenol, eine in der Hautpflege besonders wirksame Substanz, die sogar um einiges wirksamer sein soll als Vitamin E. Sie schützen die Haut vor Umweltgiften wie UV-Licht und Nikotin. Die in die Jahre gekommene Haut wird wieder prall und geschmeidig, die Falten verschwinden ganz ohne Operation. Prima Sache. Ob ich's mal ausprobieren soll? Nun, ich denke die Intensivtherapie im Tresterhaufen während meiner Kindheit hat mir fürs ganze Leben gereicht. Schöner will ich nicht mehr werden. w.simon@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort