weinkolumne_9.8.

Dieser Tage wurde die Weinwelt von einer "sensationellen" Nachricht überrascht. Forscher haben eine "elektronische Zunge" entwickelt, die in der Lage sein soll, Rebsorte und Jahrgang herauszuschmecken.

Das Gerät sei handlich und kostengünstig herzustellen, heißt es. Die Winzer sollten sich also nicht wundern, wenn demnächst ein kritischer Weinkunde während einer Weinprobe ein kleines Kästchen auf den Tisch stellt, es mit einen Schluck Wein befüllt und anschließend auf einem Display "Riesling, Jahrgang 2006" aufleuchtet.

Eine Maschine ersetzt Zunge, Gaumen und Nase - welch schöne, neue Weinwelt. Werden nun die Weinkritiker arbeitslos? Müssen Robert Parker, Stuart Pigott, Hugh Johnson, Armin Diehl und wie die "Weinpäpste" alle heißen, das Feld einer Maschine überlassen?

Wollen wir's nicht hoffen, obwohl der ein oder andere Winzer sicher nichts dagegen hätte. Mag sein, dass es einer Maschine gelingt, spezielle Jahrgangsmuster in der Analyse zu erkennen. Doch so herrlich nichts sagende Weinbeschreibungen wie sie oben genannten Herren gelegentlich einfallen, wird sie nie ausspucken können. Beispiele gefällig: "Ein etwas eindringlicher Tropfen". "Herrlich animierend". "Wunderbar eigenwillig". "Faszinierend lang". "Präzise und geradlinig".

Wein ist auch Fantasie, ist Poesie und Wortkunst. Und am besten blüht die Fantasie beim Genuss eines guten Glases Wein. Arme Maschine.

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