Das Laster mit den Lastern

WITTLICH. Brauereien, Speditionen, Schokolade, Mineralwasser und Zeitschriften: Bei Gregor Heß stehen Hunderte großer Namen auf kleinen Trucks. Er sammelt seit Jahren Laster im Maßstab 1:87.

 Mit einem Dr.-Oetker-LKW fing alles an, inzwischen sind es 1320 Exemplare: Gregor Heß erweitert seine Sammlung stetig. TV-Foto: Petra Geisbüsch

Mit einem Dr.-Oetker-LKW fing alles an, inzwischen sind es 1320 Exemplare: Gregor Heß erweitert seine Sammlung stetig. TV-Foto: Petra Geisbüsch

So eine Sammlung macht ja nicht dümmer. Wer neugierig in die Vitrinen von Gregor Heß schaut, wird von ihm fachkundig aufgeklärt. "Der hier und der hier", sagt er und zeigt auf die Aufschrift einiger Speditionen aus der Region, "die fahren auch bei uns." Andere sind bis vor einigen Jahren gefahren und gehören inzwischen der Geschichte an. Wir stehen gerade vor der Vitrine mit den wertvollsten Wagen, die Heß zusammengetragen hat. Denn diese seine nicht ganz billige Leidenschaft ist verhältnismäßig frisch: Vor viereinhalb Jahren erst hat er damit begonnen. Und er betreibt sie von Anfang an äußerst professionell. Sämtliche Modelle sind per Computer gelistet, unterteilt in unterschiedliche Sachgebiete: Mineralwasser, Sekte und Weine, Mineralöl-, Reifen-, Autofirmen, Zeitschriften, Paketdienste, Medien, Nostalgie-Trucks, Schokoladen, unter denen sich auch der teure Mars-Laster befindet. Und dann die Brauereien, wobei Heß als alter Kölsch-Fan auf seine Lieblings-Biersorte ein besonderes Augenmerk richtet. Ordentlich sortiert wie im Computer geht es auch in den Vitrinen zu. "Mit denen hier fing alles an", erzählt der Sammler, der seit 26 Jahren als Betriebsrat bei Dr. Oetker arbeitet. Aus der Firma landeten die ersten Fahrzeuge im Maßstab 1:87 bei ihm, die allerersten noch mit dem alten, blauen Dr.-Oetker-Logo. Nach seinen Lieblingsstücken gefragt, denkt Heß eine Weile nach. Das sei schwer zu sagen, aber diese Dr.-Oetker-Wagen gehörten sicher dazu. Noch ein bisschen Platz in den Vitrinen

Nach den ersten Modellen ging es Schlag auf Schlag: Zunächst besorgte er sich alle fehlenden Trucks der Dr.-Oetker-Gruppe. "Wussten Sie eigentlich, wie viele Brauereien dazu gehören?" Heß hat 105 dieser speziellen Trucks, hinzu kommen 250 von sonstigen Brauereien. Am Anfang besuchte er oft Flohmärkte, bis die Erfahrung ihn lehrte, dass hier eher die Billigmodelle zu kriegen sind. Klar, davon hat er auch genug, doch die werden, sobald er das wertvollere Pendant irgendwo bekommt, ausgetauscht. Inzwischen besucht Heß lieber Tauschbörsen, steigert im Internet, geht, wenn er in einer Stadt ist, in spezielle Spielzeugläden. Da wird er fündig, ohne dass er deshalb Haus und Hof verlieren würde. Verkrampft sammelt er nicht, sagt er, und er wird wegen seiner Passion auch nicht in der Armut enden. Aber Spaß macht es ihm halt, dem Autofreak, der meistens selbst ausgefallene Fahrzeuge fuhr; auch diese haben im Format 1:87 einen Ehrenplatz in seiner Bar bekommen. Wenig kostbar, aber schön fürs Auge, sind die Nostalgietrucks, witzig die Phantasie-Exemplare mit Riesenmilch- und Bierflasche oder Riesen-Bierkästen auf dem Anhänger. "Die schmeiße ich nach und nach raus." Ein bisschen Platz hat Heß noch in den Vitrinen, die er teilweise mit seinem Freund Gunther Schaaf angefertigt hat. Dann sitzt er da in seiner Bar, bis unter die Decke umringt von Minitrucks, genießt ein Kölsch und denkt darüber nach, wo er wohl das nächste Schmuckstück unterbringen wird. SAMMLER AUFGEPASST: Haben auch Sie eine ungewöhnliche Sammelleidenschaft und wollen Ihre Sammlung vorstellen? Melden Sie sich per E-Mail für die Serie "Verrückte Sammler" mit ein paar Stichworten zu Ihrer Sammlung bei mosel@volksfreund.de Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.

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