Die Mexikaner und die Kirche

CORDOBA/WITTLICH. Es dürfte weitläufig bekannt sein, dass Mexiko ein durch und durch gläubiges Land ist. Die katholische Kirche hat eine große Bedeutung und viel Einfluss hier, das ist mir schnell aufgefallen als ich vor nun gut acht Monaten als Rotary-Austauschschülerin nach Mexiko kam.

Als damals die Spanier nach Mexiko kamen, brachten sie die katholische Religion mit. Heute ist es immer noch so, dass die Mexikaner jeden Sonntag in die Kirche gehen. Das machen zwar auch viele Menschen in Deutschland, ebenso wie das Beten vor dem Essen oder Schlafengehen. Trotzdem ist es ganz anders hier. Die Familien gehen geschlossen in die Kirche, denn es ist etwas sehr wichtiges für alle, egal ob Großeltern, Eltern oder Kinder. Es kann durchaus vorkommen, dass Jugendliche allein in die Messe gehen, das ist in Deutschland vielleicht nicht ganz so üblich. Außerdem wird hier auch vor längeren Autofahrten oder Reisen gebetet, um sicher und unverletzt anzukommen. Bevor ich beispielsweise zu einer längeren Reise aufgebrochen bin, wurde ich vorher von meinen Gasteltern richtig gesegnet. Kommt man hier an einer der zahlreichen Kirchen vorbei wird das Kreuzzeichen gemacht, manchmal auch bei einem vorbeifahrenden Krankenwagen.Mädchen werden gut behütet

Insgesamt sind die Menschen hier sehr konservativ eingestellt, was nicht zuletzt einen kirchlichen Ursprung hat. Was vielleicht nicht auf den ersten Blick sichtbar wird, aber dennoch irgendwie stimmt, ist die Tatsache, dass Frauen den Männern doch nicht immer gleichgestellt sind. So bekommt der Mann im Haus alles hinterher getragen und muss gar nichts machen, oder schon der 15-jährige Sohn hat ein Auto und kann so lange weggehen wie er will. Mädchen hingegen werden gut behütet und müssen ziemlich früh zu Hause sein. Auch den Häusern hier merkt man den Bezug vieler Leute zur Kirche an. In jedem Haushalt befinden sich beispielsweise Kreuze oder andere religiöse Bilder. An vielen Straßenecken sind kleine Kapellen mit Figuren von Heiligen oder Jungfrauen, wobei letztere noch mal eine ganz besondere Bedeutung haben. Es gibt viele Feiertage, Festumzüge und ähnliches zu Ehren verschiedenster Jungfrauen. Die Jungfrau Maria ist eigentlich die wichtigste religiöse Figur für die Mexikaner. Des weiteren wichtig war Papst Johannes Paul II., der noch dazu eine ganz besondere Beziehung zu Mexiko hatte. Als er dann gestorben ist, war hier nichts mehr normal, egal wo man hinkam lief, der Fernseher oder das Radio, im Bus, im Supermarkt einfach überall. Jeder versuchte, so schnell wie möglich in die Kirche zu kommen, eine Messe zu besuchen, zu beten. Es herrschte schon eine komische Atmosphäre. Der Papst war insgesamt viermal hier in Mexiko und wurde hier sehr verehrt. Er hat einmal gesagt "en México siempre fé" was soviel heißt wie "Mexiko für immer im Glauben". Das allein drückt auch noch mal viel über die Einstellung der Mexikaner gegenüber der katholischen Kirche aus. Normalerweise würde Christina Steudel die elfte Klasse des Wittlicher Cusanus-Gymnasiums besuchen. Doch für ein Jahr hat die 18-Jährige das Moseltal mit den Ufern des Rio Guadalquivir vertauscht: Als Austausch-Schülerin des Rotary-Clubs lebt sie im mexikanischen Cordoba. Für den TV schildert Steudel in unregelmäßigen Abständen ihre Eindrücke und Erlebnisse.

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