Die Wiege des deutschen Minigolfs

TRABEN-TRARBACH. (red/sim) Die älteste Minigolfbahn Deutschlands liegt im Wildbachtal in Traben-Trarbach. Heute vor 50 Jahren, am 17. Juni 1955, wurde sie eröffnet.

Ein Blick in die Geschichte: Es war im Jahre 1953, als Dr. med. Walter Spier, Chefarzt des Krankenhauses Traben-Trarbach, die Freizeitbeschäftigung Minigolf durch Verbindungen des hiesigen Fußballclubs und des Clubs in Wangen/Schweiz kennen lernte. Nachdem Spier die Lizenz für Deutschland und die Benelux-Länder vom Schweizer Gartenbauarchitekten Paul Bogni erworben hatte, ließ er im Wildbachtal im Jahr 1955 die erste Anlage in Deutschland bauen. In erster Linie wollte er seinerzeit für Rekonvaleszenten seines Krankenhauses eine gesunde und nicht anstrengende Beschäftigung in frischer Luft ermöglichen. Dass er gleichzeitig den Grundstein für eine ganze Sportbewegung initiiert hatte, ahnte er nicht. Daher ist der Satz "Traben-Trarbach - die Wiege des Minigolfsports in Deutschland" nicht übertrieben. Von hier gingen die Bemühungen aus, Minigolf als Sport in geordnete Bahnen zu lenken. Vorher wurden Turniere durch den Platzbesitzerverband veranstaltet. Aktive aus Traben-Trarbach waren sowohl an der Gründung des südwestdeutschen Minigolfsportverbands als auch im Jahr 1962 an der Gründung des Deutschen Minigolfsportverbandes (DMS) maßgeblich beteiligt. Dass hier die erste Deutsche Meisterschaft und die erste Europameisterschaft auf deutschem Boden stattfanden, war fast die logische Konsequenz. Dr. Spier konnte ebenfalls nicht ahnen, dass "seine" Anlage 50 Jahre später in baulich praktisch unverändertem Zustand besteht. Es ist möglich, dass er sie trotzdem nicht erkannt hätte. Auf den ersten Blick gleicht die Anlage vom Frühjahr bis Herbst eher einer mediterranen Parkanlage als einem einfachen Minigolfplatz. "Das ist ja hier wie im Dschungel", sagen die einen. Andere hingegen schätzen den Schatten, den der alte Baumbestand den Spielern an fast jeder Bahn spendet. Kommt man beispielsweise zur Bahn sechs, stellt man mit Erstaunen fest, dass diese Bahn von einem kleinen Bach geteilt wird, der in den unterhalb der Weinberge fließenden größeren Bach einmündet. Dieser wird ab und an zum reißenden Wildbach. An Bahn zwölf sieht man einen kleinen Teich, der auch als Feuchtbiotop herhalten könnte.Naturnahe Anlage hat besonderes Flair

Der üppig blühende Wechselflor, zum Teil natürlich, zum Teil phantasievoll angepflanzt, gibt der gesamten Anlage ein ganz besonderes Flair. Besucher aus Deutschland und Urlauber aus dem Ausland bestätigen oft, dass sie eine solche Anlage bisher noch nirgendwo gesehen hätten. Dass sich die Anlage auch heute noch so ansehnlich darstellt, liegt sicher auch daran, dass der Verein schon immer auf seine Anlage besonders geachtet hat und auch stets die richtigen Leute am richtigen Platz hatte. Seit 1998 ist die Anlage im Besitz des Minigolfclubs Traben-Trarbach, der im Jahr 2008 sein 50-jähriges Bestehen feiert. Zur Geschichte des Minigolfs: In den Jahren zwischen 1920 und 1930 sind sowohl im Golf-Mutterland England als auch in den USA erste Ansätze eines Golfspiels auf Bahnen, eines Kleingolfs, festzustellen. Genannt wurde es Midget-Golf, eine Bezeichnung, die sich bis heute in einzelnen Ländern gehalten hat. Gespielt wurde auf Bretterbahnen mit Schlägern und Bällen, die Bahnen waren zum Teil mit Linoleum belegt. Die Hindernisse waren Phantasiegebilde, Türme, Figuren oder ähnliches. In Amerika entstand ein Klein-Golfspiel, das sich durch Windmühlen und Scheunentore, Märchenfiguren und Disney-Einfälle auszeichnete. In den USA wird Gernet Carter aus Chattanooga in Tennessee als eigentlicher Pionier und Erfinder des dortigen Kleingolfs angesehen. Carter entwarf und baute 1927 seinen ersten Kleingolfplatz für die Gäste seines Hotels. Aufbauend auf den Vorläufern und inspiriert durch die vielen unterschiedlichen Kleingolfplätze schlug die eigentliche Geburtsstunde des Minigolfsports aber erst viele Jahre später: 1953 in der Schweiz. Paul Bogni hatte bereits 1951 die Idee, einen genormten Golfplatz für jedermann zu bauen. Von da an wurden Pisten und Hindernisse gebaut, diese umgeformt, abgerissen und neu konstruiert, auch Tests mit Grasboden und Tennissand wurden vorgenommen. 1953 errichtete der Schweizer Gartenarchitekt in einem kleinen Waldstück nahe der Tessiner Stadt Locarno den ersten aus 18 Pisten bestehenden Minigolfplatz. Und bereits zwei Jahre später hielt der neue Sport in Traben-Trarbach Einzug.

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