Eine etwas andere Walz

WITTLICH. Ein Jahr Auszeit, reisen, etwas von der Welt sehen - für Christoph Thetard aus Wittlich-Bombogen ist dieser Traum Wirklichkeit geworden. Ein spezielles Visum für Australien ermöglicht es, die Reisekasse durch verschiedene Jobs immer wieder aufzufüllen.

Ein Jahr Australien, unterbrochen von zwei Monaten in Neuseeland und einem anschließenden vierwöchigem Urlaub auf Bali - das könnte andere vor Neid erblassen lassen. Aber Christoph Thetard hat nicht im Lotto gewonnen und auch keinen reichen Gönner. Der Schreinergeselle wird sich seinen Aufenthalt, ähnlich wie ein Handwerker auf der Walz, selbst finanzieren. Das erforderliche sogenannte "Working-Holiday-Visum" für den Australienaufenthalt hat Thetard über eine Organisation bekommen, die auch die Hinreise organisiert und auch eine Versicherung für die Zeit anbietet. "Man kann das auch privat organisieren", sagt Thetard, er habe aber den etwas bequemeren Weg vorgezogen. Das Visum berechtigt Thetard, der bereits in der vergangenen Woche nach Australien geflogen ist, Arbeitsstellen anzunehmen. Bei jeder Stelle darf er allerdings maximal drei Monate bleiben.Der 23-Jährige hofft, in seinem Beruf als Schreiner Arbeit zu finden. "Deutsche Handwerker sind im Ausland hoch angesehen", so seine Einschätzung. "Mal sehen, wie die dort arbeiten." Über neue Erfahrungen in seinem erlernten Beruf würde er sich sehr freuen. Auch sonstige Jobs will er annehmen, um auch mal etwas ganz anderes zu machen. Schafe scheren oder Flugzeuge betanken sind Arbeitsstellen, die andere vor ihm dort schon angenommen hatten. Auch beim "Fruitpicking", also bei der Obsternte, seien die Rucksackreisenden gern gesehen.Kostenlose Übernachtungen organisiert

Große Garderobe kann Thetard natürlich nicht mit auf die Reise nehmen. Maximal 20 Kilogramm Gepäck dürfen es sein. Dabei wiegen allein schon die vielen notwendigen Papiere, Ersatzbrille und ähnliches einiges. Auch Zelt, Isomatte und Schlafsack gehören zur Ausrüstung, da bleibt für Kleidung nicht mehr viel Platz. Einige T-Shirts, Unterwäsche, drei "Zipperhosen", die man kurz oder lang tragen kann und eine Jacke mit herausnehmbaren Fleecefutter müssen für die Reise reichen.Nach den ersten zwei Tagen in Sydney, die noch von der Organisation betreut werden, ist Thetard auf sich allein gestellt. Wohnen wird er in Jugendherbergen oder auch bei Privatleuten. Durch den Beitritt zu einer Friedensorganisation hat er die Möglichkeit, kostenlos Quartiere zu bekommen.Auch Wohngemeinschaften für wenige Wochen seien für die Rucksackreisenden eine Möglichkeit. Diese seien recht schnell organisiert und recht preiswert. Außerdem ist das Wildcampen in Australien erlaubt.Die Reise tritt Thetard mit 40 anderen Gleichgesinnten an. Obwohl alle schon ihre E-Mail-Adressen im Vorfeld austauschen, findet das erste Kennenlernen erst im Flugzeug statt. Ob es danach allein oder in kleinen Gruppen weiter geht, kann jeder für sich entscheiden.Thetard will in dem einen Jahr möglichst viel von dem Kontinent sehen und einmal quer durchs Land reisen. Das Ticket nach Neuseeland im Februar ist auch schon fest gebucht.Am Wochenende vor der Abreise gab es noch eine große Party in Bombogen. Ein Jahr lang wird Thetard mit Freunden und Verwandten hauptsächlich schriftlich per Brief oder E-Mail Kontakt halten. Fehlen wird er auch seiner Band, die für seine Abwesenheit extra einen Ersatzmusiker anheuern musste.

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