Erz gesucht, Wasser gefunden

OSANN-MONZEL. (peg) Osann-Monzels rüstige Rentner schufteten auch bei 40 Grad im Schatten. Nun hat die Gemeinde eine neue Oase der Ruhe: mitsamt einem Brunnen, der die mitgebrachten Getränke angenehm kühl hält.

"Die Quelle der Mosel ist versiegt, aber bei uns am Hüttenkopf läuft immer noch Wasser", sagt der stolze Bürgermeister Matthias Stoffel, während er mit denen, die über Wochen so fleißig gearbeitet haben, am neuen Brunnen sitzt und ein Gläschen Wein trinkt.Das haben sie sich verdient: Selbst die Hitze des zu Ende gehenden Sommers, im Weinberg doppelt empfunden durch den reflektierenden Schieferstein, hat die Rentner von Osann-Monzel nicht davon abhalten können, unermüdlich an der Fertigstellung des Mausbrunnens zu arbeiten.Gefunden hat man die Quelle, aus der in neun Sekunden genau ein Liter Wasser fließt, am 420 Meter hohen Hüttenkopf eher zufällig. Im Juli rodete Förster Alois Meyer einen brachliegenden Weinberg, als sein Traktor plötzlich einsackte. Ältere Mitbürger erinnerten sich sofort, dass hier ein Stollen sein musste.Vor 100 Jahren hatte ein Herr Maus, dessen Vornamen niemand mehr kennt, in den Hügeln um Osann und Monzel nach Erz gesucht und stattdessen Wasser gefunden. Zunächst packte Stoffel selbst Hand an und legte den Stollen frei.Passend zum Brunnen gibt es auch ein "Mausloch"

Wasser fand man etwas oberhalb dieser Stelle, deren Eingang derzeit von Ewald Thul mit Schiefersteinen aufgemauert wird. "Mausloch" liest der Spaziergänger dort, in Erinnerung an jenen legendären Bürger ohne Vornamen. Und auch am hölzernen Brunnen erinnert eine wohl geformte Maus an diesen Herrn, der Erz suchte und Wasser fand.Der älteste Mann des Rentner-Teams, das sich am Leitung-Verlegen, am Einfassen der Quelle, am Bau des eigentlichen Brunnens vor der Schutzhütte und der beigefügten Sitzgruppe beteiligte, ist der 91-jährige Peter Nilles. Ernst Benz, noch um einiges jünger und erfahren im Einsatz für ortsverschönernde Maßnahmen, rief ihn zu Hilfe. Benz erinnert sich, dass er während der schweißtreibenden Holzarbeiten abends immer ganz schwarz war. "Vor dem Duschen musste ich mich erst mal gehörig einweichen."Aus der nun freigelegten Quelle trank vor 1936 ganz Monzel, bis die Wasserleitung gebaut wurde. Deshalb besteht Hoffnung auf Trinkwasserqualität. "Im Augenblick wird das Wasser noch im Labor untersucht", so Stoffel, der sich überschwänglich bei "seinen" Ruheständlern bedankt. Doch Helmut Bollig winkt lachend ab. "Das haben wir nur gemacht, damit wir Rentner auch mal was zu tun haben." Der Korpus des Brunnens besteht aus Eiche, die Meyer aus dem heimischen Forst holte. Monzel dürfte sich damit einen beliebten Aussichtspunkt geschaffen haben: Von der Bank aus schaut man gleich auf sieben Moselgemeinden und zwei Burgen.

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