Inspiration aus dem Schulheft der Oma

HUNSRÜCK. Die Hunsrücker Küche wusste Christiane Schabel-Becker schon in Birkenfeld zu schätzen. Später holte sie sich als Autorin von Kochbüchern ein Stück Heimat nach Bremen.

Kartoffeltage, Kirmesfestessen, Hunsrücker Spezialitätenwoche - die regionale Küche hat einiges zu bieten. Christiane Schabel-Becker weiß das schon lange zu schätzen. Vor allem seit Studium und Beruf sie über Berlin nach Bremen führten, wo sie seit 17 Jahren lebt.Dies war einer der Gründe, warum die gebürtige Birkenfelderin Rezepte und Bräuche ihrer Heimat zusammen trug, die sie in zwei Büchern veröffentlichte. Die Resonanz auf die Büchlein ist so groß, dass es demnächst ein drittes geben soll.Bei den Eltern als Topfguckerin profiliert

Das Händchen fürs Kochen ist der Erzieherin mit Studium der Sozialwissenschaften in die Wiege gelegt. Im Hause Kunz konnte sie sich bei den Eltern, die für ihr Birkenfelder Traditionsgasthaus lebten, als Topfguckerin profilieren: "Ich durfte bei meinem Vater immer abschmecken, ob etwas fehlt oder welche Gewürze drin sind."Die Ur-Ur-Großeltern hatten bereits ein Restaurant, in dem sie den Großherzog von Oldenburg bekochten, wenn der mit seinem Tross in sein Fürstentum kam. Geschichten, die Becker von Erzählungen her kennt. Die Großeltern sind ihr dagegen noch gut in Erinnerung.Sie hatten Landwirtschaft, Bäckerei, Wagnerei und natürlich eine Gastwirtschaft. Die Enkelin weiß daher, wie Butter gestampft, Milchsaueres Gemüse eingelegt, Marmelade eingekocht oder Obst getrocknet wird. "Das Bäuerliche hab ich alles mitbekommen und das ist in mir auch so eine Sehnsucht geblieben", umschreibt die 47-Jährige, was sie letztendlich neben ihrem Beruf als Leiterin einer größeren Bremer Kindertagesstätte zur Autorin werden ließ.Den endgültigen Ausschlag hatte ein Geschenk der 1892 geborenen Großmutter gegeben. Mit dem alten Kochschulheft wusste sich Christiane, die Mutter zweier erwachsener Töchter und schon Großmutter ist, endlich zu helfen, wenn sie Traditionelles kochen wollte. An den überlieferten Rezepten schätzt sie, dass die Gerichte schnell frisch zubereitet und preiswert sind. Und sie machen satt. Inspiriert von dem anvertrauen Heft, zog es sie später über die Dörfer, wenn Kirmes war. Oder sie stöberte in Museen, Kirchenbüchern, Gerichtsakten.Nach und nach kam sie manchem Leckerbissen auf die Spur. Wie ihrem Leibgericht "Gequellte mit Zwiebeltunkes", Pellkartoffeln getaucht in mit Butter gerösteten Zwiebeln. "Da könnt ich mich heut noch rein legen", schwärmte Schabel-Becker bei der Feier zum 175-jährigen Bestehen des Zwölfgemeindewaldes. Für das Kirmesfestessen hatte ihr 1992 im Selbstverlag erschienenes Zweitwerk "Die Hunsrücker Küche", das im Buchhandel oder über die Autorin (Telefon 0421/395681) erhältlich ist, Pate gestanden. Der Erstling "Das Schinderhannes Kochbuch" ist dagegen vergriffen.Kulinarische Höhepunkte wie "Dibbelabbes" und "Schales" sind im Buch "Hunsrücker Küche" zu finden. Es ist auch mit Bräuchen und "Sprüchelchen" gespickt, so geht es um "Freierei" und Brautwerbung. Dazu Tipps für Mütter ewiger Junggesellen: "Rüben, Rüben, haben mich getrieben, hätt mein Mutter Fleisch gekocht, wär ich geblieben!"Weisheiten, die die Autorin ebenso beeindruckten wie die Erkenntnis, dass früher "alles prima verwertet und aus allem was gemacht wurde - auch was Leckeres". Es freut sie als Hunsrückerin Teil dieser Traditionen zu sein. Was vermutlich auch ihre Leser bewegt, die bei ihr anrufen, um sich zu bedanken. "Ich merke, wie die Leute sich freuen. Das ist immer ein Stück Heimat und Geborgenheit."

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