Jung, rasant, furchtlos

KLAUSEN. Mit sechs Jahren begann er mit dem Kartfahren, inzwischen ist Dennis Zenz 16 und Beifahrer bei Rallye-Fahrten – der jüngste Lizenznehmer in ganz Deutschland. Mit dem TV befuhr er noch einmal die WM-Wertungsstrecke bei Veldenz.

Nein, Angst kennt Dennis nicht, zumindest nicht, was das Autofahren betrifft. Ansonsten bezeichnet er sich als ganz normal: Weder Bungee- noch Fallschirmspringen noch das Motorradfahren reizen ihn. Es sind die Metallkisten auf vier Rädern, die es ihm angetan haben. Und auch dabei bleibt er wählerisch: Nicht das Im-Kreis-Fahren von Formel-1-Rennen macht ihn an, sondern einzig und allein die Rallye im freien Gelände. Schon als Knirps stand er mit den Eltern an der Rennstrecke. Vater Heiner ist technischer Kommissar: "Er macht die technischen Abnahmen im Motorsport", erzählt Dennis. Auch Mutter Elke ist begeisterte Besucherin solcher Veranstaltungen, und, wen wundert's, inzwischen hat Dennis eine Freundin gefunden, die genauso verrückt aufs Fahren ist wie er: Auch Selina Anglade möchte in diesem Jahr die Fahrerlaubnis als Beifahrerin. Fester Beifahrer von Andreas Konrath

2006 war Dennis der jüngste Lizenznehmer in Deutschland. Dabei beherrscht er seine Aufgaben wie ein alter Hase. Zur Veranschaulichung fahren wir den Kurs des WM-Laufs von 2006 bei Veldenz ab. Heute dirigiert der 16-Jährige - ohne feuerfeste Montur und Helm, die hat er jetzt wirklich nicht nötig - die äußerst defensive Fahrerin eines Peugeot 106 durch die Kurven den Hunsrück hinauf, die im August dutzendweise wagemutige Rallyefahrer ertragen musste. "100 links 2 minus...", kommandiert er, was ungefähr bedeutet: in 100 Metern Entfernung kommt eine dezente Linkskurve, im Ausgang wartet eine Gefahrenstelle. "...geht über in rechts 4 minus cut", was dem Fahrer beim Rennen sagt: Gleich dahinter kommt eine Rechtskurve, ungefähr mit Tempo 120, 130 nehmen, Kurve schneiden. Heute ist er auf diesem Stück mit sagenhaften 40 Kilometern pro Stunde unterwegs: Schließlich schieben den kleinen Franzosen schlappe 33 PS über die wettergegerbte Piste. "Achtung Achtung 100 links 1 Kehre", will heißen: in 100 Metern Linkskurve im spitzen Winkel. Mit nur einem Auge erfasst Dennis die Straße, eigentlich konzentriert er sich voll auf das "Gebetbuch" auf seinen Knien: In diesem Streckenheft ist alles verzeichnet, was Fahrer und Beifahrer sich beim Training notiert und für wichtig befunden haben. Die Eltern unterstützen ihn auch finanziell

"Während des Rennens hört der Fahrer nur auf meine Anweisungen." Und verlässt sich fast blind auf alles, was vom Beifahrer kommt. Man verständigt sich per Mikro und Kopfhörer im Helm über Intercom. Dennis fährt fest im Team mit Andreas Konrath aus Föhren auf einem Kadett E GSI 16V. Es ist ein teures Hobby, das der Realschüler sich da ausgesucht hat. Die Eltern unterstützen ihn nicht nur moralisch, sondern auch finanziell. Auch wenn es der Mama, wie sie gesteht, nicht immer gut geht an der Strecke. "Wenn da ein Funkspruch kommt, dass ein Auto raus ist...". Vater Heiner, furchtlos wie der Sohn, ist stolz auf ihn, besonders, wenn er Siege einfährt. Von diesen Erfolgen zeugt ein Heer von Pokalen in Dennis' Zimmer. Das Gefühl, wenn er in einer Wertung steckt, liebt er über alles. Und Angst bei Spitzengeschwindigkeiten um die 180 Kilometer pro Stunde und Beschleunigungen von 0 auf 100 in fünf Sekunden? Dennis winkt ab. "Darfste nicht haben." Und augenzwinkernd meint er: "Den ersten Baum merke ich, den zweiten nicht mehr."

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