Kardinal und Schafsnase

BERNKASTEL-WITTLICH. Äpfel gibt es mittlerweile durch den weltweiten Import zu jeder Jahreszeit. Das Warten auf die ersten frischen Äpfel im August gehört deshalb längst der Vergangenheit an. Mit dieser Entwicklung ging auch ein dramatischer Verlust der Artenvielfalt einher.

Allein in Deutschland sind über 1000 Apfelsorten bekannt - zu kaufen gibt es jedoch kaum mehr als eine Hand voll. Für jeden Verwendungszweck gab es früher und gibt es heute auf alten Streuobstwiesen immer noch die passende Sorte. Dass sie zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind, soll an einer kleinen Auswahl von alten Apfelsorten aufgezeigt werden. Der Boskop ist seit mehr als 200 Jahren bekannt und noch heute beliebt. Er ist einer der wenigen typischen alten Sorten, die noch heute hoch in der Gunst der Verbraucher steht. Er ist ein typischer Winterapfel, der sich sehr gut zum Einlagern eignet. Am besten kommt sein weinsäuerlicher, sehr würziger Geschmack von November bis in den April zur Geltung. Er ist ein Tausendsassa, der überall zu Hause ist. Er eignet sich vorzüglich zum Backen, fürs Braten, Kochen und auch als Tafelobst. Der Gravensteiner verdankt seinen Namen dem Schloss Gravenstein in Dänemark. Den frühen Apfel, der seine Pflückreife bereits im September hat, genießt man am besten von September bis November. Er ist ein sehr guter Tafelapfel mit harmonischem süßsäuerlichen Geschmack, der sich aber auch gut zum Backen eignet. Der Name Goldparmäne lässt sich leicht erklären. Auf Grund ihrer orange-rot geflammten Schale leuchten die Äpfel golden im Sonnenlicht. Die Goldparmäne ist eine mittelfrühe Sorte, die Mitte September geerntet wird. Sie ist ein Allrounder unter den Apfelsorten, die sich als Tafelobst, zum Kochen und Braten eignet. Sie hat einen angenehm süßen, fein würzigen und nussartigen Geschmack. Der Geflammte Kardinal ist ein guter Tafelapfel, der ein mürbes, lockeres Fruchtfleisch mit milden angenehmem Aroma aufweist. Seinen Namen trägt er, weil um den Kelch der Frucht dicke Rippen verlaufen, die an einen Kardinalshut erinnern. Der Rote Eiserapfel ist eine sehr alte Sorte, die in ganz Deutschland verbreitet ist. Er hat festes, saftiges Fruchtfleisch mit süßem Geschmack und wird vorwiegend zur Saft- und Weinherstellung verwandt. Er ist ein typischer Lagerapfel, der sich bis in den Mai hinein hält. Weil er so unempfindlich ist, kann er gut auch in etwas raueren Lagen des Hunsrücks angebaut werden. Der Name Rheinische Schafsnase rührt von der Form des Apfels her, die an die "Ramnase" eines Schafs erinnert. Die Rheinische Schafsnase ist ein guter Wirtschaftsapfel, der sich sehr gut zum Rohgenuss und zur Apfelweinherstellung eignet.

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