Minheimer sind früher informiert

MINHEIM. Seit 25 Jahren trägt in Minheim ein Mitglied der Familie Rudolf Bader die Zeitung aus. Nach dem Einstieg der Tochter, teilen sich Vater und Mutter heute diese Aufgabe.

 Damit die Zeitung bei den Minheimern früh morgens auf dem Frühstückstisch liegt, sind Rosa und Rudolf Bader mitten in der Nacht auf Achse.Foto: Ursula Schmieder

Damit die Zeitung bei den Minheimern früh morgens auf dem Frühstückstisch liegt, sind Rosa und Rudolf Bader mitten in der Nacht auf Achse.Foto: Ursula Schmieder

Dass die Zeitung bei den Minheimern morgens pünktlich auf dem Frühstückstisch liegt, das ist Rudolf und Rosa Bader wichtig. Und deshalb nehmen sie auch Nachtarbeit in Kauf. Im Morgengrauen loszugehen, ist ihnen schon zu spät. "Wenn man morgens um halb sechs geht, da fährt schon der ein oder andere zur Arbeit", sagen sie.Schlag Mitternacht trifft der Fahrer ein

Und die Nacht hat für den früheren Vollerwerbswinzer und seine Frau noch einen Vorteil: Dann ist es ruhiger als am Tag. Dass die Baders die Wahl haben, ob sie nachts oder am Morgen ihre Runden im Ort drehen, ist nicht selbstverständlich. Im Vergleich zu anderen Orten wird die Zeitung nach Minheim sehr früh gebracht. Schlag Mitternacht trifft der Fahrer in der Regel ein. Nur selten gibt es eine Ausnahme. "Als der Krieg im Irak losging, haben wir bis halb zwei hier gewartet", erzählt Rudolf Bader.Da die Redaktion die Nachrichten an diesem Abend auf den möglichst aktuellsten Stand bringen wollte, hatte sich der Andruck und in der Folge auch das Ausfahren der Zeitung verzögert. Aber ausgetragen haben die Baders die 103 Exemplare des Trierischen Volksfreunds dann doch noch in der Nacht.Eine Auszeit von der freiwilligen Mitternachtsschicht gönnen sie sich nur ab und an. Zum Beispiel, wenn es nachts all zu sehr regnet. Oder samstags: "Da gehen wir schon mal morgens", sagt der 71-Jährige. Dennoch ist es nicht so, als würden sich die Baders am Tag nur ausruhen. Im Wingert helfen die beiden auch heute noch gern mit.Den Job mit den Zeitungen hat das Winzerpaar quasi von der Tochter geerbt. Am ersten April waren es genau 25 Jahre, dass eine der drei Töchter mit dem Austragen der Zeitung begonnen hatte. Hiltrud hatte sich ihren Führerschein verdienen wollen. Als sie dann später wegen der Arbeitszeiten nicht mehr täglich gehen konnte, sprang Vater Rudolf ein. Und dabei ist es geblieben.Heute ist der Rentner froh, dass ihm seine Frau hilft. Die beiden teilen sich die Bezirke der 5600 Meter langen Verteilstrecke. Während sie umweltfreundlich zu Fuß die eine Seite des Dorfes übernimmt, fährt er mit dem knatternden Mofa "bis ganz oben raus".Zur Zufriedenheit aller geklärt

"Allein ist er auch mit Mofa eine Stunde unterwegs", meint Rosa Bader. Zu zweit brauchen die beiden nicht ganz eine Stunde.Und sie machen ihre Arbeit gründlich. Dass einer der Abonnenten anruft, er hätte am Morgen keine Zeitung erhalten, kommt bei den Baders so gut wie nicht vor. Und wenn, dann findet sich meist eine einfache Erklärung für das Fehlen der Zeitung. Sei es, dass wegen nächtlicher Glätte die Ausgabe vereinbarungsgemäß an einem Nebeneingang deponiert wurde. Oder es stellt sich heraus, dass ein Familienmitglied einfach schneller war.Ein wenig anders gelagert war dagegen die Beschwerde einer Leserin, sie hätte mit der Zeitung nicht die gewohnten Werbeblättchen bekommen. Was Wunder - hatte sie doch an ihrem Briefkasten die Bitte angebracht: "Der Umwelt zuliebe keine Werbung." Doch auch dieser Fall ließ sich zur Zufriedenheit aller klären.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort