Ober-Dilldapp wider Willen

MORBACH. Mit einem närrischen Jubiläum startet Kurt Weyand-Besteher in die karnevalistische Session. Der "Ober-Dilldapp" steht seit 33 Jahren auf der Bühne.

Der Beitritt zur Narrenzunft kam für den Morbacher Dilldappen-Präsidenten überraschend: Anfang der 70er Jahre hatte Kurt Weyand-Besteher, damals noch langhaarig, mit Karneval "nix am Hut". Andererseits wollte er den Wunsch eines Mädchens, mit ihm zu einer Kappensitzung zu gehen, nicht abschlagen. Seinen ersten Besuch bei den Morbacher "Dilldappen" hat der 55-Jährige bis heute nicht vergessen. "Das hat mir so gut gefallen, dass ich gedacht hab', im nächsten Jahr mach ich da mit." Diesem Entschluss blieb er treu und feiert daher als Vorsitzender und Sitzungspräsident der Karnevalsgesellschaft in dieser Session sein Bühnenjubiläum "3 mal 11 Jahre". Die erste Büttenrede, einen Vortrag des "Doktor Knoch", hatte dem kaufmännisch-technischen Angestellten eine Arbeitskollegin besorgt. In den Jahren danach trat er als "Morbacher Jung" oder "Gemeindearbeiter" auf, um seine Mitmenschen auf die Schippe zu nehmen. Diese närrische Aufgabe war in dem damals überalterten Verein, der gerade einmal ein gutes Dutzend Aktive zählte, etwas ins Hintertreffen geraten. "Ich hab eigentlich angefangen, das Orts-Geschehen wieder in die Bütt zu bringen", erinnert sich der Dilldapp an die Anfänge seiner Narren-Laufbahn. Eines seiner Vorbilder war, wenn auch unbewusst, der Dilldapp "Ertze Jack" (Hermann-Josef Ertz). "Wenn nix los ist, dann müssen wir was machen", sei dessen Motto gewesen. Theo Erz sah das wohl ähnlich. "Nichts passiert? Da machen wir was draus", sei auch er niemals um Ideen verlegen gewesen. Jung-Dilldapp Kurt hätte sich gern noch einige Jährchen "auf der Bühne ausgetobt". Doch als er mit 28 Jahren im Hotel Hochwaldhof "zum Präsidenten gemacht" wurde - "dem Jüngsten weit und breit" - war damit erst mal Schluss. Dafür stieg die Zahl der Mitglieder. Neben 50 Erwachsenen sind im Verein 60 bis 70 Kinder aktiv, die ihre eigene Sitzung haben. Zu den Aktiven im Rampenlicht auf der Bühne oder des Umzugs kommen laut Weyand-Besteher "zahllose Helfer hinter den Kulissen", denen er sehr dankbar sei. Auch seine Frau betätigt sich bei den Sitzungen lieber schminkend, als herum zu sitzen. Dank des hoffnungsvollen Nachwuchses ist es dem Präsidenten mittlerweile wieder möglich, für eine Büttenrede sein Amt kurzzeitig in jüngere Hände zu geben. Was er aber trotz allem Spaß, den ihm sein Narren-Job macht, gern auch langfristig anbieten würde. "Es müsste mal wieder frischer Wind in den Verein", ist er überzeugt. Dann könnte er sich auch intensiver den Hobbys "Katzen und Computer" widmen.Alle wollen zur zweiten Sitzung

Sorgen bereiten dem Chef-Dilldapp derzeit die Besucherzahlen, die wie überall rückläufig sind. "Die Leute gehen einfach mehr raus" - ob wegen des vielseitigen kulturellen Angebots oder dem Fernsehen zu liebe, weiß er auch nicht. "Wenn wir nicht so viele Zuschauer aus den Ortsteilen hätten, könnten wir schon lange einpacken", gesteht Weyand-Besteher, dass er sich über Morbacher Besucher sehr freuen würde. Ob es langfristig zwei Sitzungen pro Session gibt, ist fraglich. Vor allem die erste werde zunehmend verschmäht. "Die Leute wollen alle zur zweiten - warum, weiß keiner." Und das, obwohl die auch von der Jugend bevorzugte zweite Sitzung sehr laut sei. So war auch im Vorjahr die Wiederholung mit 450 Besuchern ausgebucht - zur Premiere kamen nur knapp 300. Aber vielleicht ist das ja in dieser Session anders. Die Termine: Samstag, 22. und 29. Januar, jeweils 20.11 Uhr; Kinderkappensitzung am Sonntag, 23. Januar, 14.11 Uhr. Karten gibt es bei Ludwig Weyand, Telefon 06533/5552.

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