Spender weltweit gesucht

BIRKENFELD. Hilfe für Leukämiekranke - dieser Aufgabe hat sich seit 17 Jahren die Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld verschrieben. Ihre Gründer, Emil und Hiltrud Morsch, hatte ein persönlicher Schicksalsschlag dazu bewogen, anderen Menschen dabei zu helfen, ihre Krankheit zu besiegen.

Stefan Morsch wurde nur 17 Jahre alt. Am 17. Dezember 1984 starb der Birkenfelder im Fred Hutchinson Krebsforschungszentrum in Seattle (USA) an den Folgen einer Lungenentzündung.Sein Tod war nicht umsonst

Doch sein Tod sollte nicht umsonst gewesen sein. Im Sommer 1984 hatten die US-Ärzte nämlich dem an Leukämie (Blutkrebs) erkrankten Stefan Morsch als erstem Patienten aus Europa das fremde Knochenmark eines nicht-verwandten Spenders aus England übertragen - es war seine letzte Überlebenschance gewesen."Auch wenn Stefan gestorben ist, so galt aus medizinischer Sicht die Transplantation als geglückt", erinnert sich sein Vater Emil Morsch zurück. Waren die Fachmediziner in Europa zuvor noch der Auffassung gewesen, dass die Transplantation von fremden Knochenmark nicht erfolgreich sein würde, so setzte sich diese Methode fortan weltweit durch.Doch die Chance auf Heilung bleibt bis heute mit einem Problem verbunden: Die Leukämiekranken müssen einen geeigneten Spender finden, dessen Knochenmark die gleiche Genstruktur wie die des Patienten aufweist, was bei den Millionen von Kombinationsmöglichkeiten manchmal der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen gleicht."Nach Stefans Tod haben sich viele Leukämiekranke an mich gewandt und mich um Hilfe gebeten", sagt Emil Morsch, für den sich eine logische Konsequenz ergab: Der Aufbau einer funktionsfähigen Knochenmark-Spenderdatei war in Deutschland dringend notwendig.Zusammen mit Ehefrau Hiltrud gründete Morsch deshalb 1986 die gemeinnützige Stefan-Morsch-Stiftung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, leukämiekranken Menschen bei der Suche nach einem geeigneten Spender schnellstmöglich zu helfen. Weil die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung von Stefan Morsch übernommen hatte, standen damals als Startkapital rund 800 000 Mark zur Verfügung, die für die Rettung von Stefan gespendet worden waren. "Kein einziger Spender hat damals sein Geld zurückgefordert", blickt Emil Morsch, der ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende, auf die Anfänge der Stiftung zurück.Mit zwei Beschäftigten und einem kleinen Zimmer im alten Birkenfelder Stadthaus hat 1986 der Aufbau der ersten deutschen Knochenmark-Spenderdatei begonnen. Heute sind inklusive Labor-Personal über 40 Männer und Frauen bei der Stefan-Morsch-Stiftung angestellt. "Mittlerweile umfasst unsere Datei 250 000 potenzielle Knochenmark-Spender", sagt Emil Morsch. Tausende freiwillige Spender, darunter auch bekannte Politiker oder prominente Sportler, haben sich in den vergangenen Jahren einem Bluttest unterzogen und an den Typisierungs-Aktionen der Stiftung teilgenommen, mit denen die Gewebemerkmale des Blutes festgestellt werden. "Wir vermitteln pro Jahr rund 100 Knochenmark-Spender", verweist Emil Morsch auf die lebensrettenden Erfolge der Stiftung, die in der Vergangenheit weitere Großprojekte realisiert hat.Stiftung auch im Ausland aktiv

"Ein Meilenstein war sicher der Aufbau der Knochenmarkstransplantationsklinik mit 14 Plätzen in Idar-Oberstein", sagt Morsch. 1997 kam ein Analyselabor in Birkenfeld hinzu. Dadurch, dass alles unter einem Dach bleibt, spart die Stiftung, die von Geldspenden abhängig ist, Kosten und bleibt unabhängig.Zudem unterstützt die Stiftung auch den Aufbau von Spenderdateien im Ausland. So wurden in den vergangenen Jahren Projekte in Polen, in Syrien, der Türkei oder im russischen St. Petersburg betreut. Dass die Aufgaben der Stefan-Morsch-Stiftung so vielfältig sein würden, damit habe man zu Anfang nie rechnen können, betont Morsch.Alles zu tun, um Leben zu retten, Spender zu finden und die Patienten und deren Angehörige zu unterstützen - das war das Ziel, das sich Emil und Hiltrud Morsch nach dem Tod ihres Sohnes gestellt hatten. Und manchmal ist Emil Morsch auch stolz auf das, was er und seine Frau bewegt haben. "Wenn bei den Spender-Patienten-Treffen Menschen aus aller Welt zusammen kommen und man sieht, dass durch unsere Hilfe eine Heilung der Krankheit möglich ist, dann ist das schon ein schönes Gefühl."

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