Die zweijährige Anna kriecht behende durch den langen Schaumstoffschlauch, weitere muntere Turnmäuse folgen ihr flugs durch den weichen Tunnel. Das Herumtollen in der Grundschulturnhalle macht den Kleinen so richtig Spaß, und auch die Mütter sitzen nicht tatenlos daneben. Denn die Turnstunde "Mutter und Kind" lässt Groß und Klein gemeinsam sportlich sein. Mütter und auch Omas genießen mit den Jüngsten die bewegungsreichen Stunden in geselliger Runde. Doch auch die "Alten" sind mit Eifer bei der sportlichen Sache und wollen das Körpertraining bei Gymnastik, Ballspiel und Laufen nicht missen. Sie alle gehören dem "Turnverein Bernkastel-Kues 1906" an, der auf 100 Jahre zurückblickt. Der Breitensportverein bietet eine Vielzahl verschiedener Sportarten an - von der Gymnastik für Männer, Gymnastik (Aerobic) für Frauen, dem Mutter- und Kind-Turnen, dem Kinderturnen für Kinder von drei bis zehn Jahren sowie Turnen und Gymnastik für Teens, Volleyball und Wirbelsäulengymnastik über Hatha Yoga und Wandern bis hin zu Walking und Nordic Walking. Im Mittelpunkt der Vereinsarbeit habe seit Anfang an die Förderung der Jugend gestanden, betont Vorsitzender Peter Klöckner. Gerade die große Anzahl der jugendlichen Mitglieder beweise, dass der Verein es mit seinem Angebot versteht, die jungen Leute für Turnen, Sport und Spiel zu begeistern. Aber nicht nur diese Altergruppen fühlen sich in der großen Turngemeinschaft wohl. "Ich bin seit 1979 in der Gymnastikriege aktiv", erklärt Ruth Schmitz. Katharina Minnich turnt schon seit fast 50 Jahren in der Frauengymnastikgruppe. Die beiden über 80-Jährigen versäumen keine wöchentliche Turnstunde: "Denn wir wollen auch im Alter noch körperlich fit bleiben." Und auch die Geselligkeit ist für die beiden Aktiven ein Grund, dem Verein treu zu bleiben. Wobei Frauen erst seit 1932 mit einer Turnerinnenriege den Verein verstärkten und einige der weiblichen Mitglieder damals im Feldhandball ihre Stärke zeigten. Jean Brüning, Turnwart des Koblenzer Turnvereins, hatte 1906 nach seinem Umzug nach Bernkastel-Kues die Idee, auch hier einen Turnverein ins Leben zu rufen. Bereits im ersten Jahr seiner Gründung zählte der Verein 203 Mitglieder, die sich zweimal wöchentlich zur Körperertüchtigung in der "Kaiserhalle" trafen. Höhen und Tiefen erlebte der Turnverein, Kriegs- und Besatzungszeiten legten das Vereinsleben fast lahm. Doch es ging wieder aufwärts. Das Angebot wurde stark erweitert, es gab zeitweilig eine Volkstanzgruppe unter Willi Sonnen sowie eine Ski-, Fecht- und Faustballabteilung. Und mit dem Bau der neuen Gymnasialturnhalle standen ab 1960 auch bessere Trainingsmöglichkeiten zur Verfügung. Eng mit der Erfolgsgeschichte des Turnvereins verbunden ist der Name Heinz Kaarow. Der ehemalige Grundschulrektor war von 1963 (mit Unterbrechung von vier Jahren) bis 1990 Vorsitzender. Er hat den Verein maßgeblich geprägt. Kaarow hat sich unermüdlich für die Förderung der Sportjugend engagiert. Auch Herbert Menzel, in verschiedenen Ämtern tätig und 25 Jahre lang Schriftführer, verdankt der Verein großes ehrenamtliches Engagement. Kaarows Nachfolger wurde 1990 Peter Klöckner, der sich als Vorsitzender bis heute für die Belange des Vereins einsetzt. Seit 1966 steht den Turnvereinmitgliedern auch die Schulturnhalle der Grundschule zur Verfügung, die bis heute für verschiedene Disziplinen genutzt wird. "Eine solch zentrale Halle mitten im Ort ist besonders für die Familien sehr wichtig", weiß Ursula Seippel. Zum Gala-Abend am 13. Mai ab 19 Uhr in der Güterhalle ist jeder eingeladen.