Auf Wieder-Lesen

Mit einer neuen Spitze und neuem Elan will die Stefan-Andres-Gesellschaft das Andenken eines der bedeutendsten Schriftsteller der Region Trier auf eine breitere Basis stellen. Vor allem über die Schulen soll das Werk des Moselaners einen größeren Bekanntheitsgrad finden.

Schweich. "Wir müssen es schaffen, dass Stefan Andres wieder mehr gelesen wird". Wolfgang Keil, neu gewählter Präsident der Andres-Gesellschaft, skizziert die Aufgabe seines Vereins für die nächsten Jahre ebenso klar wie knapp. Seit dem Bau des Stefan-Andres-Brunnen in Schweich im Jahr 1978 setzen sich engagierte Bürger und Wissenschaftler für den einst berühmten und zeitweise fast vergessenen Schriftsteller ein. Die Erfolge sind bemerkenswert: Sein Geburtsort Trittenheim hat ihm ein Denkmal gewidmet, Schweich benannte eine Schule nach ihm, sein späterer Wohnort Leiwen taufte eine Straße auf seinen Namen. Es gibt einen Stefan-Andres-Wanderpfad, ein Museum, eine Briefmarke, einen renommierten Stefan-Andres-Schriftstellerpreis. Nur gelesen hat ihn kaum jemand. Das soll sich ändern. Nachdem mit der Roman-Trilogie "Die Sintflut" der erste Band der Werksausgabe erschienen ist, will der Verein "diesem 900-seitigen Opus Magnum einen Weg in die Leseöffentlichkeit bahnen", wie die Mitgliederversammlung beschlossen hat. Zumal in den nächsten Jahren weitere Bände diess produktiven Schriftstellers erscheinen sollen.Wolfgang Keil und seine neuen Mitstreiterinnen Anita Kruppert (Vizepräsidentin) und Alexandra Max (Öffentlichkeitsarbeit) wollen gemeinsam mit den verbleibenden Vorständlern Begleitprojekte organisieren - in Zusammenarbeit mit dem scheidenden Vorsitzenden, dem Trierer Literatur-Professor Georg Guntermann, der die Edition wissenschaftlich betreut. Keil denkt dabei vor allem "an die Schulen zwischen Saarburg und Traben-Trarbach". Auszüge aus Andres' Werken sollen so maßgeschneidert werden, dass sie sich als Lektüre "von der Grundschule bis zum Abi" eignen. Die Initiative hat einen Namen: "Andres lesen - Literatur und Leute verstehen". Auch die Andres-Ausstellung im Niederprümer Hof soll belebt werden - Cornelia Pelzer und Emil Negelen sind als Leiter bestellt worden. Dass die Gemeinde Schweich auch über andere Nutzungen nachdenkt, hält Wolfgang Keil für "unbedingt sinnvoll", das Gebäude biete für mehrere Kultur-Institutionen Platz. Mit deutlich erweitertem Umfang erscheinen die von Hermann Erschens herausgegebenen "Mitteilungen der Stefan-Andres-Gesellschaft" mit Studien zum Werk des Schriftstellers.Eine leichte Aufgabe haben die "Neuen" nicht übernommen. "Selbst hochgeschätzte Kollegen kennen kaum noch was von Stefan Andres", fürchtet Wolfgang Keil. Er muss es wissen: Er war Studienleiter für Deutschlehrer. Infos und Kontakt im Internet: www. stefan-andres-gesellschaft.deZur PersonStefan Andres wurde 1906 als Müllersohn im Dhrontal geboren. Um seine aus einer jüdischen Familie stammende Frau zu schützen, zog er 1933 nach Positano bei Neapel. Seine Novelle "El Greco malt den Großinquisitor" (1935) und die Kindheitserinnerungen "Der Knabe im Brunnen" (1953) sind seine bekanntesten Veröffentlichungen. In den 50er Jahren viel gelesen, war er einer der ersten, die sich mit der Nazi-Zeit literarisch auseinandersetzten. Sein tiefer Glaube führte dazu, dass er bisweilen zu Unrecht als klerikaler Schriftsteller eingestuft wurde. Er starb 1970 in Rom.

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