Das Herz jubelt

TRITTENHEIM. Wein und Musik ergänzen sich prima. Im Weindorf Trittenheim, wo am Wochenende, 10./11. Mai, die Feierlichkeiten des 100. Geburtstages beginnen, sieht man dies ebenso.

 Jeden Freitag treffen sich die Mitglieder des Musikvereins "Trithemius" Trittenheim zur Probe.Foto: Hans-Josef Loch

Jeden Freitag treffen sich die Mitglieder des Musikvereins "Trithemius" Trittenheim zur Probe.Foto: Hans-Josef Loch

"Wennich von meinem Heimatdorf Horath auf den Hunsrückhöhen vorbei anden Schieferhängen ins Moseltal fahre, dann jubelt mein Herz",sagt Wein- und Musikfreund Erwin Nehren. Er ist seit 1998 Dirigent des Musikvereins "Trithemius" Trittenheim. Der klangvolle Beiname der Kulturbotschafter des Dorfes erinnert an den großen Gelehrten Johannes Trithemius und späteren Abt des Hunsrückklosters Sponheim und des Schottenklosters St. Jakob zu Würzburg, der am 1. Februar 1462 in Trittenheim geboren wurde.

Obwohl zurzeit nur zwei Dutzend Aktivisten musizieren, sorgen diese bei kirchlichen und Gemeindefesten sowie Gastauftritten für den guten Ton. Doch es gab noch schwierigere Zeiten: Sechs junge Trittenheimer äußerten im August 1902 im alten Stiftungshaus hinter der Kirche den Wunsch, eine Musikkapelle zu gründen. Um das Musizieren zu lernen, legten sie jeden Sonntag 15 Kilometer von ihrem Heimatort nach Monzel zu Fuß zurück, um dort vom ersten Dirigenten Matthias Zenz unterrichtet zu werden. An Kaiser Wilhelms Geburtstag im Januar 1903 hatten die sechs ihren ersten offiziellen Auftritt, zu dem sie natürlich per pedes gelangten.

Die Zeiten haben sich geändert: Heute kommt der musikalische Leiter zu den Musikern. Wie froh sie mit Erwin Nehren sind, drückt der erste Trithemius-Vorsitzende Thomas Monzel so aus: "Der harmoniert mit den Erwachsenen und kann mit den Jugendlichen, die sich von ihm richtig angepackt fühlen, weil er deren Sprache spricht." Zurzeit befinden sich zwölf Jugendliche in der Ausbildung. Einer der Ausbilder heißt Erwin Nehren, die anderen sind Pädagogen der Kreismusikschule und private Lehrer.

Das Repertoire der Trittenheimer Kapelle reicht von Konzertstücken bis hin zu feierlichen, fröhlichen und schwungvollen Stücken. Mit Klängen aus ihrem reichhaltigen "Melodien-Koffer" geleiteten sie vor ein paar Jahren den ersten Trittenheimer Weinkönig, der ebenfalls im richtigen Leben Majestät ist, auf seinen "Thron", und im letzten Jahr umrahmten die Musiker auf ihren Blech- und Holzinstrumenten eine Veranstaltung von Hyundai-Managern in Trittenheim.

Partnerverein kommt aus dem Illertal

"Da im Augenblick unsere Zukunft wegen knapper Besetzung nicht so rosig aussieht, wäre es gut, wenn frühere Musikanten sich wieder dem Verein anschließen würden", sagt die zweite MV-Vorsitzende Corinna Schmitt. Eine Musikantin, die in Trittenheim einheiratete und Querflöte spielt, haben sie schon gewonnen.

Seit Anfang der 70er Jahre besteht eine Partnerschaft mit den Musikanten aus Erolzheim im Illertal. Dorthin fahren die Weinland-Musiker alle vier Jahre zum Heimat- und Bierfest, wo sie auch ihr musikalisches Können zum Besten geben. Doch der Verein beschränkt sich nicht auf die Musik: Seit drei Jahren amüsieren sich die Aktiven beim Nachtumzug in Kruchten und an Christi Himmelfahrt ist Grillen mit der gesamten Musikfamilie angesagt. Die Jugend, die sich im Verein wohl fühlt, kommt ebenfalls nicht zu kurz. Mit ihr unternimmt Jugendbetreuer Klemens Monzel Wanderungen oder schlägt auch mal ein Zeltlager auf. Von den jungen Leuten, die den Zusammenhalt schätzen und die mit Spaß und Freude musizieren, ist bis auf einen Punkt nur Positives zu hören. Dieser Punkt, das Bedauern, dass sie nicht bei jedem Auftritt die Stücke spielen, die ihnen gefallen, könnte dann Vergangenheit sein, wenn die zwölf Auszubildenden auftrittsreif sind. Einstieg in die Feierlichkeiten zum 100. "Trithemius"-Geburtstag ist am Samstag, 10. Mai. Nach einem Gottesdienst in der Pfarrkirche, findet ein kleiner Konzertabend mit Ehrungen im Jugendheim statt. Das große Weinfest im August steht ebenfalls im Zeichen des 100. MV-Geburtstages. Dann wird es wieder heißen, wie einst ein Sänger textete: "Vinum mosellanum est omni tempore sanum!" (Moselwein zu jeder Stund', höchst bekömmlich und gesund!). Moselmusik, gespielt von den Trittenheimer Musikanten, hat die gleichen Eigenschaften, davon sind die Aktiven überzeugt. Und so kommen zum großen August-Event neben Vereinen aus dem Umland die Freunde aus Erolzheim.

Mitspielen werden dann auch Franz-Josef Fritsch und Klaus Mattes-Schulz, die ihren "Trithemius" die Hälfte seines Auf-und-ab-Lebens begleitet haben. Mattes-Schulz, seit 1947 aktiv, hatte sich letztes Jahr eine Auszeit genommen.

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