Der Chor, der sich was traut

WITTLICH. Vom Bass bis zum Sopran gut besetzt: Der Kirchenchor von St. Markus hat keine Nachwuchssorgen und zu besonderen Projekten kommt Unterstützung aus anderen Chören. So auch im Mai zur Aufführung von Mozarts Krönungsmesse und Bachs "Eine feste Burg ist unser Gott".

Für Laiensänger, wie es die Aktiven des Kirchenchores von St.Markus nun mal sind, haben es die beiden für das Konzertausgesuchten Werke in sich. Bachs Kantate und MozartsKrönungsmesse sind nicht nebenbei zu erlernen. Und so kommt es,dass seit rund einem Jahr zu den üblichen wöchentlichen ProbenSonderschichten eingelegt werden müssen. Müssen? Davon kann keine Rede sein. Gerade die Zusatzproben, einmal im Monat am Samstagnachmittag haben sich als eine Art Bonbon erwiesen, zu dem die Aktiven Kaffee, Kuchen und Häppchen mitbringen und in den Pausen so manche Freundschaft festigen oder neu schließen.

Davor und danach wird hart gearbeitet. Seit einem Jahr sind bei dem Projekt 15 zusätzliche Stimmen aus anderen Chören unterstützend dazugekommen. "Für unsere Region stellen Mozarts Krönungsmesse und die Bachkantate schon eine besondere, selten angebotene Herausforderung dar", sagt Chorleiter Reinhold Schneck. Werner Bühler nickt. "Die Disharmonien in polyphoner Musik richtig zusammenzubauen, das ist nicht so einfach für uns."

So proben die Sänger samstags unter der Mithilfe von Detlef Boor, dem Dreiser Kirchenchorleiter, einem "wunderbaren Autodidakten", wie Schneck anerkennend feststellt. Die Solisten zum Konzert sind "Zugereiste": Bernd Kämpf (Bass), der Chorbeauftragte des Bistums, ist ein langjähriger Freund Schnecks und war ihm dabei behilflich, die anderen Solisten zu finden.

Im Stammchor singen fleißig ganze Familien mit, so neunmal Boor und viermal Schneck, der jüngste unter ihnen Jonas Schneck mit gerade mal zehn Lenzen. Alois Breuer ist inzwischen bereits 60 Jahre dabei. Da wundert es nicht, dass alle Stimmlagen gut besetzt sind und Nachwuchssorgen unbekannt. Obwohl sich das auch rasch wieder ändern kann, wie Schneck als Leiter von gleich vier Chören in der Pfarrei aus Erfahrung weiß.

"Da brauchen nur die, die jetzt 15, 16 sind, wegen ihrer Ausbildung aus Wittlich wegzugehen." Deshalb freut sich der Chor über jeden neuen Interessenten. Wer Schneck einmal an der Orgel erlebt hat, der weiß: Er schafft es, auch dem größten Gesangsmuffel die Freude am eigenen Singen zu vermitteln, frei nach dem Motto "Geht nicht, gibt's nicht."

Erst zu Weihnachten hatte der Chor einen großen Auftritt im Rundfunk, die Christmette wurde live übertragen. Im vergangenen Sommer sang der Chor mit den Pleinern im Trierer Dom, und traditionell fährt er jedes Jahr zum Dekanatssingen. Als sehr bereichernd erlebten die Mitglieder die Zusammenarbeit mit einer bolivianischen Musikgruppe, die bereits mehrmals stattfand. Die "Missa de Solidaridad" im Stil bolivianischer Musik traf auf begeisterte Zuhörer.

Obwohl als offizielles Gründungsjahr 1834 angegeben ist, existierte der Chor schon früher. ReinholdSchneck hat im Archiv der Pfarrei einen schriftlichen Beleg über Zahlungen an Chorsänger aus dem Jahre 1770 entdeckt. Damals war mit dem Kirchengesang offenbar ein bescheidenes Zubrot zu verdienen.

Die Frage, warum bis heute auch die jungen Leute so zahlreich im Chor singen, beantwortet die 18-jährige Anne Boor so: "Ich habe schon in der Mädchenschola (heute ein gemischter Kinderchor, Anmerkung der Redaktion) mitgesungen. Als ich dafür zu alt wurde, wollte ich einfach weitersingen." Das Repertoire gefällt ihr immer noch, die alten Freundschaften wurden weitergepflegt, und so vererbt sich der Gesang von Generation zu Generation.

Der Termin für das Konzert mit Mozarts Krönungsmesse und der Bachkantate - auch die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg wirkt mit - ist Sonntag, 11. Mai, um 18 Uhr in der Pfarrkirche St. Markus. Vorverkauf: im Pfarrbüro, Eine-Welt-Laden und bei der KEB.

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