Die "Rentnerband" ist stets parat

KLEINICH. Vereine leben von den kreativen Ideen ihrer Mitglieder. Im Heimat- und Verkehrsverein Kleinich sind es die aktiven Rentner, ein agiles Frauenteam und ruhelose Vereinsmeier, die gemeinsame Interessen vorantreiben.

Im Kirchspiel hatten Ende der 70er Jahre sieben Landwirte die zündende Idee, "Ferien auf dem Bauernhof" anzubieten. Allein die Anlaufstelle für die Gäste fehlte. Dies veranlasste 26 Kleinicher, am 17. Oktober 1980 unter der Führung des späteren Vorsitzenden Julius Wedertz einen Heimat- und Verkehrsverein zu gründen. Den Verein gibt es noch, die Erholung auf dem Land schlief allerdings bald ein, da viele Menschen ihre Wohnungen damals noch an die Amerikaner vermietet hatten. An die Anfänge kann sich Rolf Göbel noch gut erinnern. Auch daran, dass die Vereinsgründer nicht mit leeren Händen begannen. Der Grundstock für die Einrichtung einer "Heimatkundlichen Sammlung" war in Form von Büchern und Archivmaterial vorhanden. Die alten Sachen wurden in der Mühle Oberkleinich untergebracht, die erst von der Mühlengesellschaft gepachtet und im Frühjahr 1993 von den 25 Anteilseignern erworben wurde. Schon 1981 gründete sich eine sechsköpfige so genannte "Rentnerband", ein Arbeitsteam, das eineinhalb Jahre lang jeden Samstag von 14 bis 17 Uhr im "Kirchspiel-Museum" verputzte, ausbesserte, rackerte. Als Lohn gab es zwei Bier, bezahlt aus der Vereinskasse. In jener Zeit putzten die Sechs ebenfalls Klinken, um Fotos, Werkzeuge oder alte Gegenstände, die man früher in der Landwirtschaft nutzte, zu sammeln. Die Altertümchen finden vor allem Bewunderer beim Mühlenfest, das die Heimatfreunde am landesweiten Museumstag, der alle zwei Jahre ist, feiern. Dieses Jahr ist es am 16. Mai wieder soweit. Eine Attraktion des mit knapp 25 Jahren noch jungen Vereins ist die Dämpfkolonne, die im Frühjahr 1988 instandgesetzt wurde. Nach der Wiederbelebung hatte sie ihren ersten Einsatz beim "Kromberefest". Mit diesem nostalgischen Monstrum, das früher im Herbst in jedes Dorf kam, wurden in jeweils zwei großen Kesseln mit je sechs Zentnern Fassungsvermögen große Mengen Kartoffeln mit Wasserdampf gegart. "Zukünftig wird die Maschine wegen ihrer Einmaligkeit nur maximal fünfmal jährlich eingesetzt", sagt Friedhorst Kirst, seit 1987 Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins. Vielleicht wird der Traum, den Ex-Kassierer Emil Weber bei einem Mundartabend hatte, Wirklichkeit: einmal im Leben mit der Dämpfkolonne durchs Brandenburger Tor fahren. Kirst weist darauf hin, dass neben der männlichen Arbeitsgruppe, in der mittlerweile nicht nur Rentner wirken, ein agiles, seit zehn Jahren bestehendes Frauenteam besonders bei den Veranstaltungen mit Kochkünsten auf sich aufmerksam macht. "Bei uns kommen keine Dosensuppen auf den Tisch, sondern Frischprodukte", sagt Renate Kirst vom Frauenteam. Dabei ist auch immer die 86-jährigen Helene Röhrig, eine der ältesten Kleinicher, die auch in der Volkstanzgruppe mitwirkt. In ihrer selbst genähten Hunsrücker Tracht tanzt die Gruppe Walzer, Volkstänze und Rheinländer. Ein paar Worte müssten noch über die aktiven Rentner und die kreativen Vereinsmeier, die stets da sind, wenn der Verein sie braucht, gesagt werden, meint Friedhorst Kirst. Denn die Ruhelosen sorgen nicht nur für reibungslose Veranstaltungen, sie führten vergangenes Jahr ebenfalls größere Reparaturarbeiten an der 1981 gebauten Schutzhütte durch und erneuerten einige der 22 Hinweispfosten der vier Rundwanderwege des Kirchspiels. Vor einigen Wochen hat sich sich ein zwölfköpfiger Arbeitskreis "Chronik" gebildet, der alles Vergangene des Kirchspiels zusammenträgt. Im vergangenen Winter erreichte die Gemeinde die Zuschussbewilligung für die von ihr erworbenen Räumlichkeiten, die zu einer Kulturscheune umgebaut werden. Nach Fertigstellung wird der Heimat- und Verkehrsverein seine Großgeräte wie Dämpfkolonne und Leiterwagen dort unterstellen. Im nächsten Jahr besteht der Verein 25 Jahre. Dieses Jubiläum will man vom 1. bis 3. Oktober unter anderem mit Dreschvorführungen und natürlich der Dämpfkolonne gebührend feiern.

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