Ein Pferd ohne Leder

BENGEL. Der Turn- und Sportverein 1905 Bengel feiert am Wochenende, 10./11. Juli, sein 100-jähriges Bestehen. Tradition und Wandlung zum modernen Sportverein kennzeichnen die Vereinsgeschichte.

11. Juli 1905: 17 junge Bengeler gründen den "Turnverein Germania Bengel". Ein Jahr später wird der TG Mitglied in der "Deutschen Turnerschaft", Verband Mittelmosel-Saargau und der "Freien Vereinigung der Moselvereine", den Dachorganisationen von damals. 1909 wird unter Beteiligung zahlreicher Brudervereine aus Bullay-Alf, Zell, Traben-Trarbach und Wittlich die erste Vereinsfahne geweiht. Die ersten Turnstunden finden im Saal des Gasthauses Pütz statt. Das erste eigene Turngerät ist ein Reck, von den Nachbarn aus Bullay-Alf geschenkt. Die Wiese "Auf'm Acker" am Alfbach ist die erste Heimspielstätte des TG. Sie kann nur im Spätherbst und Winter genutzt werden, sonst wäre der Schaden für die Heuernte zu groß, denn deren Verkauf bringt sichere Einnahmen für die Vereinskasse. Umbenennung im Jahre 1947

Der Krieg reißt tiefe Wunden, danach geht es im Saal des Gasthauses Finkelmeyer weiter. Ein mit Segeltuch überzogenes Pferd hilft als Turngerät aus, das Leder war ihm im Krieg abgezogen worden. Erstmals beim Gauturnfest in Enkirch stellt Bengel eine Musterriege und gewinnt. In den folgenden Jahren ist sie bei vielen Vereinsfesten in der Umgebung ein gern gesehener Gast. Wanderpreise, wie die Standarte des damaligen Kreises Wittlich und die Jahnbüste, zeugen heute noch von vielen Siegen in dieser Zeit. Neben Geräteturnen wird Faustball, Handball und Fußball gespielt. Auch die Leichtathletik ist in Bengel zu Hause. Nach dem Zweiten Weltkrieg kommt die Namensänderung. Am 26. Januar 1947 wird mit der Genehmigung der französischen Besatzungsmacht der "T.u.S. (Turn- und Sportverein) Bengel 05 e.V." gegründet. Turnen ist weiterhin die dominierende Sportart mit großen Erfolgen bei Gauveranstaltungen, Bezirks- und Landes- und Deutschen Turnfesten (1953 Hamburg, 1958 München, 1963 Essen, 1968 Berlin, 1973 Stuttgart, 1978 Hannover, 1983 Frankfurt, 1987 Berlin, 1990 Bochum/Dortmund, 1994 Hamburg, 1998 München und 2002 Leipzig) sowie Landesmeisterschaften. Daneben wird Fußball, Handball und Volleyball gespielt. 1961 beginnt der Bau des Sportplatzes neben der damals neuen Schule. 1972 wird die Sporthalle Bengel fertig gestellt, 2003 eine Beach-Volleyballanlage neben der Turnhalle. Eine feste Größe im Alftal

2004 übernimmt Marcus Diedrich den Vereinsvorsitz. Seine Anmerkungen zum TuS von heute: "Wohl kaum haben die Gründungsväter 1905 die Entwicklung des heutigen TuS voraussehen können. Der Ursprungsgedanke von Turnvater Jahn, die körperliche Ertüchtigung, ist wie in kaum in einem anderen Verein verwirklicht worden. Der TuS Bengel ist heute ein Breitensportverein." Die Öffnung des Vereins für die verschiedensten Sportarten habe dazu geführt, dass der TuS mit 450 Mitgliedern zu einem der größten Sportvereine im Alftal herangewachsen sei. Diedrich: "Trotz seiner Größe sind die wesentlichen Werte wie Idealismus, Freundschaft und Einsatzfreude durch unermüdlich fleißige Übungsleiter, ein fachkundiger Vorstand und treue Mitglieder erhalten geblieben."

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