"Mädchen für alles"

Ihre Aufgaben sind vielfältig und verantwortungsvoll. Daher wissen die "Unternehmer-Frauen im Handwerk" es zu schätzen, sich in ihrem Arbeitskreis der Kreishandwerkerschaft austauschen und weiterbilden zu können.

 Die Unternehmer-Frauen im Handwerk sind nicht einfach nur Frauen oder Töchter von Unternehmern: Sie packen auch selbst in den Betrieben tagtäglich mit an. Auf dem Foto, aufgenommen in der Kreishandwerkerschaft Wittlich, demonstrieren das (von links): Vorsitzende Annette Roth (Metallbau, Monzelfeld), Schriftführerin Evelyn Löwen (Elektrobetrieb, Kröv), Kassenwart Daniela Weber (Kremer Haustechnik, Eisenschmitt), Zweite Vorsitzende Melanie Luxemburger (Schreinerei, Mülheim) und Beisitzerin Monika Reichert (Zimmerei, Kommen). TV-Foto: Ursula Schmieder

Die Unternehmer-Frauen im Handwerk sind nicht einfach nur Frauen oder Töchter von Unternehmern: Sie packen auch selbst in den Betrieben tagtäglich mit an. Auf dem Foto, aufgenommen in der Kreishandwerkerschaft Wittlich, demonstrieren das (von links): Vorsitzende Annette Roth (Metallbau, Monzelfeld), Schriftführerin Evelyn Löwen (Elektrobetrieb, Kröv), Kassenwart Daniela Weber (Kremer Haustechnik, Eisenschmitt), Zweite Vorsitzende Melanie Luxemburger (Schreinerei, Mülheim) und Beisitzerin Monika Reichert (Zimmerei, Kommen). TV-Foto: Ursula Schmieder

Wittlich. So verschieden ihre Betriebe sind oder die Aufgaben, die sie dort wahrnehmen, so verschieden sind die Frauen selbst. Doch eines bringt die "Unternehmer-Frauen im Handwerk" gleichermaßen in Fahrt: wenn ihre Leistung nicht gewürdigt wird. Annette Roth, Metallbau Roth, Monzelfeld, nennt als Beispiel das "Damenprogramm" bei Fachveranstaltungen: "Das interessiert doch die Frau aus dem Handwerk nicht." Melanie Luxemburger (Mülheimer Schreinerei) hat sogar erlebt, dass Männer sich für "Frauen"-Seminare interessieren. Als ein Lieferant auf ihre Anregung über Platten-Holzwerkstoffe informierte, saßen beim Zweit-Termin 30 Prozent Männer in den Reihen. Vor Jahrzehnten wäre das wohl undenkbar gewesen, meint Evelyn Löwen, Nachrückerin im elterlichen Elektrobetrieb. Sie kennt noch den Spruch, mit dem wissbegierige Handwerkerfrauen oder -töchter abgespeist wurden: "Den Firlefanz brauchst du nicht - du bist schlau genug."Nach Ansicht der Frauen ist Bildung aber das A und O. "Lebenslanges Lernen sichert unsere Zukunft", lautet ihr Motto. Viele von ihnen hätten ohne zusätzliche kaufmännische Ausbildung, Abendkurse oder Seminare keine Chance gehabt. Fachliche Voraussetzungen müssen da sein

"Gewisse fachliche Voraussetzungen müssen da sein, sonst kann ich kein Kundengespräch führen", sagt Roth. Hinzu kommen die immer schwierigeren Anforderungen sowie gesetzliche oder steuerliche Änderungen. "Uns sind da schon manches Mal Augen und Ohren aufgegangen", erinnert Monika Reichert an die für die soziale Absicherung der Unternehmerfrauen so wichtige "Sozialstatusprüfung".Sie selbst hatte als Steuerfachgehilfin solides Fachwissen eingebracht, als sie mit ihrem Mann die Schreinerei der Schwiegereltern in Kommen übernahm. Ähnlich wie Daniela Weber, der es als Groß- und Einzelhandelskauffrau mit 13 Jahren Berufspraxis nicht schwer fiel, im elterlichen Betrieb, Kremer Haustechnik in Eisen-schmitt, einzusteigen. Als einzige Frau in der Wittlicher Innung fühlt sich die heutige Chefin aber "ein bisschen belächelt". Daher fährt ihr Mann, ein Elektroinstallationsmeister, zu den Innungsversammlungen, und sie zu den Treffen der Unternehmer-Frauen. Dort könnten sie sich austauschen, von den Erfahrungen der anderen lernen: "Da nimmt man immer was mit." Für Reichert sind die Unternehmer-Frauen, dar-unter auch Konkurrenten, wie Arbeitskollegen, die sie ja nicht habe. Aber der Austausch ist nicht alles: In Seminaren machen sie sich fit in "Rating" oder "Inkasso-Verfahren" und trainieren den Umgang mit Banken oder Kundenreklamationen.Denn meist sind die Frauen die ersten Ansprechpartner - auch für die Mitarbeiter. Wer zum Arzt müsse oder Urlaub brauche, komme zuerst zu ihr, erzählt Luxemburger. Die in den Betrieb eingeheiratete Fleischereifachverkäuferin hatte sich, nachdem sie "ins kalte Wasser gesprungen" war, über die Abendschule fortgebildet und Buchführungskurse besucht. Auch Roth hatte andere Pläne: Sie wollte den Bauernhof der Eltern übernehmen und hatte den Gehilfenbrief schon in der Tasche. Als sie ihren Mann kennen lernte, hing sie eine Einzelhandelskaufmannslehre an. Ihre heutigen Aufgaben bringt sie mit zwei Extremen auf den Punkt: "Vom Gucken, ob der Lehrling die Schnürsenkel gebunden hat, bis zum Unterschreiben von Krediten." Man sei eben "Mädchen für Alles", so Weber, und nebenbei ja meist auch noch Mutter und Ehefrau. Info:Name: Unternehmer-Frauen im Handwerk Kontakt: Arbeitskreis der Kreishandwerkerschaft Bernkastel-Wittlich, Händelstraße 59, Telefon 06571/4039, E-Mail khs-bks-will@das-handwerk.de.Ziele: Stetige Weiterbildung, Erfahrungsaustausch, Netzwerk-Nutzung, Integration in die Handwerksordnung und Akzeptanz des Berufes. Angebote: Praxisorientierte Seminare und Vorträge (Programm: Kreishandwerkerschaft, auch für Nichtmitglieder), monatliche Treffen, Ausflüge. Netzwerk: Bundesweit sind 7000 Frauen in 160 Arbeitskreisen organisiert: www.bv-ufh.de.

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