Maniküre, Pediküre, Zähneputzen

DREIS. Die Hauptakteure der großen Landesverbandsschau der Kaninchenzüchter in Dreis nahmen das Ereignis recht gelassen. Nach Farbe, Größe und Rasse geordnet lagen rund 1200 Tiere aus mehr als 80 Rassen in ihren Käfigen und ließen schlafend oder mümmelnd die Besuchermassen an sich vorbei ziehen.

"Man sieht sie aufwachsen, man pflegt und hegt sie", sagt Norbert Pitsch. Der Vorsitzende des Kreisverbands Mittelmosel der Deutschen Kaninchenzüchter aus Longkamp hat Freude an seinen Tieren. Diese Begeisterung teilt er mit seinen zwei Töchtern Michaela und Eva-Maria, die auch beide mit ihren Tieren Siege bei der Landesmeisterschaft in Dreis erreichen konnten. Insgesamt 78 Kaninchen werden von der Familie Pitsch gepflegt, jedes von ihnen in einer eigenen Bucht, wie die Fachleute die Käfige nennen. Die Regeln, nach denen ein Tier beurteilt wird, sind genau festgelegt. Da gibt es zum einen das Gewicht: für jede Rasse ist ein Mindest-, ein Höchst- und ein Idealgewicht festgelegt. Auch der Körperbau ist ein wichtiges Kriterium. Walzenförmig soll das schönste Kaninchen aussehen. Neben der Berurteilung des Fells spielen rassespezifische Merkmale eine wichtige Rolle. Beurteilt werden beispielsweise die Ohren, die je nach Rasse hochstehen oder hängen - und meist recht lang sind. Rammler haben kein lustiges Triebleben

Natürlich fließt auch ein guter Pflegezustand in die Beurteilung ein. Wie der geprüft wird, erklärt der Landesvorsitzende des Kaninchenzüchter-Verbands Josef Groß: Ohrenkontrolle, Augenkontrolle und auch die Zähne müssen gesund und hübsch aussehen. Wer noch Grünzeug zwischen den Beißern hat, bekommt sie kurzerhand geputzt. Auch "Maniküre" und "Pediküre" sind für die Langohren vor den Schönheitswettbewerben selbstverständlich. Um Kaninchen zu züchten, muss man im Verein organisiert sein. Das Leben eines Rassekaninchens ist von der Zeugung bis zum Pokal streng reglementiert. Wer meint, dass ein Rammler ein lustiges Triebleben führt, der irrt. Bevor es zwischen Rammler und Häsin zur Sache geht, muss erst einmal ein Formular, eine so genannte Zuchtmeldung, ausgefüllt werden. Sind die kleinen Kaninchen dann auf der Welt, tritt der Tattoomeister des Vereins auf den Plan, so lange die Jungen noch bei ihrer Mutter sind. Er markiert die Jungtiere in den Ohren, wo zumeist ja viel Platz ist für die Kennzeichnung. Da wird vermerkt zu welchem Zuchtverband das Tier gehört, außerdem Geburtsmonat und Geburtsjahr und in welcher Zeile des Zuchtbuchs dieses Kaninchen eingetragen ist. Die hübschesten Tiere werden in Zuchtgruppen, Mutter mit drei oder vier Jungtieren, bei der Vereinsschau beurteilt. Die beiden besten schaffen es weiter über verschiedene Ebenen bis hin zur Bundesschau. "Kaninchenfleisch gehört zu den besten Fleischsorten"

Für ein Kaninchen ist es erstrebenswert, die notwendigen Punktzahlen zu erreichen - denn wer es bei der Selektion nicht schafft, hat nicht mehr lang zu leben. "Kaninchenfleisch gehört zu den besten Fleischsorten überhaupt", schwärmt Groß von einem Vorzug, den die Langohren auch nach ihrem Ableben noch besitzen. "Wir züchten aber nur, um einen Titel zu gewinnen", sagt er. Die vielen Besucher auf der Kaninchenschau in Dreis dürften wohl anderes im Sinn gehabt haben als das wohlschmeckende Fleisch. Vor allem Kinder bewunderten die Schönheit der Tiere. Etwa 80 verschiedene Rassen in vielen Farben waren zu sehen: in weiß, japanerfarbig-weiß, schwarz-weiß, graubraun oder gelb. Die Kaninchen kamen aus den Zuchtverbänden Südeifel, Dahlem, Dreis, Neroth, Wittlich, Monzelfeld und vielen anderen Orten des Landesverbands Rheinland-Nassau. Welches die schönste Farbe ist? Die kleine Leonie, selbst stolze Besitzerin zweier Zwergkaninchen, nimmt es damit nicht so genau. Ob schwarz, braun oder weiß, sie mag sie alle.

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