Stets bereit zum Retten

WITTLICH. Ob im Spätsommer beim großen Stromausfall oder im Januar 2003, als die Lieser fast über die Ufer getreten und Wittlichs Innenstadt voll gelaufen wäre: Im Katastrophenfall ergänzen technisches Gerät und das Know-How des Technischen Hilfswerks (THW) die Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdiensten.

Spannend und vielseitig sei die Arbeit beim THW, sagen die Mitglieder einhellig, und noch dazu könne man seinen Mitmenschen helfen: Gründe genug, sich zu engagieren. Denn die über Jahrzehnte so typische Klientel, aus der sich das THW rekrutierte, ist ein Auslaufmodell. "Wir machen im Moment einen Spagat", sagt der Wittlicher Ortsbeauftragte Axel Lamberti, "von der freigestellten Organisation hin zu einer freiwilligen." Früher stellten Wehrdienstverweigerer das Gros der Mitglieder. Lamberti gehört zu ihnen. Wer sich für eine bestimmte Zeit verpflichtete, seinem Volk in den Reihen des THW zu dienen, ersparte sich dadurch die Bundeswehr. Heute stoßen Interessenten bereits im jugendlichen Alter dazu und bleiben oft Jahrzehnte. Nachwuchssorgen kennt der Ortsverband Wittlich nicht: 28 Jungs und fünf Mädchen treffen sich alle 14 Tage und lernen bei spannenden Außenterminen wie man Brücken und Seilbahnen aus Stricken und Stämmen baut. Klingt phantastisch, dient jedoch alles bereits der Ausbildung: Im Notfall werden diese Fähigkeiten abgerufen, zum Beispiel bei der Großübung "Herbststürme", die kürzlich rund um die Behinderteneinrichtung Maria Grünewald stattfand. Da retteten THW-Mitarbeiter eine reglose Person aus dem Steinbruch - in diesem Fall jedoch nur ein Dummy. Frauen sind Mangelware. Das war schon einmal anders: Als Wittlich die Fachgruppe "Ortung" noch hatte, kamen Hundebesitzerinnen und trainierten ihre Vierbeiner im Aufspüren von Vermissten. Dann wurde umstrukturiert. Wegen der allgegenwärtigen Hochwassergefahr an der Mosel bekamen die Säubrenner zusätzlich zu dem in jedem Ortsverband vertretenen technischen Zug die Fachgruppe "Wassergefahr". Durch ein durchdachtes Modulsystem gewährleistet das THW eine höchstmögliche und flächendeckende Sicherheit für die Bevölkerung. "Wir werden nicht selbstständig tätig", erklärt Lamberti. Anfordern müssen Feuerwehr, Polizei, Bundesgrenzschutz oder der Zoll die Helfer. Dann rücken diese mit den jeweils benötigten Fachgruppen an ihren Einsatzort aus. Der kann schon mal in Ostdeutschland liegen, wie im Sommer 2002 beim Oderhochwasser. Die Wittlicher halfen im Wörlitzer Park, Lamberti im Chemiewerk in Bitterfeld. In Sachen Ausbildung ist Wittlich relativ autark. Hier gibt es Ausbilder für Sprechfunk, Atemschutz und den IT-Bereich; auch den LKW-Führerschein kann man beim THW machen. Schließlich handelt es sich um die Katastrophenschutz-Organisation des Bunds, die direkt Innenminister Otto Schily untersteht. Über die Ebenen Landesverband und Geschäftsstelle geht es hinunter bis zum Ortsverband, und erst ab dieser Ebene wird alle Arbeit ehrenamtlich geleistet. Bei Lamberti summiert sich das auf 1140 Stunden im Jahr - kein Pappenstiel, denn der Mann hat Familie. Der Arbeitgeber hat keinen finanziellen Nachteil aus dem Engagement eines THW-Mitglieds: Seinen Ausfall zahlt der Bund - auch, wenn einer mal einen Wochenkurs in Bremen oder Stuttgart machen muss. Immer wieder kommt es am Arbeitsplatz dennoch zu Problemen. Das ist das vielleicht größte Anliegen der Männer vom THW: Mehr Verständnis für ihren Einsatz. Schließlich kommt ihr Job stets dem Allgemeinwohl zu Gute.

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