Tanzen bei der Weltausstellung
PLATTEN. Von 900 Plattener Einwohnern machen 180 mit im Heimat- und Fremdenverkehrsverein. Nicht allein wegen seiner Größe ist der Verein für das dörfliche Leben von großer Bedeutung.
Bald ist wieder Erntedankfest. Dann tritt der drittgrößte Verein von Platten erneut ins Rampenlicht: Mit dem prachtvoll geschmückten Erntewagen geht es morgens hinauf in die Weinberge, wo an diesem Tag gemeinsam mit der Winzerkapelle eine festliche Messe gefeiert wird. Geschmückt wird der Wagen tags zuvor im geräumigen Hof von Gerhard Simon, dem 2. Vereinsvorsitzenden und einem der besonders regen Mitglieder."Fast für die Ewigkeit"
In Simons Verantwortung liegt der Arbeitsausschuss "Wanderwege". Und davon hat Platten mehrere zu bieten. Derzeit restaurieren einige Männer die Brücke am Rhansweg, die unter Hochwasser, aber auch unter allerlei randalierendem Volk gelitten hatte. Statt des verhältnismäßig anfälligen Holzes nimmt der Arbeitstrupp diesmal Edelstahl als Material. "Fast für die Ewigkeit", schmunzelt Simon. Bereits an einer anderen Stelle hatte der Verein sich für Edelstahl entschieden. Als sie 1998 ein altes Holzkreuz in den Weinbergen restaurieren wollten, stellten die Männer fest, dass es marode und wurmstichig war, und ersetzten es durch ein metallenes. In der Adventszeit wird es beleuchtet und sorgt für friedvolle Abendstimmung über dem Ort. Die Verschönerung und Instandhaltung von Spazierwegen und Bänken im Weinberg ist jedoch nur eine von vielen Aufgaben, die der Verein übernommen hat. Im Sommerhalbjahr bestückt er rund 60 Blumenkästen mit Pflanzen, die anschließend gepflegt, gegossen und beschnitten werden wollen. Ulrike Arenz ist eine der Damen mit dem "grünen Daumen": "Wir nehmen Geranien, die haben sich als am widerstandsfähigsten erwiesen." Vier Tanzgruppen schwingen in Platten die Hüften, allesamt unter den Fittichen des Heimat- und Fremdenverkehrvereins. "Einer der Höhepunkte war der Auftritt unserer Showtanzgruppe im Jugendzelt der Expo in Hannover", erinnert sich der Vorsitzende Herbert Simon. Man stelle sich vor: Zehn Jugendliche aus dem kleinen Dorf zwischen Eifel und Mosel bei der Weltausstellung!Spontane Schnee-Wanderung
Das motiviert auch die Jüngsten. So gibt es bei 180 Mitgliedern keinerlei Nachwuchssorgen. Fleißige Helfer fehlen weder zur Kirmes im Juli noch bei den zahlreichen Fahrten und Wanderungen, die zu festen Bestandteilen im dörflichen Leben geworden sind. Am 1. Mai und zu Nikolaus geht die Wanderung rund um Platten, woran sich Familien auch mit noch sehr kleinen Kindern rege beteiligen. Größere Wege bewältigen die Aktiven bei der alljährlichen Drei-Tage-Wanderung, Besichtigungen, Führungen oder einmal eine Weinprobe inklusive. Simon: "Da kommen dann eher die Leute mit 40 Jahren aufwärts mit." Spaß pur ist angesagt bei Wanderungen durch den frischen Schnee. Dies Vergnügen gelingt ihnen in fast jedem Jahr: Ganz spontan trommeln sie alle zusammen, die Lust auf gesunde, kalte Luft haben. Geld in die Kasse kommt durch Engagements, die etwa die Erwachsenen-Tanzgruppe auf Moselschiffen annimmt. Besonders Amerikaner lieben Nostalgie und traditionelle Kostüme. Die haben im Übrigen ihren Preis: Liebevoll werden sie von professionellen Näherinnen gestaltet und entsprechend stolz von ihren Besitzern getragen.
