Voll Schwung ins Jubiläumsjahr

BERNKASTEL-ANDEL. Einst war Andel als das turnende Dorf an der Mosel bekannt. Mit dem Turnverein soll es nun zum 75-jährigen Bestehen wieder aufwärts gehen.

 Schon die Jüngsten sind mit Elan bei den Übungsstunden des TV Andel.Foto: Klaus Schmitz

Schon die Jüngsten sind mit Elan bei den Übungsstunden des TV Andel.Foto: Klaus Schmitz

Weil sie Spaß am schönen Turnsport hatten, gründeten einige Männer in Andel 1928 einen Turnverein. Geturnt wurde in der alten Wirtschaft bei Bauer. Bei schönem Wetter zog es die Männer ins Freie, wo sie zwischen der Schmiede Bauer und dem Goldbach turnten.Die Geräte wurden vom Taschengeld der Aktiven und von Spenden angeschafft. Die große Stütze des Vereins war Bruno Sauers Vater. Er lotste als Vorturner den Bengeler Nikolaus Sausen nach Andel, der für die Turner ein sehr guter Lehrer war. Vom Turnverein Bernkastel, bei dem schon einige Vereinsmitglieder vorher geturnt hatten, konnte schließlich ein gebrauchtes Pferd günstig erworben werden.Zum Transport wurde Barren zerschnitten

Im Saal der Dorfwirtschaft wurden Schau- und Werbeturnen veranstaltet. Um den Barren über die schmale Treppe in den Saal zu transportieren, musste das Gerät auseinander geschnitten werden. Mit einer Schiene verstärkt wurde er wieder zusammen geschraubt. So schildert die Festschrift zum 60-jährigen Bestehen 1988 die Anfänge des Turnvereins Andel, der im kommenden Jahr das 75-jährige Bestehen feiert.In den 70er Jahren war fast ganz Andel im Turnverein. Hermann Heß, Vorsitzender von 1966 bis 1976, erzählt: "Andel wurde 1970 in Bernkastel-Kues eingemeindet und war danach jahrzehntelang eine Turnhochburg an der Mittelmosel. Der Ort war weit über die heimischen Grenzen als das ‚turnende Dorf von der Mosel‘ bekannt. Bei rund 350 Einwohnern hatten wir in den 70er Jahren über 200 Vereinsmitglieder. Aushängeschild des Vereins waren die Andeler Prellballer, für deren Erfolg Hermann Heß maßgeblich als Spieler und dann als Trainer verantwortlich war. Nachdem Erich Schmidt und Stefan Taprich das Prellballspiel 1963 beim Deutschen Turnfest in Essen kennen gelernt hatten, erreichten die Andeler bereits 1971 einen Aufstiegsplatz zur Landesliga. 1977 wurden drei der insgesamt vier Mannschaften des TVA Gaumeister. 1978 und 1979 verpassten die Andeler den Aufstieg in die Regionalliga noch knapp, schafften ihn dann aber ein Jahr später und konnten sich dort bis 1984 behaupten.Ab 1960 bis Anfang der 90er Jahre war Andel immer bei den großen Turnveranstaltungen vertreten. In Essen, Berlin, Stuttgart, Hannover waren die Moselaner bei den Deutschen Turnfesten dabei. Die Landesturnfeste wurden ebenfalls besucht.Prellball verlor im ganzen Turnverband an Bedeutung, in Andel schlief die Sportart schließlich ein. Hermann Heß blieb.Seit 1995 ist er wieder Vorsitzender. Er sitzt im Präsidium des Turnverbandes und hat erst kürzlich als stellvertretender Sportkreisvorsitzender Verantwortung übernommen. Im TVA weht nach einigen Jahren der Flaute, auch im Hinblick auf das 75-jährige Bestehen wieder ein frischer Wind. "Den haben wir vor allem Claudia Gräbedünkel und einer jungen Garde von Übungsleiterinnen und Betreuerinnen zu verdanken", so der Vereinsboss.Gräbedünkel, zwar keine Andelerin, gehört mittlerweile trotzdem fast zum Vereinsinventar. Das Turnen hat sie von der Pike auf als Leistungssport gelernt, musste aus gesundheitlichen Gründen jedoch zum Schwimmsport wechseln. Ein Jahrzehnt schwamm sie für den Verein für Sport, Freizeit und Gesundheit (SfG) in Bernkastel-Kues auf der Rheinland- und Rheinland-Pfalz-Ebene ganz vorn mit. In den vergangenen Jahren hat sie sich verstärkt in Andel für das Turnen eingesetzt.Gut ausgebildete Übungsleiter

Zum Angebot des Vereins gehören derzeit Eltern-und-Kind-Turnen, Kinderturnen für verschiedene Altersgruppen sowie Boden- und Gerätturnen in Form von Fördergruppen. Der Verein hat mittlerweile ein mehrköpfiges Team aus gut ausgebildeten Übungsleiterinnen und -leitern.Die Arbeit im Verein will Claudia Gräbedünkel, die Politik, Öffentliches Recht und Medienwissenschaften studiert, über den Verein hinaus fortsetzen und anderen Vereinen zugute kommen lassen. Sie will sich im Sportkreis, in den sie kürzlich als Frauenwartin gewählt wurde, für eine aktivere Rolle der Frau im Turnsport und Vereinsleben einsetzen.

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