Vom "Schurisch" zum 7,5-Tonner

LANDSCHEID. Vor 99 Jahren wurde der rührige Handel-Handwerk-Gewerbeverein Landscheid gegründet. 2006 soll das Jahr der Jubiläumsaktivitäten werden.

Otto Wintrich und seine Vorstandskollegen schauen optimistisch in die Zukunft und blicken dennoch gerne zurück. Die Vorstandssitzungen sind geprägt von den Aktivitäten zur 100-Jahr-Feier im nächsten Jahr. 1906 wurde im Händlerdorf Landscheid der Handel- und Gewerbeverein gegründet. Das ambulante Gewerbe hat in Landscheid eine lange Tradition. Bereits aus dem 16. Jahrhundert sind Nachweise vorhanden. Um 1900 lebten in Landscheid und Umgebung etwa 200 Familien vom Verkauf der überwiegend in der Region hergestellten Töpferwaren. Vom Gertrudistag (17. März) bis in den Spätherbst hinein waren sie im damaligen Deutschen Reich unterwegs. 1906 wurde eine Interessengemeinschaft gegründet, die sich später Handels- und Gewerbeverein Landscheid-Burg nannte. Mitglieder des Handel-Handwerk- und Gewerbevereins im beginnenden 21. Jahrhundert sind insgesamt 57 Gewerbetreibende aus der Mehrortsgemeinde mit ihren Ortsteilen Niederkail, Burg, Landscheid und Altenhof. Am bekanntesten ist die Firma Suki, die ihre Produkte in vielen Baumärkten vertreibt. Die fünf Mitglieder des Vorstandes repräsentieren die breite Spanne. Joachim Bollig (Beisitzer) führt eine Schreinerei, Edda Mark (Schriftführerin) besitzt eine Computerfirma. Walter Raskop (Kassierer) aus dem kleinen Ortsteil Altenhof ist als Holzrücker selbstständig. Vorsitzender Otto Wintrich war ehemals Gewerbetreibender. Denn auch diese bleiben Mitglied. Der stellvertretende Vorsitzende Arno Haas gar gehört zu den drei fahrenden Landscheider Händlern, die auch heute noch vom Frühjahr bis zum Herbst weite Teile Deutschlands bereisen. Anlässlich der Vorstandssitzung hat er sich aus Dippach/Thüringen gemeldet und mit Otto Wintrich telefoniert. Er verkauft Haushaltswaren, heute überwiegend Kunststoff- und Edelstahlteile. Wie er fahren auch Michael Zell und Josef Bayer durch Deutschland. "Schurisch" oder "Schursch" - so heißen die Handelswagen im Landscheider Dialekt. Die "Schurisch" sind auf Händlerbedürfnisse eingerichtete 7,5 Tonner-Transporter mit Übernachtungsmöglichkeit. Stolz sind die Landscheider auf den pferdegezogenen Händlerwagen aus der Zeit um 1900, den sie liebevoll pflegen. Stolz sind sie auch auf ihre Aktivitäten im sozialen Bereich. Der Verein engagiert sich bei der finanziellen Unterstützung von Hilfsorganisationen oder Einzelschicksalen. Wirtschaftliche Erfolge sind der Weihnachtsmarkt und der beliebte Landscheider Frühjahrsmarkt. "1976 war unser Frühjahrsmarkt der erste genehmigte Markt im Regierungsbezirk Trier. Damals gab es noch keinen Beda-Markt und keine verkaufsoffenen Sonntage", sagt Otto Wintrich. Aktuell hat sich der Vorstand dem Thema Verkehrsorientierung für LKW in Landscheid angenommen. Innerörtliche Irrfahrten werden seit der Fertigstellung der A 60 und der Ortsumgehung häufig festgestellt. Es fehlen Hinweise, um die LKW auf direktem Wege zu den Firmen in Burg, Landscheid und Niederkail zu leiten. Leider wurde die Firmenhinweisbeschilderung von den Behörden abgelehnt. Aber der Gewerbeverein will weiter dran bleiben. Für das Jubiläumsjahr ist ein dreitägiges Fest vom 8. bis 10. September 2006 terminiert. Ganzjährige Aktionen stehen ebenfalls an. So wird der Landscheider Kindergarten mit alten Geräten ein Feld umpflügen, einsäen und bis zur Ernte pflegen. Hafer, Rüben und Kartoffeln sollen nach Art des Jahres 1900 geerntet werden. Eine Vereinschronik von Werner Oster wird die Geschichte des rührigen Handel-Handwerk- und Gewerbevereins dokumentieren.

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