Wo die Teufelsgeige himmlisch klingt

MORBACH-GONZERATH. Tiefen, aber vor allem Höhen hat der Männergesangverein Liederkranz Gonzerath in seiner 80-jährigen Geschichte durchlebt. Am 4. und 5.Oktober feiert der einzige Männerchor der Einheitsgemeinde Morbach in der Schackberghalle Geburtstag und Erntedank.

"Ein Talent, das jedem frommt, hast du in Besitz genommen. Wer mit holden Tönen kommt, überall ist der willkommen." Diese Goethe-Weisheit, ausgesprochen zum 75. MGV-Bestehen von Bürgermeister Gregor Eibes, trifft auf den MGV Liederkranz Gonzerath, der im Frühjahr 1923 von 17 Sangesfreunden im heutigen Gasthaus "Zum Haardtkopf" gegründet wurde, besonders zu. Die ersten Gesangsproben gab es in der Schule, die späteren im Vereinslokal Gorges unter Gründervater und Dirigent Heinrich Müller. Bereits beim ersten Stiftungsfest, das anlässlich der Fahnenweihe im August 1926 stattfand, fand der Verein mit einer stattlichen Sängerschar viel Beachtung.Goggomobil für Ehrenchorleiter

Fleiß und Talent wurden 1927 mit dem siebten Preis bei einem Sängerwettstreit belohnt, der anlässlich des 50. Jubiläums des Bernkasteler Männerquartetts in der Moselstadt ausgetragen wurde. Doch nicht nur mit Gesang tat sich der Dorfbotschafter damals hervor, Theater und sonstige unterhaltsame Veranstaltungen standen ebenfalls auf dem Programm. So schrieb 1924 die damalige Bernkasteler Zeitung zum Volksschauspiel "Unschuldig zum Tode verurteilt": "Feuchte Augen allerwärts verkündeten den Eindruck, den das Stück auf die Gemüter der Zuschauer machte." 1933 war in der Gonzerather MGV-Geschichte ein schwarzes Jahr. Sechs der 51 Mitglieder wurden ausgestoßen und 20 traten aus. Was folgte, war eine lange Ruhezeit. Erst am 1. Mai 1953 wurde dem welken Vereinspflänzchen neues Leben eingehaucht. Von nun an hörte der Männerchor nicht mehr auf zu wachsen. Der Zuwachs junger Sänger ließ es zu, dass ein starker Klangkörper herangebildet wurde. Am 22. März 1957 engagierte der Liederkranz-Vorstand mit Herbert Reichert aus Kommen einen begnadeten Chorleiter. Die ersten Jahre kam der heutige Ehrenchorleiter und exzellente Orgelspieler zu Fuß aus dem vier Kilometer entfernten Nachbarort, später mit dem Moped und dann mit einem vom Gesangverein vorfinanzierten Goggomobil. Gesundheitliche Probleme zwangen den Mann, der so viel für den Gonzerather Gesang getan hat, 1997 zum Aufhören. Seit fast sieben Jahren dirigiert Hauptschullehrer Erich Köhler aus Monzelfeld den Chor.Ein Sänger und die Teufelsgeige

Mit dem gebürtigen Trierer tat der Chor einen Glücksgriff. Ein reichhaltiges Repertoire an Chormusik wurde seitdem erarbeitet. Es reicht von Operetten-Melodien über Kirchenmusik hin zu modernen Liedern. Volksmusik und Gospels kommen dabei nicht zu kurz. "Neulich staunten unsere Mitbürger nicht schlecht, als wir einen beschwingten Gospel in der Kirche sangen", sagt Dietmar Thömmes, der seit 21. März 1992 das Vereinsschiff als Vorsitzender steuert. Die singenden und stimmungmachenden Männer von Gonzerath sind sehr beliebt. Vor drei Jahren wollten die Veranstalter des Monzelfelder Kirmesfrühschoppens sie gar nicht mehr heimgehen lassen. Mit dem Männerchor aus dem Düsseldorfer Stadtteil Benrath hat man Freunde fürs Leben gefunden. Den Kontakt stellte der Sangesbruder Kurt Huster, der lange Zeit in Düsseldorf lebte und arbeitete, her. Der gebürtige Lahnsteiner, der im Hunsrück lebt, packt häufiger die Teufelsgeige - ein selbst gebautes himmlisches Instrument - aus. Vor allem, wenn der Chor Ausflüge macht oder zu befreundeten Vereinen fährt, ist das urige Rhythmusgerät immer dabei. Am 4. und 5. Oktober feiern die Sänger ihr 80-jähriges Bestehen und das Erntedankfest mit Ehrungen, viel Musik und Gesang in der Schackberghalle. Dabei wird als Zugabe das rhythmische Lied vom Hammerschmied, das der mit 77 Jahren älteste Sänger Kurt Huster mit seinem Stimmungsmacher Teufelsgeige begleitet, nicht fehlen. In dem Text heißt es: "Die Gesellen stehen am Feuer und trinken ein gutes Glas Bier."

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