Auf das Marketing kommt es an

MANDERSCHEID. Innovatives Marketing zahlt sich in der Gastronomie aus. Die Fachzeitschrift "Essen & Trinken" berichtet ausführlich über Eifeler Spezialitäten: Döppekooche und Dippehas werden zu internationalen Delikatessen.

Normalerweise finden die Leser der Feinschmecker-Fachzeitschrift "Essen & Trinken" unter der siebenseitigen Mammut-Rubrik "Kulinarische Arche Noah" Reportagen und Rezepte von rustikalen Leckereien aus Spanien, Frankreich oder anderen renommierten Küchen aus aller Welt. Doch jetzt hat es den Fachjournalisten mit dem verwöhnten Gaumen die Eifel angetan. Drei Tage lang waren sie auf Empfehlung von Weinkennern samt Redakteur, Fotograf und Köchin zu Gast bei der Alten Molkerei in Manderscheid, um die Geheimnisse der regionalen Spezialitäten von Claudia Krause zu Papier zu bringen."Die Köchin war dabei, damit gewährleistet ist, dass die Rezepte auch nachgekocht werden können", erzählt die gebürtige Saarländerin, die seit den frühen 90er Jahren aus einer normalen Dorfkneipe mit Billardtisch und Dartecke, in der es allenfalls Snacks aus der Mikrowelle gab, beharrlich eine Adresse für "anspruchsvolle Genießer" gemacht hat, wie Krause ihre Klientel umschreibt. Eine Erfolgsgeschichte, die angesichts grassierender Krisenstimmung im Gastgewerbe offenbar bundesweit bemerkenswert ist und jetzt dafür sorgt, dass Eifeler "Döppekooche" und "Dippehas met hooriche Knöpp" im gesamten deutschsprachigen Raum bei Amateuren und Profiköchen bekannt werden.Wichtig für ein erfolgreiches Marketing, das sich im Besuch der "Essen & Trinken"-Mannschaft zeigt, sei es, die Produkte transparent zu machen: "Wir nennen auf der Speisekarte alle Erzeuger der Zutaten, zum Teil sind die Rezepte abgedruckt, und in der Regel sind die Speisen ausführlich beschrieben", schildert Krause ein Mittel effektiver Gastfreundschaft.Sie gehört zum Kreis der Anbieter von "Genuss für Leib und Seele", eine Initiative von Gastronomen und Direktvermarktern, die jahreszeitlich variierende Gerichte anbieten und so viele Produkte aus der Umgebung auf den Teller bringen, wie es irgend möglich ist. Konkurrenzdenken wäre dabei hinderlich im Gegenteil: Claudia Krause arbeitet bei besonderen Anlässen mit ihren Kochkollegen Martin Kucher und Guido Porschen aus Darscheid sowie mit Klaus-Peter Schäfer aus Gillenfeld zusammen."Gutes Essen allein reicht heute jedoch nicht mehr", erläutert Krause, warum sie ihr Restaurant in südländischen Farben unverwechselbar eingerichtet hat Stichwort "corporate identitiy" und warum sie zusätzlich Brunches mit Live-Musik, Themenabende oder Kräuterwanderungen anbietet, eine eigene Homepage betreibt und besonderes Augenmerk auf eine umfassende Getränkekarte auch mit hochwertigen Weinen legt. Mit den Winzern und anderen Direktvermarktern steht sie in ständigem Kontakt, um sich selbst von der Qualität zu überzeugen: "Sonst kann ich den Gästen nicht erzählen, was genau sie essen und trinken." Man müsse jede Öffentlichkeit nutzen, verlässt sie sich nicht nur auf Stammkundschaft, sondern peilt ebenso anspruchsvolle Touristen als Kundschaft an. "Außerdem muss man auf die individuellen Bedürfnisse der Gäste eingehen und bei den Gerichten auf Nachfrage variabel sein. Wenn Bedarf ist, komme ich aus der Küche selbst an den Tisch, um zu beraten oder über die Zutaten zu informieren."Der Stil der Alten Molkerei sei sehr zeitaufwändig und würde sich allein nach Profitkriterien wohl weniger rentieren, vermutet Claudia Krause, doch "entweder mache ich etwas ganz oder gar nicht, denn darin liegt der Spaß". Dazu gehört auch, dass sie ihre Saucen, Pestos oder Konfitüren in Gläser abfüllt, per Hand beschriftet und zum Kauf anbietet.Ein Problem teilt sie mit vielen Gastronomen: "Kreative und motivierte Mitarbeiter zu finden ist schwierig." Mit denen jedoch steht und fällt konkurrenzfähiger Service. Denn die Gäste haben in der Regel längst internationale Vergleichsmöglichkeiten und wollen auch im Kurzurlaub das gewohnte hohe Niveau und einen Erlebniswert vorfinden, der über das reine Essen hinausgeht.

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