Burgherrin mit Sinn für Gastlichkeit

BRUCH. In ihrem früheren Leben war sie Ärztin bei der Bundeswehr, seit vier Jahren jedoch ist sie auf familiäre Feiern oder Firmentagungen, auf individuelle Feriengäste und auf Wanderreiter eingestellte Gastgeberin auf der Burg Bruch. Vor allem Mund-zu-Mund-Propaganda beschert ihr treue Besucher.

Eigentlich war sie gemeinsam mit ihrem Ehemann "nur" auf der Suche nach einem idyllisch gelegenen Bauernhof für das eigene beschauliche Landleben, doch daraus ist für die promovierte Allgemeinmedizinerin Ingrid Förschner eine neue berufliche Laufbahn geworden. "Als wir die Burg 1995 über eine Anzeige in der Zeitung fanden, war sie außen ein romantisches Dornröschenschloss und innen eine verwahrloste Ruine", erinnert sie sich an die Anfänge. Doch nicht nur die Förschners selbst, sondern auch ihre Kinder und letztlich die Banken in Troisdorf waren von dem Projekt so angetan, dass die Entscheidung zu Gunsten des drei Jahre lang leer stehenden Gebäudes aus dem 13. bis 18. Jahrhundert schnell fest stand. "Da wir die ganze Anlage mit Leben füllen mussten, habe ich direkt an ‚bed & breakfast' und an eine Station für Wanderreiter gedacht", schildert Ingrid Förschner die beherzte Entscheidung, ihren bisherigen Beruf aufzugeben. Ihr war klar: So viel Freiheit wie als Medizinerin bei der Bundeswehr konnte es mit eigener Praxis nicht geben. Neues wartete auf sie nach der fünfjährigen Renovierungsphase in der moselnahen Eifel. Viel Freiraum für Individualität lässt sie sich und ihren Besuchern nun als Gastgeberin: "Ich möchte ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie tatsächlich zu mir nach Hause kommen." Überwiegend per Mund-zu-Mund-Propaganda wird eine Klientel angezogen, die "traditionsbewusster Mittelstand mit soliden Werten" ist und die eine familiäre, sehr persönliche Note zu schätzen weiß. Die prägt die Räume, in denen die Gäste vor allem Sommerwochenenden verbringen: Die Antiquitäten und Gemälde stammen entweder aus Familienbesitz der Förschners oder wurden auf Märkten und Auktionen selbst liebevoll ausgesucht. Ingrid Förschner empfängt die Gäste mit einem mehrgängigen Menü, teils mit Wildgerichten aus der eigenen Jagd, und stellt das Frühstück stets auf den Punkt genau dann bereit, wenn es gewünscht ist. Anonymität und abgeschliffene Routine sind hier nicht zu erwarten. "Derzeit habe ich - saisonal unterschiedlich - bis zu 20 Prozent Belegung", erläutert sie das, was einen Hotelier üblicherweise am meisten interessiert, "und da ich alles allein mache, ist das auch in Ordnung so. Mein Luxus ist das Leben auf der Burg." Doch ihr Refugium spricht sich herum, vor allem bei Hochzeitern, die den mittelalterlichen Kapellenraum für die offizielle Trauzeremonie mit dem Standesbeamten nutzen. Er ist mit einer hervorragenden Akustik gesegnet und ebenso geeignet für Tanz und Musik, für kreative Zusammenkünfte von Firmenteams, für Familienfeiern oder auch für die immer beliebter werdenden Benimm-Seminare, die sicheres und galantes Auftreten im Business vermitteln: "Dabei geht es vor allem darum, in den Umgangsformen auch die Wertschätzung für das Gegenüber zum Ausdruck kommen zu lassen."Zur Burg gehören auch sechs Kühe

Sechs Kühe gehören mit zur Burg und tragen für die Gäste zum bilderbuchreifen Image der Burg bei. Förschner hat sich der Initiative "Eifel zu Pferd" angeschlossen, in der entsprechend ausgebildete und ausgerüstete Gastgeber als Stationen für Wanderreiter dienen. Sie selbst reitet nicht, aber sie hält für diese spezielle Gästeschar zwei große Doppelboxen, Paddocks und weitläufige Koppeln bereit. "Ich fand, dass diese Burg sehr gut zu einem solchen Urlaub passt und dass ihr Areal dem Freiheitsbedürfnis der Pferde entgegenkommt." Dieses urwüchsige Bedürfnis ist wohl auch das, was ihr - neben der historischen Kulturlandschaft ringsum und der romantischen Abgeschiedenheit - die meisten Stammgäste beschert. Amerikaner von der Airbase Spangdahlem sind zunehmend fasziniert von diesem Ausflugsziel. Gäste aus den nordrhein-westfälischen Ballungsgebieten, aus dem Frankfurter Raum, Luxemburg, Belgien und vereinzelt Großbritannien kommen besonders gern, "und bisweilen frisch Verliebte, die ein Versteck in heiler Welt suchen".

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