Die Mischung macht's

MORBACH. Mit einer Arbeitslosenquote von 5,8 Prozent bezogen auf abhängige zivile Erwerbspersonen liegt die Hunsrückgemeinde gut im Schnitt des Bezirks Trier. Nur Hermeskeil und Prüm sind geringfügig besser dran.

 Keine industrielle Monokultur: Der Mix in Morbach und Thalfang stimmt dank Unternehmen wie der Hochwald-Nahrungsmittelwerke, wo beispielsweise Wurst produziert wird.Foto: Klaus Kimmling

Keine industrielle Monokultur: Der Mix in Morbach und Thalfang stimmt dank Unternehmen wie der Hochwald-Nahrungsmittelwerke, wo beispielsweise Wurst produziert wird.Foto: Klaus Kimmling

Der "wilde Westen" Deutschlands ist, was die Arbeitslosigkeit angeht, vergleichsweise ein Paradies. Mit 8,7 Prozent liegt selbst das Hauptamt in Trier unter dem Bundesdurchschnitt von 10,4 Prozent im Juli (August-Zahlen liegen noch nicht vor), allerdings um rund einen Prozentpunkt schlechter als der rheinland-pfälzische Mittelwert. Der Bereich der Arbeitsamts-Geschäftsstelle Morbach, die die Einheitsgemeinde und die Verbandsgemeinde Thalfang umfasst, ist in Sachen Arbeitslosigkeit also nur ungefähr halb so belastet wie Nordrhein-Westfalen, ganz zu schweigen von Ostdeutschland.19 Existenzgründungen sehr erfolgreich

Knapp 490 Menschen ohne Job sind gemeldet, im Vergleich zum Juni ist allerdings eine satte Steigerung von 13,7 Prozent um 59 Arbeitssuchende zu verzeichnen. Das ist jedoch laut Statistik eine normale Bewegung: "Um diese Zeit melden sich immer viele Jugendliche aus allen Branchen nach dem Abschluss ihrer Lehre arbeitslos", erklärt Geschäftsstellenleiterin Silvia Spang. Dass das Arbeitsamt Morbach relativ gute Zahlen liefern kann, liegt nicht nur am nahen Jobmotor Flughafen Hahn, wo ein eigenes Jobcenter Stellen vermittelt. "Trotz einer allgemein verhaltenen Entwicklung haben wir keine industrielle Monokultur", ist Spang froh und mag von einem strukturschwachen Landstrich nicht reden. Im Gegenteil: "Hier gibt es vergleichsweise gesunde Industrie und einen guten Mittelstandsmix mit kleinen Betrieben bis hin zu Unternehmen mit fünfzig bis hundert Mitarbeitern." Firmen wie Raybestos, der Produzent von Präzisionsdrehteilen Lubig, der Lebensmitteldistributor Servicebund Mettler oder Papier-Mettler mit rund 1000 Beschäftigten sorgten für eine gesunde Basis, "obwohl es für die Region sehr kritisch werden könnte, wenn ein großer Arbeitgeber wie etwa der Verpackungshersteller Personal entlassen müsste". Derzeit seien die insgesamt 19 Existenzgründungen teilweise so erfolgreich, dass die ehemals Arbeitslosen sogar Mitarbeiter einstellen konnten. "Vor allem die Neugründungen im Handwerk haben eine gute Dynamik." Zudem erhoffe man sich von den zehn neuen Ich-AG‘s ebenfalls positive Effekte auf den Arbeitsmarkt. Seit dem 1. Juli sind, so Spang, 30 Stellen offen, für die zum Teil besondere Anforderungen an die Qualifikation der Bewerber gelten: "Da wird ein technischer Kaufmann gesucht, ein gelernter Stuckateur oder eine Erzieherin mit Spezialprofil. Für diese Positionen suchen wir bundesweit, jedoch ist es schwierig, jemanden von außerhalb hierher zu locken." Auch sei es nicht leicht, etwa für den Nahrungsmittelbereich ausreichend qualifizierte Kräfte vor Ort zu finden, die werden noch gesucht. Geringfügige Beschäftigungsverhältnisse warten ebenfalls noch auf Arbeitswillige.Wenig Pendler in Ballungsgebiete

Umgekehrt gebe es wenige Auspendler, die ihre Arbeit etwa in Ballungsgebieten finden. "Da sind wir anders strukturiert als der Bereich Bitburg-Prüm, in dem viele Menschen Arbeitsplätze auch in Luxemburg oder Belgien angenommen haben." Jedoch habe die Krise des Drahtwerks in Horath bewiesen, dass Flexibilität heute überall gefragt ist: "Die hoch Qualifizierten waren beweglich und haben schnell in Wittlich oder Trier neue Stellen gefunden. Für die rein in der Produktion Tätigen ist es jetzt ein Segen, dass sich das Werk gefangen hat, da gäbe es sonst Probleme." Arbeitsbereiche mit weniger hohen Anforderungsprofilen, vor allem im Produktionsbereich, bescheren Unternehmen wie Papier-Mettler pro Woche etwa zehn bis 15 Blindbewerbungen, schildert die Geschäftsstellenleiterin. Überall sei angekommen, dass man selbst initiativ werden muss, wenn man der Arbeitslosigkeit entgehen will. "Wir haben guten Kontakt zu den Leuten, die eine Stelle suchen, viele von ihnen nutzen intensiv das Internet."

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