Erfolg mit Glas und süßer Verführung

BERNKASTEL-KUES. In der Region Bernkastel-Kues ist die Arbeitslosigkeit relativ niedrig. Sorglos sind Arbeitgeber und Arbeitnehmer aber nicht. Wer Nischen sucht oder Besonderes bietet, kann aber auf die Erfolgsspur einschwenken.

Das Wetter der vergangenen Tage kann durchaus mit der Konjunktur verglichen werden. Die Sonne wärmt bereits, doch es gibt auch Ecken und Winkel, in denen einem der kalte Wind entgegen pfeift. "Es ist schon etwas positive Stimmung da, und es wird etwas mehr investiert", sagt Burkhard Klas, der bei der Gewerbeschau am Stand der Sparkasse Mittelmosel - Eifel Mosel Hunsrück die Besucher berät. Eine konjunkturelle Wende leitet er davon aber nicht ab. "Die ist erst zu erwarten, wenn die Leute mehr Geld in der Tasche haben", sagt er. Es gebe zwar nicht wenige Menschen, vor allem ältere, die über Vermögen verfügen, doch gleichzeitig steige die Zahl derer, die froh sind wenn sie so gerade über die Runden kommen. Ein paar Meter weiter, am Stand der Agentur für Arbeit, wird diese Ansicht bestätigt. Dabei ist die Region Bernkastel-Kues mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von circa sechs Prozent noch so etwas wie eine Insel der Seligen. "Ohne den Luxemburger Arbeitsmarkt sähen die Zahlen allerdings viel schlechter aus", schränkt Ferdinand Zingen, Leiter der Agentur Bernkastel-Kues, ein. Die kalten Tage im März haben, so Zingen dafür gesorgt, dass bei den "Außenfirmen" die Winterpause andauere. Aber auch bei den Malern und Fensterbauern laufe das Geschäft noch unbefriedigend. Ende März sei wieder mit mit Einstellungen zu rechnen. "Eine konjunkturelle Wende sehe ich aber noch nicht", sagt der Experte. Für die Firmen-Inhaber ist dies eine schwierige Situation, für die Arbeitnehmer aber auch. Zingen berichtet von Leuten, die nach vielen Berufsjahren ihre Kündigung erhalten, dann vor ihm stehen und fragen: "Was mache ich jetzt?" Gerade für Leute, die gerade einmal 50 sind, eine schwierige Situation. Das Szenario ist düster. "Spätere Rente, mehr arbeiten, weniger verdienen, kurzfristige Verträge, Angst vor Arbeitslosigkeit. Viele Leute haben keine Perspektive mehr", sagt Zingen. Diese Phase der Unsicherheit dauere bereits mehrere Jahre an. "Ein Umdenken muss kommen", fordert er. "Die Menschen brauchen gewisse Sicherheiten." Zingens Blick geht in Richtung der Arbeitgeber: "Von der Wirtschaft muss was kommen, am besten dauerhafte Perspektiven." Ideen sind gefragt - und Nischen. Marco Rees (die glaswerkstatt) beispielsweise hat sich 2002 selbstständig gemacht. Der Kunstglaser aus Zeltingen-Rachtig fertigt unter anderem Haustüren, Duschen und Vordächer - alles aus Glas. Nicht von der Stange, sondern individuell nach den Wünschen der Kunden. Und er beliefert auch Kunden in Großstädten wie Köln und Düsseldorf. "Weil ich ein niedrigeres Preisniveau habe, als Betriebe in diesen Zentren", erzählt er. Mittlerweile hat er auch Bedarf für einen Mitarbeiter - wenn er denn einen finden würde. Innovativ zeigen sich auch die Konditoren Norbert Hansen und Peter Böhm (beide Bernkastel-Kues). Hansen, der bereits einmal bundesweit die "Praline des Monats" kreiert hat, präsentiert handgeschöpfte Schokolade - unter anderem mit Pfeffer, Chili und Ingwer verfeinert. Kollege Böhm erfreut mit Eistorten, die allein von der Optik her herausragen. Wie gut müssen die erst schmecken! Die avisierte dreiprozentige Mehrwertsteuer-Erhöhung im Jahr 2007 wird dazu führen, dass viele Verbraucher kostspielige Anschaffungen bereits in diesem Jahr tätigen. Walter Metzen (Auto Metzen, Monzelfeld) geht davon, dass die Neuwagenhändler ab Mitte des Jahres einen Verkaufsboom erleben werden. Das Geschäft fing bereits gut an. Wenige Stunden nach Öffnung der Gewerbeschau hatte er bereits das erste Auto verkauft.

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