Großaufträge fallen nicht vom Himmel

HUPPERATH. Der Schreinerbetrieb Simon in Hupperath hat sich aus kleinen Anfängen zu einem überregional bekannten Unternehmen entwickelt. Hotels, Banken und Kliniken gehören zu den Kunden.

41 Beschäftigte einschließlich sechs Auszubildender und ein jährlicher Umsatz von 3 bis 3,4 Millionen Euro: beeindruckende Zahlen für den Schreinerbetrieb, den vor 40 Jahren Erich Simon, der Vater der beiden heutigen Inhaber Johannes und Gerhard, in Hupperath gegründet hat. Seit 1995 teilen sich die Söhne die Aufgabenfelder: Johannes ist zuständig für alles Kaufmännische, während Gerhard als Schreinermeister die Fertigung in der 3500 Quadratmeter großen Produktionshalle fest im Griff hat. Die Beschäftigung mit dem Werkstoff Holz hat Tradition in der Familie - Wagner und Küfer war schon der Großvater. Dennoch: Um trotz des immer stärker werdenden Konkurrenzdruckes zu überleben, braucht es mehr als nur den Spaß am Werkstoff. Da hat die Spürnase von Vater Erich entscheidende Weichen gestellt, der wie andere Schreiner auch als Zweimann-Betrieb mit kleineren Aufträgen im Raum um Hupperath begonnen hat: Hier ein Fenster, da eine Tür und dort eine Treppe. Schnell jedoch verstand er, dass am öffentlichen Bau größere Aufträge zu holen sind. In den Städten fehlten ausgerechnet große Schreinerbetriebe, um den Bauboom nach dem deutschen Wirtschaftswunder zu bedienen. So konnte er kontinuierlich die Produktionshalle und die Belegschaft vergrößern. Hinzu kam der Gewerbebau: Hotels, Banken, Kliniken sichern bis heute eine zuverlässige Auftragslage. Inzwischen hat Vater Erich sich ganz aus dem Geschäft zurückgezogen und widmet sich leidenschaftlich einer neuen Lebensaufgabe: der Landwirtschaft. Die häufig große Entfernung, die zwischen der Fertigungshalle und dem Bauwerk liegt, für das man gerade arbeitet, empfindet Johannes Simon nicht als Schwierigkeit. Im Gegenteil: "So kommt es von Anfang an auf eine wohl durchdachte Logistik an. Das hat sich über all die Jahrzehnte als Vorteil entpuppt." Während Schreiner, die im näheren Umfeld arbeiten, "schnell mal eben" noch ein vergessenes Werkzeug oder ähnliches holen fahren können, müssen seine Mitarbeiter stets mit voller Konzentration bei der Sache sein und dürfen sich solche Nachlässigkeiten nicht erlauben. Keine Bautischlerarbeiten, sondern Großprojekte und Serienfertigungen über die Grenzen Deutschlands hinweg sichern den Simonschen Mitarbeitern das tägliche Brot. Momentan arbeitet man im Steigenberger Hotel in Frankfurt. Nach der Firmen-Philosophie befragt, wiegt Johannes den Kopf eine Weile hin und her und antwortet achselzuckend: "Wir versuchen, einer der besten Betriebe zu sein und zu bleiben." Das hat sich herumgesprochen: Große Namen stehen auf der imposanten Referenzliste der Hupperather Schreinerei. Villeroy und Boch, Duscholux, die Bundesbaudirektion, die Deutsche Bibliothek in Frankfurt, die Mainzer Uniklinik, Neckermann oder auch die Bayrische Landesbank gehören dazu. Selbst im Bundestag oder im Gästehaus der Bundesregierung, im "Hotel Petersberg", finden sich Holzarbeiten aus Hupperath. Solch lukrative Aufträge fallen nicht vom Himmel, sondern gehören zunächst einmal aufgespürt. Drei Beschäftigte befassen sich ausschließlich mit dem Akquirieren; zusätzlich selektiert ein Internet-Dienst aus der Vielzahl öffentlicher Aufträge die für Simon interessanten heraus. Am Samstag lädt die Schreinerei zu ihrer 40. Geburtstagsfeier. Ab 14 Uhr stehen informative Betriebsführungen in lockerer Atmosphäre auf dem Programm.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort