Klassik oder Extravaganz für den letzten Weg

BLANKENRATH. Nichts im Leben ist so sicher wie der Tod. Das sollte für das Bestattungsgewerbe die Garantie für gleichbleibend gute Umsätze sein. Doch viele Sargproduzenten und Händler von Zubehör mussten in den vergangenen Jahren ihre Betriebe "zu Grabe tragen".

Eine der wenigen Fabriken, die Vollholzsärge in kompletter Fertigung herstellt, ist die Firma Andres & Massmann in Blankenrath. Geschäftsführer Dirk Kämmerling erläutert, wie das mehr als 80 Jahre alte Familienunternehmen im Hunsrück den Problemen der Branche begegnet. Mit dem Handel von Gemischtwaren und Landmaschinen begannen die Firmengründer Andres und Massmann 1922 in Blankenrath ihre Geschäfte. 1927 kam die Produktion von Holzsärgen dazu, die in den 50er Jahren die Landmaschinen verdrängte. Heute ist Andres & Massmann in der dritten Generation ein in der Branche anerkannter Sargproduktionsbetrieb und Lieferant von allen Zubehörteilen, die zu einer würdevollen Beerdigung, Aufbahrung oder eines Leichentransports gehören. Der Betrieb beschäftigt 50 Vollzeitmitarbeiter und 25 Teilzeitkräfte, darunter Schreiner, Holzmechaniker, Maler, Lackierer und Büroangestellte. Jedes Jahr wird ein Auszubildender entweder für einen der Handwerksberufe oder im Büro aufgenommen. Zum Unternehmen gehört auch ein eigenes Sägewerk, denn die komplette Herstellung der Särge beginnt mit der Bearbeitung des Rundholzes. Weiter gehen die Teile - teils über ein Fließband - von der Montage über Schnitzereien zur Auspolsterung bis hin zur Lackierung und zum Vertrieb. Die Firma Andres & Massmann ist Mitglied in der Fachgemeinschaft der deutschen Sargindustrie und damit verpflichtet, nur Särge aus Vollholz herzustellen. Verarbeitet werden vorwiegend Hölzer aus der Region wie Eiche, Buche, Kiefer, Pappel, Lärche oder Kirschbaum. "Wir unterstützen die wirtschaftliche Nutzung des Waldes", erklärt Dirk Kämmerling. Wichtig ist dem Geschäftsführer der Hunsrücker Sargfabrik auch der Hinweis auf die Umweltverträglichkeit des Kohlendioxid-neutralen Holzes bei der Feuerbestattung. Auch die verwendeten Klebstoffe, Lackierungen oder Beschichtungen sind frei von Schadstoffen. Sterben wird in Deutschland immer teurer, stellt Kämmerling fest. Dabei treibt seiner Ansicht nach nicht die Anschaffung eines Schreins die Beerdigungskosten in die Höhe. "Gut die Hälfte fließt in Form von stark erhöhten Gebühren in die Kassen der Friedhofsämter der Kommunen."Keine Grenzen beim Sarg-Design

Hinzu kommt, dass das Sterbegeld wegfällt. Dabei bleibt es nicht aus, dass viele Angehörige nach qualitativ minderwertigeren, billigeren Särgen Ausschau halten. "Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen wir preiswertere Särge hinzukaufen", erläutert der Geschäftsführer. Große Probleme bereiten der lohnintensiven Vollholz-Sargproduktion auch die Billigimporte aus Polen, Tschechien oder Ungarn. Kämmerling: "Diese Länder betreiben ein Lohndumping, das viele deutsche Betriebe nicht verkraften können." Das wird deutlich beim Rundgang durch die Produktionshallen der Fabrik im Blankenrather Gewerbegebiet: Schlicht oder prunkvoll, verziert mit Schnitzereien, furniert mit den unterschiedlichsten Imitationsoberflächen, ausgestattet mit zierlichen oder schweren Griffen, glatten oder verschnörkelten Beschlägen - dem Design sind keine Grenzen gesetzt.

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