Metzger aus Leidenschaft

PIESPORT. Nach mehr als vier Jahrzehnten hat Fleischermeister Horst Bösen das Geschäft auf seinen Sohn übertragen und den Titel des Innungs-Obermeisters in jüngere Kollegenhände gegeben.

42 Jahre ist es her, dass sich Fleischermeister Horst Bösen in Piesport niederließ. Dennoch weiß der 66-Jährige noch ganz genau, wie es damals in der Moselgemeinde zuging. "Als ich 1963 hier anfing, gab es noch vier Metzger und sechs oder sieben Lebensmittelgeschäfte", erinnert er sich gern an diese Zeit, als ihm die Arbeit sehr viel Spaß machte. Die Leute, die tagsüber noch überwiegend in den Weinbergen arbeiteten, seien anspruchsvoller gewesen, und hätten mehr gekauft. Mit dem Siegeszug der Supermärkte habe sich das Kaufverhalten jedoch geändert, so dass die Geschäfte nach und nach - teils aus Altersgründen, teils wegen der Konkurrenz - aufgegeben wurden. Horst Bösen blieb jedoch standhaft, was sicher nicht zuletzt auf seine Grundsätze der Fleischerei zurück zu führen ist: "Wir schlachten alles selbst und beziehen unser Vieh aus der hiesigen Region, überwiegend aus der Eifel", betont der Fleischermeister. Auch Sohn Georg, der in die Fußstapfen des Vaters getreten ist und mit Ehefrau Judith im Januar das Geschäft übernommen hat, hält daran fest. Tochter Irina, eine Buchhalterin, war Vater Horst in anderer Hinsicht eine Stütze: "Sie hat mir den Schreibkram gemacht." Für den Senior ist es eine Erleichterung, dass das Geschäft in der Familie bleibt: "Ich bin froh, dass ich einen guten Nachfolger habe." Sein Sohn habe sich aber schon vorher immer für das Geschäft eingesetzt, lobt der zweifache Großvater. Mit Bedauern blickt Bösen lediglich auf seine Zeit als Obermeister der Fleischer-Innung. Nach vier Jahren als Stellvertreter hatte er das Amt seit 1991 bekleidet, musste sich aber im Zuge der Betriebsübergabe davon verabschieden. Dabei hatte ihm die Aufgabe trotz der damit verbundenen Arbeit immer Spaß gemacht. Mit manchen Neuerungen kann er sich aber bis heute nicht anfreunden. Träger der Ehrennadel des Landes

Begriffliche Änderungen wie Fleischerfachgeschäft statt Metzgerei oder Auszubildender statt Lehrling brachten seiner Ansicht nach nichts. "Die Leute wollen das doch gar nicht", ist er überzeugt. Die Tatsache, dass der Lehrling inzwischen ab und an in Formularen wieder auftauche, gibt ihm da wohl recht. Dazu Bösen: "Das ist halt die moderne Zeit." Der Fleischer, der aus Konz stammt und seinen 1943 gefallenen Vater nie kennen gerlernt hatte, hat das Geschäft in Piesport, damals noch Niederemmel, selbst aufgebaut. Mit Ehefrau Hannelore, wie er betont, die er dort kennen lernte. Nach der Lehre in Konz und Gesellenjahren in Trier war Bösen durch eine Anzeige auf eine zu pachtende Metzgerei aufmerksam geworden. 1973 kaufte das Ehepaar ein altes Winzerhaus und baute Scheune und Stall zur heutigen Metzgerei um. 1988 kam bei einer Modernisierung der Imbiss dazu, der sich laut Bösen bewährt hat. Einen Erfolg anderer Art hat er in der Lehrlingsausbildung zu verzeichnen. Von seinen 40 Auszubildenden, die bei ihm in die Lehre gingen, schaffte es Anke Lemmermeyer sogar bis zum Landessieg. Parallel zu seinem Engagement als Obermeister war Bösen, der seit 1985 im Prüfungsausschuss der Innung sitzt und seit 1987 Fachverbands-Delegierter ist, Mitglied der Vollversammlung der Handwerkskammer Trier (1995 bis 2005). Von weiteren Verdiensten zeugen die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz, die silberne Ehrennadel der Fleischerverbands und das Handwerksabzeichen mit vergoldetem Mittelfeld des Zentralverbands des deutschen Handwerks.

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