Stummer Mitarbeiter mit Rundum-Blick

MORBACH. (iro) Toter Winkel hinter dem Gabelstapler: Das Problem gehört zumindest bei der Morbacher Firma Eugen Decker Holzindustrie KG der Vergangenheit an. Der Sicherheitsbeauftragte Gerhard Thees schlug ein Kamera-Monitor-System vor, das dem Fahrer im Führerhaus eine gute Sicht nach hinten ermöglicht. Für seinen Vorschlag erhielt Gerhard Thees eine Anerkennung von der Berufsgenossenschaft.

Er sitzt im Führerhaus eines jeden Gabelstaplers und Radladers im Morbacher Sägewerk und assistiert dem Fahrer beim Rangieren und Rückwärtsfahren: ein Monitor, der dank einer Kamera an der Rückseite des Fahrzeugs dem Mann am Steuer einen Rundumblick verschafft. Das kleine Gerät soll Unfälle vermeiden und wurde auf Anregung von Gerhard Thees, Elektriker und technischer Betriebsleiter bei der Firma Eugen Decker Holzindustrie KG, angeschafft. Unter anderem für diese Anregung erhielt Thees von der Holz-Berufsgenossenschaft eine Anerkennung, die sehr selten ausgesprochen wird. Sie ist mit einem Geldpreis in Höhe von 500 Euro verbunden. Besonders beim Rückwärts-Fahren könne es wegen eines nicht unerheblichen toten Winkels zu brenzligen Situationen kommen, erklärt Thees. "Denn die Fahrer müssen neben dem Fahrweg ständig die geladene Last im Auge behalten." Diese Umstände hatten im Unternehmen bereits zu gefährlichen Situationen geführt. Thees regte bei der Geschäftsleitung an, alle Gabelstapler und Radlader mit Kamera-Monitor-Systemen auszustatten und stieß auf offene Ohren. Ein solches System gebe es nur in ganz wenigen Sägewerken, erklärt Frank Hagendorff von der Holzberufsgenossenschaft, der gesetzlichen Unfallversicherung für bundesweit 53 000 Betriebe, mit Sitz in München. Auch ein zweiter Vorschlag des Sicherheitsbeauftragten im Sägewerk, das 130 Mitarbeiter beschäftigt, wurde inzwischen umgesetzt: Die Beschäftigten, die im Verkehrsbereich der Fahrzeuge unterwegs sind, tragen in den Morgen- und Abendstunden reflektierende Sicherheitswesten, damit diese von den Fahrern besser gesehen werden. "Eigentlich eine Banalität", aber längst nicht selbstverständlich in Sägewerken sei diese Vorsichtsmaßnahme, die zudem mit rund zwei Euro sehr kostengünstig sei, meint Hagendorff weiter. Die Mitarbeiter würden die Weste gar nicht mehr ausziehen, beschreibt dagegen der 52-jährige Elektriker, der seit 1983 im Betrieb ist, die große Akzeptanz der Sicherheitsmaßnahme. Besonders motiviert sei er durch einen tragischen Unfall vor zwei Jahren. Ihn würden Mitarbeiter und Geschäftsleitung so schnell nicht vergessen und motivieren, in Sachen Sicherheit am Ball zu bleiben. Allein in der Holzindustrie ereignen sich jährlich etwa 600 Unfälle, davon 25 mit bleibenden körperlichen Schäden. Dank der Prävention in den Betrieben sei allerdings die Unfallquote in den vergangenen Jahren ständig rückläufig - nicht zuletzt dank Mitarbeitern wie Gerhard Thees.

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