Touristische Mauerblümchen

WITTLICH. Die Reisebüros im Kreis Bernkastel-Wittlich verzeichnen keinen Run auf die EU-Beitrittsländer. Ferien werden noch immer im sonnigen Süden gemacht, die Entdeckerlust auf neue Ziele hält sich in Grenzen.

Viel wurde im Vorfeld der EU-Erweiterung über die neuen Mitgliedsländer informiert: Auf allen Fernseh- und Rundfunkkanälen gab es Informationen im Überfluss, was die Besucher wo an Sehenswertem nach der Öffnung der Grenzen leichter als vorher entdecken können. Doch zumindest die Einwohner von Eifel, Hunsrück und Mosel sind nicht neugieriger als im April auf ihre neuen Partnerländer. Eine Umfrage des TV brachte überall nur die eintönige Antwort zu Tage: "Im Osten nichts Neues." Eine gestiegene Nachfrage nach Ferienzielen in Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowenien, Tschechien, Ungarn, in der Slowakei und auf Malta oder Zypern konnte kein einziges Reisebüro belegen. "Bei uns läuft alles wie gehabt, es gehen die Klassiker rund ums Mittelmeer", lautet die einhellige Marschrichtung im Tourismus. Lediglich ein Wittlicher Reisebüro verzeichnete begeistert, dass Bulgarien der Renner sei - allerdings hat die Sache gleich zwei Haken. Denn einerseits ist das ein Trend, der nicht neu ist, und andererseits wird Bulgarien - gemeinsam mit Rumänien - wohl erst 2007 der Europäischen Union beitreten. War alles Werben um die Gunst der deutschen Reisenden also vergeblich und sollte da zusammenwachsen, was gar nicht zusammengehört? "Der Fremdenverkehr in den meisten neuen EU-Staaten ist doch noch gar nicht entsprechend aufgebaut", bittet ein Reisebüro in Traben-Trarbach um Geduld. "Eine kleine Auswahl bestimmter Ziele wie die tschechische Hauptstadt Prag, die Masurische Seenplatte in Polen oder der Plattensee in Ungarn läuft seit langem gut. Aber die anderen Ziele müssen sich erst noch bekannt machen." Bestimmte Empfehlungen für besonders interessante neue Ziele mit gutem Preis-Leistungsverhältnis könnten daher noch gar nicht gegeben werden - es fehlen schlicht die Erfahrungswerte. Die südlichen Neuzugänge wie Malta und Zypern hingegen haben schon seit Jahren ihre Fangemeinde, EU-Mitgliedschaft hin oder her. "Menschen fahren nicht wegen irgendwelcher Zoll-Erleichterungen irgendwohin", sagt die lebenspraktische Erklärung einer Reisebüroleiterin. Vielleicht, so die Vermutung, sieht im nächsten Jahr alles ganz anders aus. Jetzt jedoch sind die Touristiker damit beschäftigt, die Urlaubsangebote dieser Saison an die Frau und den Mann zu bringen - welche Ziele die großen Veranstalter in der Zukunft neu im Osten anbieten werden, ist in den Büros vor Ort noch kein Thema.

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