Vielseitigkeit ist alles

In den acht Jahrzehnten, die der Morbacher Familienbetrieb von Manfred Weyand am Markt ist, hat der Raumausstatterberuf einen immensen Wandel erlebt.

Morbach. Drei Generationen - drei Berufsbezeichnungen - aber immer der gleiche Betrieb: Die Firmenchronik des Morbacher Raumausstatters Weyand birgt Überraschendes. Wer heute das Ladengeschäft in der Bahnhofstraße betritt, kann sich wohl kaum vorstellen, dass das Familienunternehmen seine Wurzeln im Sattlerhandwerk hat. Zwischen Dekorationsbeispielen für Gardinen und Plissee-Faltstores fällt das ebenso schwer wie beim Blick auf Muster von Fußböden, Rollos, Markisen und Insektenschutz.Und dennoch haben die Männer des Hauses dem ursprünglichen Berufsstand über acht Jahrzehnte die Treue gehalten. Firmengründer August Weyand, ein Sattler- und Polsterer-Meister, hatte die 1927 eröffnete Werkstatt an seinen Schwiegersohn übergeben. Mit Hans-Georg Weyand, der bei ihm in die Lehre gegangen war, hieß der Betrieb zufälligerweise weiterhin Weyand. Nach der Meisterprüfung führte mit Hans-Georg fortan ein "Polsterer und Dekorateur" den Betrieb. Mit dessen Sohn Manfred leitete dann erstmals ein "Raumausstatter" die Geschicke. "Mein Opa hatte angefangen mit Pferdegeschirr", erzählt der 42-jährige heutige Inhaber. Er habe damals zum Beispiel Kummets gemacht und auch Matratzen oder eben Polsterarbeiten.Manche Kunden bereits in dritter Generation

Dass er selbst Mitte der 1980er-Jahre eine Raumausstatterlehre begann anstatt zu studieren, hält Weyand rückblickend für die richtige Entscheidung. Sein Vater habe ihn damals gebeten, sich zu entscheiden. Allzu schwer fiel ihm das damals aber nicht: "Ich wollte nicht von Morbach weg." Dass der Betrieb gut läuft, gibt ihm Recht. Der Betrieb ist ausgelastet. "Wir haben Kunden, da arbeiten wir schon in dritter Generation." Die Kunden wissen offensichtlich zu schätzen, dass Weyand vor jedem Auftrag nicht nur zum Ausmessen vorbeikommt, sondern auch, um sich selbst ein Bild zu machen, ob das denn auch später gut aussieht. Momentan sehr gefragt seien zum Beispiel Designbeläge aus PVC oder textile Wandbespannungen, die abgenommen und gewaschen werden könnten. Ein Pluspunkt des Hauses ist, dass auch noch nach 18 Uhr jemand vorbeischauen kann: "Man wohnt ja hier im Haus." Außerdem sind auch die Näherei und der Ladenverkauf in Familienhand. Denn Ehefrau Andrea, ursprünglich Arzthelferin, hat eine Raumausstatterausbildung aufgesattelt. Ob einer der zehn und acht Jahre alten Söhne die Familientradition fortführen wird, bleibt abzuwarten.Einen gravierenden Einschnitt sieht Weyand durch den entfallenen "Meisterzwang". Dadurch drängten viele Unqualifizierte auf den Markt - die Qualität leide schon. Dass auf der Meisterschule nach wie vor mit auf den Weg gegeben werde, sich möglichst auf ein Fachgebiet zu spezialisieren, hält er für keinen guten Tipp. "Das ist im ländlichen Raum total falsch - vielseitig muss man sein", ist er aufgrund seiner Erfahrung überzeugt. Denn wenn das eine bei ihnen mal weniger gut laufe, dann ein anderer Zweig umso besser: "Und das war schon bei meinem Vater so." Wird auch Ihr Betrieb in mindestens dritter Generation geführt oder ist älter als 100 Jahre? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail an eifel@volksfreund.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort