Vom Gips-Ei zum edlen Glas

MORBACH. Vor einem Jahrhundert als Klempnerei und Installationsbetrieb gegründet, hat sich das Haus Strouvelle zum Fachgeschäft für Haushaltswaren, Glas, Porzellan und Geschenkartikel entwickelt.

 Den 100. Geburtstag des Haushaltswarengeschäftes Strouvelle feiert Inhaber Christoph Strouvelle mit seinen drei Mitarbeiterinnen Annie Simon, Ida Sauer und Hanne Spies (von links).Foto: Ursula Schmieder

Den 100. Geburtstag des Haushaltswarengeschäftes Strouvelle feiert Inhaber Christoph Strouvelle mit seinen drei Mitarbeiterinnen Annie Simon, Ida Sauer und Hanne Spies (von links).Foto: Ursula Schmieder

Der Name Strouvelle ist im Bereich Haushaltswaren im Morbacher Raum ein Begriff. Decken sich die Menschen doch schon seit 100 Jahren in diesem Geschäft mit allem ein, was sie für Küche und Tisch - früher Haus und Hof - so brauchen. Die konkreten Ansprüche haben sich jedoch gewandelt.Während zur Gründungszeit in der Regel Kochtöpfe über den Ladentisch gingen, waren in den 50ern die legefreundlichen Gips-Eier gefragt. Oder die riesigen Töpfe für die Zubereitung des Schweinefutters. Zur Vervollständigung des Sortiments wurden Sammelbestellungen angeboten. Waren etwa drei oder vier Kohleherde zusammen gekommen, stand eine Abholung in Stromberg an, mit geliehenem Fahrzeug.Heute kommt die bestellte Lieferung - Haushaltswaren, Glas, Porzellan und Geschenkartikel - natürlich ins Haus. Produkte aus Gips haben zugunsten von Porzellan die Regale verlassen.Inzwischen hat Christoph Strouvelle das Sagen, nachdem er 1993 das Geschäft in dritter Generation von seinen Eltern übernahm. Zuvor hatte sich der 40-Jährige als Angestellter eines großen Kaufhauses in der Branche umgesehen. Heilbronn, Krefeld und Hamburg waren ebenso Stationen seines beruflichen Werdegangs wie Coburg und Stuttgart. "Durch diese Jahre habe ich alle Betriebsformen im Einzelhandel kennen gelernt", berichtet der Einzelhandelskaufmann mit Weiterbildung zum Abteilungsleiter. Abgesehen davon, stellte er bei der jüngsten Modernisierung sein handwerkliches Geschick mit Malerpinsel und Schraubenzieher unter Beweis.Dem Kunden stets was Neues bieten

Trotz der momentan wirtschaftlich schwierigen Situation sieht der Unternehmer diese für den Standort Morbach noch als befriedigend an. "Einen Ort mit 3000 Einwohnern, der so viele Geschäfte hat, muss man eigentlich lange suchen", ist er überzeugt. Das Umfeld stimme hier noch - auch wenn es nicht einfach sei, meint Strouvelle mit Blick darauf, dass es im ganzen Kreis Birkenfeld kein Fachgeschäft mehr in seiner Branche gebe. Man müsse sich allerdings immer wieder etwas einfallen lassen, wie etwa die Aktion, dass Kunden wieder mit D-Mark zahlen können, was Kunden nahezu täglich nutzen, und sei es mit Gedenkmünzen.Wichtig ist ihm "die Gemeinschaft der Geschäfte". Daher engagiert er sich auch im Gewerbe- und Verkehrsverein. Für den Geschäftsführer des Vereins ist klar: "Der ganze Einkaufsort muss funktionieren, damit das Geschäft funktionieren kann." Ein vernetztes Denken also, das für die Gründer wohl kaum relevant gewesen sein dürfte. Obwohl schon Großvater Josef mit seiner Frau Susanne den Standort von Klempnerei und Installationsbetrieb in der Ortsmitte wählte. Die ursprünglichen Räumlichkeiten sind noch heute im vorderen Teil des Geschäftes zu erkennen. Kaum vorstellbar, dass auf dieser Fläche, die sich heute nicht mal bis zur Kasse erstreckt, noch Raum für einen Laden mit Haushaltsbedarf war. Die dort angebotenen Töpfe hatte Vater Alois, Jahrgang 1912, zum Teil zu Fuß per Rucksack in Idar-Oberstein eingekauft. Mit den Erweiterungen des Geschäftes 1962 und 1976 wuchs auch das Angebot. Dass seine Eltern ihm bis ins hohe Alter im Geschäft geholfen haben, rechnet der Sohn ihnen hoch an. Noch mit 87 war Alois Strouvelle dort anzutreffen, nachdem er die Klempnerei - er war in die Fußstapfen des Vaters getreten - um 1990 aufgegeben hatte. Ebenso unermüdlich war Ehefrau Ilse, die noch mit 78 im Verkauf und bei der Buchhaltung half. Zuvor hatte sie den Laden jahrzehntelang allein geführt, während die Kinder - Christoph, der neun Jahre ältere Bruder und die 15 Jahre ältere Schwester - "mehr oder weniger im Geschäft aufwuchsen".

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