Wir sind immer wieder aufgestanden

BERNKASTEL-KUES. Betritt man das Hotel Burg Landshut, kommt einem die Traditionswelle förmlich entgegen geschwappt. Gleichzeitig spürt man aber auch, dass das Haus enorm schwere Zeiten hinter sich hat.

Zwei Weltkriege und das Jahrhunderthochwasser von 1993 hatte das Hotel zu überstehen. Nicht immer leicht, vor allem für die Oma des heutigen Chefs Franz U. Dahm. "Sie hat das Haus eindeutig geprägt", sagt ihr Enkel nicht ohne Stolz. Als Franz U. Dahms Urgroßeltern das Hotel 1883 zunächst als Gastwirtschaft errichteten, konnte noch niemand ahnen, wie schwer die Zeiten mal werden würden. Seit 1911 gilt Burg Landshut dann als Hotel. Oma Katharina und ihre Schwestern haben während des ersten Weltkriegs und danach den Ton im Haus angegeben. In der Weimarer Republik passte die Familie mit ihrer Meinung nicht ins System. Franz U. Dahm: "In den 20er- Jahren hat sich mein Opa zu den Separatisten bekannt. Da mussten die Großeltern mal kurz untertauchen." Auch die Nazi-Zeit war für die Dahms eine schwere Zeit. Auch hier wollten sie sich nicht unterordnen. Stattdessen trafen sich damals - und auch heute noch - die Männer zum sonntäglichen Frühschoppen. Die Nazis vermuteten dahinter eine Verschwörung und stellten Polizisten vor den Hoteleingang - niemand wurde hinein gelassen. "Mein Opa hat sie aber ausgetrickst. Er hat die Trinkwilligen einfach durch den Keller rein gelassen. Somit ließen die Polizisten zwar niemand rein, die Kneipe war aber trotzdem voll", lacht Franz U.Dahm. Der Zweite Weltkrieg hätte fast das Ende des Hotels Landshut bedeutet. Dahms Großvater und seine beiden Söhne waren im Krieg. Somit führte Großmutter Katharina das Haus weiter. Kurz vor Kriegsende waren französische Soldaten im Hotel untergebracht. "Die haben hier ganz schön gewütet, haben Holzmöbel und Böden verbrannt", erzählt Franz U. Dahm. Oma Katharina ist es zu verdanken, dass das Hotel noch besteht. Sie hat das Haus nach dem Krieg ein weiteres Mal aufgebaut, so dass Franz' Vater den Betrieb 1951 übernehmen konnte. Danach entwickelte sich das Haus prächtig. "Vor allem von den Fastnachtsfeten wird heute noch gesprochen", lächelt Franz U. Dahm. Bis sein Vater 1978 einen Schlaganfall bekam. Da übernahm Mutter Emmi das Regiment. Jedoch wenig erfolgreich. Sie machte viele Schulden, die das Haus auch heute noch plagen. Und daher war Mitte der 80er-Jahre Franz U. Dahms Stunde gekommen: "Seit 1985 fühle ich mich verantwortlich." Heute verfügt das Hotel über 60 Betten, beschäftigt in der Hochsaison 15 Mitarbeiter und fünf Lehrlinge und richtet viele Veranstaltungen aus. "Vor allem unser alter Saal ist kultig", erzählt Dahms Lebensgefährtin Stefanie Simon. Sie ist seit 13 Jahren im Betrieb und liebt das traditionsreiche Haus. Wegen der Altlasten stecken sich Dahm und Simon keine langfristigen Ziele: "Wir versuchen Jahr für Jahr das traditionsbewusste Hotel zu erhalten." Und wer weiß, vielleicht steht das Haus eines Tages wieder auf gesunden Füßen, und eine der drei Töchter übernimmt die Führung im Hotel Burg Landshut. d Wird auch Ihr Betrieb in mindestens dritter Generation geführt, oder ist älter als 100 Jahre? Dann melden Sie sich per E-Mail bei uns: mosel@volksfreund.de.

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