300 Jahre überbrückt

Dietrich Buxtehude und Jean Langlais sind zwei Namen, an denen die Welt der Musica Sacra in diesem Jahr nicht vorbeikommt. Auch in der Prümer Salvatorbasilika erwies man diesen großen Tonsetzern mit einem Konzert die Reverenz.

 Überbrückte mit seinem Spiel 300 Jahre Musikgeschichte: Regionalkantor Christoph Schömig. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Überbrückte mit seinem Spiel 300 Jahre Musikgeschichte: Regionalkantor Christoph Schömig. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Prüm. Mit Dietrich Buxtehude und Jean Langlais widmete der Prümer Regionalkantor Christoph Schömig zwei Geburtstagskindern ein Orgelkonzert in der St. Salvatorbasilika. Beide gehörten in ihrer Zeit zu den ganz großen der Orgelkunst und sind es heute noch. Buxtehude, 1637 geboren und 1707 gestorben, ist nach wie vor der Inbegriff für die norddeutsche Orgelmusik, der blinde Langlais, geboren 1907, hat Generationen von Organisten ausgebildet und mit 254 Kompositionen im letzten Jahrhundert immer wieder Aufsehen erregt. Mit Schömig fanden beide Jubilare einen subtilen und adäquaten Sachwalter ihrer Tonsprache.Auf den ersten Blick nicht zu vereinen

Mit seinem opulenten Programm nutzte Schömig die Gelegenheit, Gemeinsamkeiten einer Musik, die auf den ersten Blick eigentlich nicht gut vereinbar ist, zusammenzuführen und für sein zahlreiches Publikum 300 Jahre zu überbrücken. Mit den Klängen von Langlais' Meditationen über die heiligste Dreifaltigkeit im Ohr bekamen Toccata und Fuge d-Moll, BuxWV 155, oder das Choralvorspiel "Vater unser im Himmelreich", BuxWV 219, eine ganz andere Färbung, die Aktualität dieser Notenschrift stand auf einmal in einem ganz neuen Licht. Aber auch in der Gegenrichtung war man verblüfft. In Schömigs stilsicherer und technisch versierten Interpretation bekam nach Buxtehudes Präludium in E-Dur, BuxWV 141, der Hymnus über das "Te Deum" von Langlais etwas Archaisches.Bachs Toccata und Fuge im Zentrum

In das Zentrum seines Programms hatte Schömig ein Werk gesetzt, das für viele der Inbegriff der Orgelmusik schlechthin ist: Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge d-Moll. Das BWV 565 ist angefüllt von norddeutschem Gedankengut, zeigt auf, wie sehr der Meister aus Lübeck den späteren Thomaskantor inspiriert hatte. Die Leistung, die Schömig mit diesem Konzert erbrachte, wies ihn zum einen als einen Musiker aus, der sowohl in der alten wie in der zeitgenössischen Musik durchaus sehr bewandert ist, zum anderen präsentierte er sich als ein Organist, dem technische Hürden nicht so leicht etwas anhaben können. Dass er mit den Klangfarben seiner Orgel exquisit umzugehen verstand, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die dem Konzert trotzdem aber eine besondere Note verlieh. Dass man an manchen Stellen einen wirklich gravitätischen Bass, wie es einer Orgel solcher Größe zukommt, vermissen musste, war bedauerlich, tat aber, wie man an dem lange andauernden Applaus feststellen konnte, dem Erfolg des Abends keinen Abbruch.

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