Abstieg in die Bergbau-Geschichte

Felizius Poth aus Urft hatte in einem Wald bei Wahlen einen Stollen aus Bergbauzeiten entdeckt. Höhlenforscher aus Trier und Alfter haben das tiefe Loch im Waldboden unter die Lupe genommen und erstaunliche Entdeckungen gemacht.

Wahlen/Kall. "Interessant. Das ist höchst interessant", entfuhr es Höhlenforscher Rolf Scholz, während er Friedel Diederich sicherte. Diederich war wohl der erste Mensch, der seit rund 500 Jahren in den alten Schacht, der zum ehemaligen Bergbaugebiet rund um das Kloster Steinfeld gehört, einstieg. Diederich, gelernter Vermessungstechniker im Straßenbau, gehört der Interessengemeinschaft Altbergbau in Trier an, Scholz ist Höhlenforscher und arbeitet für die "Nordrhein Höhlen- und Karst-Forschungsgruppe" (HuK). Er ist ehrenamtliches Mitglied des Amts für Bodendenkmalpflege und verfügt über die Genehmigung, in Erdlöcher wie in Wahlen zu steigen. Heimatkundler Felizius Poth aus Urft arbeitet seit Jahren die Bergbaugeschichte seiner Heimatgemeinde auf. Vor einigen Wochen hat er bei Wahlen die Pinge gefunden, die "bis ins Unendliche" zu reichen schien. Bergbauspezialisten hatten nach der Vermessung per Bandmaß die Tiefe auf rund 50 Meter beziffert.Sauerstoff-Test vor dem Einstieg

Dies stellte sich als falsch heraus: Die Höhlenforscher stellten fest, dass der Schachtboden in 16,6 Metern Tiefe zu finden ist.Vor dem Einstieg in den Schacht fand eine Sauerstoffkontrolle statt: Ein Teelicht wurde an ein Seil gebunden und langsam in den Schacht gelassen. "Wenn die Flamme erlischt, steigen wir nicht ein", sagte Diederich. Nach Abschluss der Vorarbeiten konnte Diederich "einsteigen". Als er nur gut einen Meter tief unter der Erde war, machte er eine Entdeckung: "Hier geht ein Schacht ab." Wie sich später herausstellte, geht dieser Schacht etwa sechs Meter tief in den Berg, wo er verzweigt - und eingefallen ist. In acht Metern Tiefe fand Diederich den nächsten Schacht, der etwa zwei Meter tief in den Berg hinein reicht. Ein dritter Schacht befindet sich in 16 Metern Tiefe. Dieser Schacht reicht zwei Meter in den Berg und dann wieder steil nach oben. Alle drei Schächte sind in südwestlicher Richtung angelegt.Die runde Bauweise der Anlage bei Wahlen lasse, so die Experten, auf eine mittelalterliche Anlage schließen. Denn erst später seien die Bergleute dazu übergegangen, Schächte viereckig anzulegen. Dass der Schacht alt sein muss, ließ sich auch an den Schürfspuren im Gestein erkennen. Im Raum Steinfeld wurde ein Brauneisenstein abgebaut. "Der Stein enthält ein Zuschlagserz zur Eisenläuterung", so Scholz. Die Höhlenkletterer haben nach den gestrigen Erfahrungen "Lunte" gerochen. Zu weiteren Exkursionen wollen sie erneut in die Eifel kommen. Felizius Poth konnte ihnen in der Region noch zwei weitere Erdlöcher zeigen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort