Ärztemangel: Bürgermeister schlagen Alarm

BLEIALF. Die Ortsbürgermeister von 16 Gemeinden in Schneifel und Islek befürchten eine Verschärfung des Ärztemangels. Sie fordern die Kassenärztliche Vereinigung (KV), Behörden und Mandatsträger auf, sich nachhaltig für die medizinische Versorgung einzusetzen.

Seit dem 1. Januar ist Dr. Jürgen Graf in Ruhestand (der TV berichtete). Seine Praxis in Bleialf steht trotz einiger Anfragen leer - keiner der Interessenten hat sich bisher für eine Übernahme entschieden. Der übrig gebliebene Bleialfer Hausarzt Horst Klein hat inzwischen wie andere Antragsteller eine schriftliche Zusage von der KV bekommen: Wenn er zusätzlich zu seinem Patienten-Stamm ehemalige Graf-Patienten übernimmt, gilt für sie bei der Abrechnung eine bis Ende 2007 befristete Ausnahmeregelung. "Es geht aber um so viele Patienten, dass ein Arzt allein das gar nicht schaffen kann. Die Patienten in der Region fühlen sich allein gelassen", sagt Bleialfs Ortsbürgermeisterin Edith Baur. Es sei zum Beispiel vermehrt der Krankenwagen gerufen worden. Zudem drohe die Situation eher schlimmer zu werden: Die beiden Ärzte in Pronsfeld hörten in fünf bis sieben Jahren auf, auch Prümer Ärzte näherten sich dem Ruhestand. Zehn Amtskollegen folgten Baurs Einladung zu einer Krisensitzung im Bleialfer Bürgerhaus. "Die gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen verändert werden", forderte Karl Bach, Ortsbürgermeister von Oberlascheid. Theo Igelmund aus Habscheid schlug vor, per Anzeige Ärzte zu suchen, die sich niederlassen wollen. Nach etlichen Abstimmungsgesprächen entstand ein zweiseitiger Brief, den Baur im Auftrag von 16 Ortsgemeinden unterzeichnete (siehe Extra). Das Schreiben schickt sie nicht nur der Kassenärztlichen Vereinigung, sondern nachrichtlich auch an Gesundheitsministerin Malu Dreyer, Josef Peter Mertes (Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier), Landrat Roger Graef, die Bürgermeister Aloysius Söhngen (Prüm) und Patrick Schnieder (Arzfeld), die Bezirksärztekammer sowie die Landtagsabgeordneten Michael Billen (CDU) und Monika Fink (SPD)."Wir nehmen das Problem ernst"

"Mit der Aufteilung der Fallpauschalen auf andere praktizierende Ärzte ist das drängende Problem einer ärztlichen Unterversorgung jedenfalls nicht gelöst", heißt es in dem Brief. "Wir sind der Meinung, dass die KV bereits viel früher Aktivitäten hätte entwickeln müssen. Wir erwarten, dass die Entscheidungsträger konstruktiv bei der Lösung des Problems behilflich sind." Bei einer TV-Anfrage an die KV in Mainz reicht es aus, den Namen Bleialf zu erwähnen. KV-Sprecherin Nicole Giesler kennt den Fall und beteuert: "Wir nehmen das Problem ernst und bemühen uns um Lösungen." So führten die Niederlassungsberater der KV laufend Gespräche mit Ärzten. Die Nachfrage sei jedoch geringer als die Zahl der Praxen, die abgegeben würden: "Es hören viele auf, aber es kommt kein Nachwuchs." Der Arztberuf habe an Attraktivität eingebüßt durch ausufernde Bürokratie und schlechte Bezahlung. Immer mehr Medizinstudenten brächen ihr Studium ab oder gingen in die Forschung. Deshalb baue die KV schon während des Studiums Kontakte zu angehenden Medizinern auf und beteilige sich an der politischen Diskussion um Reformen des Gesundheitswesens. Die Übergangsregelung im Fall Bleialf sei im Sinne der Patienten getroffen worden. Giesler: "Wir legen den Ärzten ans Herz, sich für eine Praxis auf dem Land zu entscheiden. Dafür sprechen zum Beispiel die geringeren Investitionskosten im Vergleich zur Stadt. Außerdem ist das Konkurrenzverhalten geringer als in Ballungsgebieten." Die Abteilung "Sicherstellung" der KV soll erreichen, dass die so genannten Planungsbereiche wie Bleialf-Pronsfeld angemessen mit niedergelassenen Ärzten ausgestattet sind. Das jüngst von der KV ins Gespräch gebrachte und von Eifeler Ärzten kritisierte Modell einer Bereitschaftsdienst-Zentrale käme nur auf Antrag der Ärzte zum Tragen, versichert Giesler: "Wir doktrinieren niemandem etwas auf. Das ist nur ein Vorschlag."

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