Alle Wege führen nach Gesotz

GESOTZ/DENTERHOF. Dörfer schreiben ihre ureigene Geschichte. Für die einen ist es die Begründung der Kirche, für andere die Lage an einer Quelle oder einem Fluss. Der Ort Gesotz kann sich als ehemaliger und aktueller Wege- und Straßenknotenpunkt rühmen.

Woher der Name "Gesotz" kommt, ist nicht eindeutig nachzuweisen. "Fest steht aber, dass er erstmals 1552 als Grenzbeschreibung im Schönecker Salbuch auftaucht", berichtet Robert Richter aus dem benachbarten Plütscheid. Richter beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Geschichte dieser Region. "Das Salbuch ist eine Abgabenliste mit einer Grenzbeschreibung des Hofes Plütscheid", sagt der Heimathistoriker. Die ersten Häuser an diesem markanten Punkt zwischen dem Prüm- und Nimstal wurden hier um 1820 erbaut. Richter: "Entlang des Weges zum Gewerberwald entstand Gesotz, an der alten Begosstraße zudem der Weiler Denterhof. Gesotz zählte vier Häuser mit 18 Bewohnern, in Denterhof stand ein Haus mit 13 Personen." Bis heute haben sich beide Orte zu typischen Straßensiedlungen mit über 30 Häusern entwickelt. "Interessant ist, dass auf der Wasserscheide zwischen Prüm und Nims seit altersher auch ein Grenzgebiet verschiedener Herrschaften bestand", sagt Richter. Noch heute gehört die Ortschaft Gesotz-Denterhof zu vier verschiedenen Gemeinden: Feuerscheid, Hargarten, Lascheid und Plütscheid. Außerdem hat dieser Ort Anteil an zwei Verbandsgemeinden (Prüm und Arzfeld) sowie zwei Pfarreien (Lambertsberg und Lasel). "Das ist wirklich eine Kuriosität", sagt Richter, der auch erforscht hat, dass hier in vorchristlicher Zeit bereits ein primitives Pfad- und Wegenetz bestand. "Es gab hier einen frühgeschichtlichen Wegknotenpunkt", weiß Richter. Warum das so ist, erklärt Robert Richter wie folgt: "In den engen Tälern bestand oft Versumpfungs- und Überschwemmungsgefahr, folglich führten die ersten Wege über Höhen." Bevorzugt wurde in der westlichen Eifel eindeutig die Nord-Süd-Richtung. "Eine der wichtigsten Verbindungen war der Weg von Oberlauch über Gesotz und Hardt bis Nattenheim, der schon zur Römerzeit die Kalkmulde mit dem Gutland verband", sagt Richter. Auch soll es ein verschollenes Römergrab bei Gesotz gegeben haben. Der Weg über Gesotz blieb Jahrhunderte lang die wichtigste Verbindung vom Prümer Land zum so genannten "Bekow", die Straße hieß "Bekowstraße" - durch einen Übersetzungsfehler später "Begosstraße". Richter: "Frühere Bezeichnungen wie Proemer Kemel (Kemel/Kim = Höhe/Berg) oder Römerstraße weisen eindeutig auf die frühe Entstehungszeit des Weges bei Gesotz hin." Nach und nach verloren die Höhenwege dann an Bedeutung, die Straßenbautechnik verbesserte sich, und die neue Verkehrslinie verschob sich ins Nimstal. 1926/27 wurde die Nimstalstraße zwischen Lasel und Seffern vollendet. Bis heute ist Gesotz - Denterhof ein Straßenknotenpunkt geblieben. Fünf Verbindungen kreuzen sich hier: die L 10 von Waxweiler nach Nimsreuland, die K 132 nach Feuerscheid/Lasel, die K 194 nach Plütscheid, die K 130 nach Lambertsberg. "Letztere ist als Teil der alten Bedhardstraße ein uralter Grenzweg und noch heute Gemeindegrenze zwischen Plütscheid und Hargarten", sagt Robert Richter. Der einst wichtigste Weg im "Knotenpunkt Gesotz", die Begosstraße, ist heute nur noch als Feldweg erkennbar. Dafür gibt es aber eine moderne Errungenschaft unserer Tage: die Autobahn. Diese führt nur knapp 500 Meter östlich von Gesotz zwischen Nims und Prüm wieder über einen Höhenrücken. Und wieder verbindet die Fernstraße nahe Regionen: das Prümer und das Bitburger Land.

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