Aller guten Dinge sind drei

In einer Marathonsitzung bis nach Mitternacht hat der Gemeinderat Arzfeld wichtige Weichen für die Dorfentwicklung gestellt. Das Gebiet "Auf der obersten Geigt" kann stufenweise erschlossen werden.

Arzfeld. Die umfangreiche Tagesordnung ließ es erahnen: Die Arzfelder Gemeinderatsmitglieder brauchten Durchhaltevermögen. Wichtigster Punkt war der erste Entwurf für das geplante Wohngebiet "Auf der obersten Geigt" im Südwesten der Ortslage, zwischen B 410 und Stausee. Vor einigen Monaten hatte der Rat einen Grundsatzbeschluss gefasst, der auch die Mobilisierung noch freier Grundstücke in privater Hand umfasste (der TV berichtete). Um die Nachfrage von Bauwilligen decken und weiter wachsen zu können, will die Gemeinde selbst Flächen erschließen.Flache Teiche zum Versickern des Regens

Architektin Rosemarie Bitzigeio vom Winterspelter Planungsbüro Lenz & Partner stellte drei Varianten vor. Als Favorit galt die Version mit insgesamt 37 Baugrundstücken. Der Knackpunkt: Die Gesamtfläche wird in drei Bereiche gegliedert, die je nach Bedarf nach und nach erschlossen werden können. Dadurch muss die Gemeinde nicht zu viel Geld auf einen Schlag investieren.Jedes Teilgebiet wird über eine andere Ortsstraße angefahren: "Zum Bungert" (oberer Abschnitt), "Im Hammesgarten" (mittlerer Abschnitt) und "Mühlenstraße" (unterer Abschnitt). "Ich vermisse eine Durchfahrtsstraße. Die Bildung von getrennten Vierteln ist nicht so gut", kritisierte Walter Heinisch (CDU). Dem stimmte sein Fraktionskollege Wolfgang Weiland zu: "Eine Verbindung wäre zwingend erforderlich, um soziale Kontakte zu fördern. So sind das für mich Friedhöfe."Rosemarie Bitzigeio hingegen verwies auf das Ziel, in Wohngebieten Durchfahrtsverkehr möglichst zu vermeiden. Fußwege verknüpfen die Abschnitte. Auch ein Spielplatz ist vorgesehen. Großzügige Grünanlagen führen in die freie Landschaft zu Versickerungsteichen.Rainer Hoffmann (SPD) erwähnte eine Hochspannungsleitung im unteren Abschnitt. Über eine Verlagerung will die Gemeinde mit RWE sprechen. Auf Anregung von Klaus Hostert (CDU) sollen auch einige größere Grundstücke mit rund 1000 Quadratmetern eingeplant werden, um Bauherren eine Auswahl bieten zu können.Mit zehn Ja- und drei Nein-Stimmen beschloss der Rat die Variante ohne Durchfahrtsstraße als Basis für die weitere Planung. Eine Entwicklungsstudie untersucht zudem verschiedene Standorte nach Wirtschaftlichkeit, Klima, Topografie, Altersdurchmischung und Vermeidung von Konflikten (etwa Nähe zu Windkraftanlagen). Weiterer Bericht: Seite 11Meinung Der Rat hat die Wahl Die demografische Entwicklung mit ihren Begleiterscheinungen ist seit Jahren in aller Munde. Wenn eine Eifelgemeinde trotz der Vorhersage allgemein rückläufiger Einwohnerzahlen auf dem Land ein Neubaugebiet ausweisen will, muss sie das sehr gut begründen. Arzfeld hat das mit dem Verweis auf die dauerhaft starke Nachfrage und die besondere raumordnerische Funktion "Wohnen" getan. Erst wenn andere Möglichkeiten, Wohnraum zu schaffen, ausgeschöpft sind, darf die Gemeinde zusätzliche Flächen erschließen. Natürlich wäre es baulich einfacher, das gesamte Gebiet in einem Zug zu erschließen. Doch dafür müsste die Gemeinde noch höhere Kredite aufnehmen. Die Kosten werden zwar später auf die Käufer umgelegt. Aber bis diese Einnahmen fließen, drückt die Zinslast auf den Arzfelder Haushalt. Deshalb führt kein Weg am schrittweisen Vorgehen vorbei. Das Konzept lässt dem Rat die Wahl, wo er die Erschließung starten will. Und die Option zur Erweiterung in ferner Zukunft ist bereits bedacht. m.hormes@volksfreund.de

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