Verkehr Alles im Kasten – oder nicht?

Prüm · Das Geheimnis des Prümer Starenkastens: Wann wurde am nördlichen Stadteingang eigentlich der letzte Raser geblitzt? Der TV machte sich auf die Suche nach Antworten. Knallhart und schonungslos.

Heute schon geblitzt? Über den geheimnisvollen Prümer Starenkasten am nördlichen Stadteingang hört man so manche Spekulationen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Heute schon geblitzt? Über den geheimnisvollen Prümer Starenkasten am nördlichen Stadteingang hört man so manche Spekulationen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm. Basilika, Sandale Christi, Kaiser Lothar, die Bahnhofsbaustelle: Die Stadt Prüm hat so viele jahrhundertealte Reliquien, dass eine davon im Bewusstsein ihrer Bürger kaum noch eine Rolle spielt - der Starenkasten am nördlichen Stadteingang, bestens getarnt durch Hecken und Verkehrsschilder.

An der abschüssigen Stelle gilt Tempo 30. Und erstaunlicherweise halten sich die meisten Autofahrer daran. Jedenfalls mehr (also mit etwa Tempo 40) oder weniger (so gut wie nie). Obwohl es doch, sagen wir, an dieser Stelle außerordentlich selten "flitsch" macht. Schlimmer Verdacht: Ist das Gerät vielleicht sogar längst stillgelegt?

Schon die Frage nach seinem Alter weiß keiner zu beantworten: "Oh, das war lange vor meiner Zeit", sagt Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy, die wir bei einer blitzgefahrlosen Radtour im schönen Mecklenburg-Vorpommern erwischen. "Das steht da bestimmt schon seit 20 Jahren. Vielleicht wissen die das beim Ordnungsamt."

Anruf bei Peter Hillen: "Keine Ahnung", bekennt der Chef des Ordnungsamts bei der Verbandsgemeinde. Also fragen wir die Historienforscher vom Geschichtsverein: "Unsere eigens gegründete ,AG Stadt und Verkehr' ermittelt noch", meldet der Vorsitzende Volker Blindert. "Wir gehen gerade die Akten aus dem 17. Jahrhundert durch."

Auch über die Zuständigkeit herrscht Rätselraten: "Nicht unsere Sache", heißt es zunächst bei der Polizei-Inspektion, "das macht die Stadt". Die Bürgermeisterin jedoch verweist uns zurück ans Ordnungsamt. "Ach je", sagt Amtsleiter Peter Hillen. "Das ist nicht unser Bier. Ich glaube, das ist doch eher Sache der Polizei. Wir haben ja schon genug Huddel mit dem ruhenden Verkehr. Ich hör mal nach."

Kurz darauf ruft er zurück: "Ich hab mich jetzt mal im Haus umgehört. Zuständig für das Ding ist die Polizei." Erneuter Anruf bei der Inspektion - direkt beim Chef: "Ach, war der jemals in Betrieb?", ruft ein erstaunter Josef Junk. "Ich hab immer gedacht, der funktioniert gar nicht." Und ob darin jemals ein Film oder eine Kamera genistet habe, könne er auch nicht sagen. Egal, findet Junk: "Die fahren da alle so langsam, weil die Polizei so nahe ist." Polizeikollege Ferdinand Spartz ("Ferdi, komm doch mal") hilft bei der Aufklärung: Vor etwa "einem Dutzend Jahren" habe die Stadt den Kasten installieren lassen. Und dann habe es laufend technische Probleme gegeben, vor allem mit den Induktionsbändern auf der Straße.

Also kaputt? "Sagen wir's mal so", formuliert Peter Hillen (und man glaubt ihn dabei leise lachen zu hören). "Das Ding erfüllt seinen Zweck. Ob da ein Film drin ist oder nicht."

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