"Alptraum aller Frauen"

Im Prozess um die Vergewaltigung einer 35-jährigen Mutter aus Euskirchen wurde ein 21-Jähriger aus Kall (Kreis Euskirchen) zu fünf Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt.

Euskirchen/Kall. Grausameres kann es kaum geben. Selbst der Vorsitzende Richter der 3. Großen Strafkammer musste schlucken, als er im Urteil die Chronologie einer mehrfachen Vergewaltigung nacherzählen musste: Eine 35-Jährige, die bei Tageslicht am Waldrand bei Euskirchen-Frauenberg mit ihrem Hund spazieren geht, von einem betrunkenen Mann verfolgt, niedergezwungen, gedemütigt, beschimpft und schließlich fünf Mal in kurzer Zeit vergewaltigt wird. "Das ganze Spektrum, das man sich lieber nicht vorstellen möchte", sagt er.Zwischen jedem "Akt" kann sich die Mutter von zwei Kindern aus den Händen des aggressiven Mannes reißen. Vier Mal gelingt es ihm, die Frau wieder einzuholen - und weiter zu machen. Unbarmherzig, mit großer Brutalität. Bis Kinderstimmen laut werden. In einem Dorfhaus läuft gerade ein Kommunionfest. Die Frau kann sich retten. Mit den letzten Kräften. "Es ist der Alptraum aller Frauen", sagt der Richter.Die 3. Große Strafkammer hat einen 21-jährigen Bundeswehrsoldaten aus Kall gestern wegen Vergewaltigung zu fünf Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Der Angeklagte hatte sich im Prozess sehr zurückgehalten: "Er hat sich so klein gemacht, wie er konnte", hat vor allem geschwiegen - und wirkte in seiner kompakten Gestalt manchmal sogar demütig. Der Zeitsoldat hatte nach der Tat zunächst behauptet, er könne sich an nichts mehr erinnern. Tatsächlich hatte er an diesem 19. Mai 2007, einem Sonntag, im Familienkreis einen Geburtstag gefeiert - und dort viel Wodka getrunken. Zur Tatzeit soll er noch 1,8 Promille gehabt haben. Im Prozess hatte er durch seine Anwältin erklären lassen, er habe große Erinnerungs-Lücken, aber "alles was die Frau sagt, ist richtig"."Sie haben ein großes Unheil angerichtet", hielt ihm der Vorsitzende Richter gestern vor und erinnerte noch einmal an den Auftritt der 35-jährigen Frau, wie sie zitternd, an der Hand ihres Ehemannes, in den Zeugenstand gezogen werden musste. "Haben sie das Gesicht der Frau gesehen? Und das des Ehemannes?", fragt ihn der Richter. Und fügt hinzu: "Das war schon heftig!"Und dann dieser Schrei des Opfers im Raum, als es nach den Folgen der Tat gefragt wurde. "Mein Leben ist - zerstört!" Es ist der einzige Moment, wo die Frau, die fast verstummt wirkte, laut wurde. Eine Art Kurzschluss in der Stimme. Der Angeklagte hatte im Prozess versprochen: "Ich werde alles tun, damit Frauen von mir nie mehr etwas zu befürchten haben."Er hat sich in der Untersuchungshaft bereits in verschiedene Therapien begeben. Bis zu diesem Sonntag im Mai hatte er selbst ein völlig anderes Bild von sich. Auch Freunde beschrieben den 21-Jährigen, der ohne Vorstrafen ist, als "ruhig, nett, hilfsbereit - ein guter Freund, eben." "Was ich getan habe, ich bin selber erschrocken", hatte er gesagt.Im Gerichtssaal saß gestern erneut eine 19-Jährige mit ihrer Mutter, die - wie durch ein Wunder - an einem "Alptraum" vorbei geschliddert ist. Zehn Minuten vor dieser Vergewaltigung war sie von dem Täter auf der Straße "angemacht" worden. Auf exhibitionistische Weise. Sie hat ihn kurz beschimpft, sich umgedreht und war gegangen.

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