Als Wolllieferant kaum interessant - Schafhalterverein Prümer Land sucht Nachwuchs

Pintesfeld/Prüm · Zwanzig Jahre nach seiner Gründung fällt es dem Schafhalterverein Prümer Land zwar schwer, junge, neue Mitglieder zu finden, die 15 verbliebenen Schaffreunde sind aber weiter mit vollen Herzen bei der Sache.

 Einmal im Quartal treffen sich die Mitglieder des Schafhaltervereins im Gasthaus Zum Dreesbach. TV-Foto: Frank Auffenberg

Einmal im Quartal treffen sich die Mitglieder des Schafhaltervereins im Gasthaus Zum Dreesbach. TV-Foto: Frank Auffenberg

Pintesfeld/Prüm. Einst grasten sie auf jedem Hügel, in jedem Tal und auf allen Wiesen der Eifel - Schafe dominierten über Jahrhunderte die Viehhaltung in der Region. Doch die goldenen Zeiten der schmackhaften Wolllieferanten sind vorbei. Große Herden prägten einmal die Landschaften von der Mosel bis Aachen, denn Schafe waren für die Bauern wichtige Fleisch-, Milch- und Wolllieferanten.
Doch mit der Mechanisierung in der Landwirtschaft und der Globalisierung ging die Zahl der Wolltiere stark zurück. Nur noch wenige Voll- und Nebenerwerbsbetriebe sind deutschlandweit übrig. Schafhaltung ist in den vergangenen Jahrzehnten vor allem eins geworden: ein doch recht exotisches Hobby, über das man sich unter anderem bei den dreimonatlichen Treffen des Schafhaltervereins Prümer Land austauscht.
"Mit Schafen Geld verdienen? Neuseeland und Irland dominieren den Markt. Mit unseren Eifelschafen können wir da nichts mehr reißen. Reich wird hier niemand mehr mit Schafen", sagt Heinrich Messerich, Vorsitzender des 1993 gegründeten Vereins. Darüber sei sich aber wohl jeder Schafhalter - ob Vereinsmitglied oder nicht - bewusst. Leidenschaft und Spaß seien heute die Gründe, die jemanden dazu brächten, noch Heidschnucken, Merino-, Schwarzkopf-, Texel-, Suffolk-, Rhön- oder sogar Milchschafe zu halten.
"Wir werden immer weniger. Als wir uns vor 21 Jahren gründeten, wuchs der Verein schnell auf 30 Mitglieder an. Heute sind noch 15 geblieben", sagt Messerich. Schafhalter gebe es freilich wesentlich mehr im Prümer Land: "Aber im Verein organisiert sein? Irgendwie interessiert sich der Nachwuchs da nur noch wenig für."
Einmal im Quartal treffen sich die Schafhalter im Gasthaus Zum Dreesbach in Pittenbach. "Zum Quatschen, zum Austausch über unsere Tiere, über das Futter und vielleicht auch über Krankheiten." Immer wieder kämen auch Gäste vorbei, sagt Messerich: "Manchmal besuchen uns auch noch berufliche Schafhalter."
Der Traditionspflege, der Erhaltung der Rassen, dem Erfahrungsaustausch und der Selbstvermarktung hat sich der Schafhalterverein (SHV) Prümer Land verschrieben. Messerich selber hat aktuell noch fünf Lämmer. "Ich hatte mal über 20, durch Platzprobleme musste ich aber etwas reduzieren", sagt er. Die meisten Mitglieder hätten eher kleine Herden.Wolle ist nebensächlich


"Fast keiner von uns hält sich die Schafe für die Wolle. Hier bei uns in der Eifel und auch im Rest Deutschlands lohnt sich das wirklich kaum noch", sagt er. Nicht selten bekomme man für ein Kilo Rohwolle nur etwa 50 Cent. Wollschafe seien schon seit Jahren nicht mehr lukrativ. "Die großen Wollländer wie Neuseeland und auch Irland geben die Preise vor, da können wir mit unseren paar Tieren nicht mithalten."
Die meisten Schafe würden wie in alten Zeiten als Fleischtiere gehalten. "Das ist aber auch eine Liebhaberangelegenheit. Die Deutschen sind einfach keine großen Schaffleischesser", sagt Messerich. Hartnäckig halte sich die Erinnerung an die schweren Nachkriegsjahre.
"Gerade die älteren Generationen denken sofort an alte Hammel und nicht etwa an zartes Lammfleisch." Die Freude am Schaf lasse man sich davon aber nicht verderben. "Wie gesagt, dass wir mit unseren Tieren keine großen Gewinne machen, ist uns allen klar."

Die Treffen des Schafhaltervereins sind offen für Nichtmitglieder. Informationen zum nächsten Termin oder zur Vereinsarbeit unter Telefon 06551/2155.

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