Als noch Pferdefuhrwerke rollten

PRONSFELD. (js) Annemarie Welter aus Pronsfeld feierte ihren 90. Geburtstag. Im Bürgerhaus gratulierten die örtlichen Vereine und zu Hause viele ehemalige Kunden, Freunde und Angehörige.

Blumen, Briefe und Aufmerksamkeiten aller Art: das "Weihnachts-Wohnzimmer" ist reich dekoriert mit Geschenken. An der Wand prangt eine Bilder-Galerie mit Fotos aus dem Leben der Familie, die in Pronsfeld im Jahre 1921 ansässig wurde. Hier kaufte der Vater der Jubilarin eine Parzelle, um darauf das Wohnhaus zu errichten. Johann Baptist Coumont war der erste Tierarzt im Dorf, fuhr das erste Auto in Pronsfeld. Annemarie Welter wurde im Jahre 1916 in Leipzig geboren. An ihre Kindheit und Jugendzeit kann sich die Jubilarin bestens erinnern - ihr Gedächtnis lässt die rüstige Seniorin in keiner Minute im Stich. So erzählt Annemarie Welter vom Hausbau in den 20er-Jahren, als Pferdefuhrwerke die Steine in die Remigiusstraße beförderten oder der Vater zu nächtlichen Einsätzen in die Ställe gerufen wurde. "Bis 1940 praktizierte der Vater als Veterinär in Pronsfeld, leider verstarb er viel zu früh", sagt Annemarie Welter. Zwei Brüder und den Ehemann verlor die Seniorin im Zweiten Weltkrieg. Diese Lebenserfahrung trug mit dazu bei, dass Annemarie Welter im Jahre 1952 die VdK-Ortsgruppe Pronsfeld gründete. Bis heute leitet sie den Verband. Von 1960 bis 1985 leitete Annemarie Welter die Filiale der Volksbank in Pronsfeld. Auch hier gab es reichlich Gelegenheit, mit den Menschen zu kommunizieren. Ihr war es immer wichtig, diese Kontakte zu pflegen - und das ist bis heute so geblieben. "War ich mal abwesend, übernahm die Mutter Margarete den Dienst", sagt Welter. "Ich liebe die Natur und erfreue mich an meinem Garten", verrät Annemarie Welter. Noch im hohen Alter bestellt sie den Garten, pflegt ihr Anwesen und gönnt sich noch das Kegelstündchen mit ihren Altersgenossinnen. In erstaunlich guter geistiger Frische erzählt sie aus früheren Zeiten, von leidvollen und angenehmen Lebenserfahrungen und ihrem Dienst für das VdK. "Gerne gönne ich mir noch ein Gläschen Rotwein, fahre mit dem Auto bis nach Prüm oder St. Vith und mache meine Besorgungen", sagt Welter. "Ich alter Haudegen komme noch gut zurecht und bin dem Herrgott dankbar für meine Gesundheit", erzählt sie.

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