Alte Tiefbaukunst auf Eifelhöhen

Schnurgerade in die Vergangenheit: Im Oberen Kylltal sollen die römischen Hinterlassenschaften aufbereitet und touristisch nutzbar gemacht werden. Das längste Relikt: die antike Straße in der Nähe von Esch.

Esch/Dahlem. Reiter, Fußtruppen, Ochsenkarren: Die römischen Heere brauchten jederzeit gut passierbare Verbindungswege auf ihren Eroberungszügen durch das Germanien der Zeit vor 2000 Jahren. Und weil ihre Straßen so gut und frostgeschützt gebaut waren, sind in der Region einige der meist schnurgeraden Abschnitte noch erhalten. Man muss allerdings die schichtweise aus Steinen, Kies, Sand und abschließendem Pflaster aufgebauten Straßen erkennen können.Hauptverkehrsader von Köln nach Trier

Besonders gut geht das in einem Waldstück zwischen Esch und Dahlem im Oberen Kylltal. "Da läuft man einen Kilometer lang auf der Römerstraße", sagt Andreas Wisniewski, Geschäftsführer der Tourist-Information Oberes Kylltal. Der Abschnitt, ein Teil der alten "Agrippa-Straße" zwischen Trier und Köln, verlaufe als etwa 1,50 Meter hoher Damm parallel zur heutigen Waldstraße. "Das ist wirklich beeindruckend." Insgesamt seien noch vier Kilometer der "A 1 der Antike" erkennbar: "Die Straße wurde ja nicht von heute auf morgen aufgegeben", sagt Wisniewski. "Nach alten Unterlagen wurde die Trasse bis weit ins Mittelalter noch als Hauptverkehrsader von Köln nach Trier genutzt. Ganz abgesehen davon, dass im Mittelalter keiner mehr in der Lage war, so ein beispielhaftes Werk der römischen Ingenieurskunst nachzubauen." Für die Experten vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege in Bonn sei das Stück ein regelrechter Glücksfall - weil in dieser gut erhaltenen Form so selten.Nimmt man den Römerkopf an der Kapelle in Niederkyll hinzu (der TV berichtete) sowie einige Hügelgräber in der Umgebung (Ursprung ungeklärt, sie könnten keltischer Herkunft sein), hat das Obere Kylltal ein echtes antikes Pfund, mit dem man dort touristisch wuchern kann. Deshalb plant Andreas Wisniewski gemeinsam mit der Ortsgemeinde Esch als Projektträger nun eine besucherfreundliche Aufbereitung dieser verkehrstechnischen Vergangenheit.Hier Römerstraße, dort Eifelsteig

Die Römerstraße soll unter anderem freigelegt und mit Informationen auf einer Schautafel versehen werden. Das Projekt wird laut Schätzung etwa 15 000 Euro kosten, Fördergeld ist beantragt. "Wir würden uns natürlich freuen, wenn wir dafür Geld bekämen", sagt der Escher Ortsbürgermeister Edi Schell. "Das ist ja doch eine touristische Attraktion. Und liegt direkt am Eifelsteig." Die Römerstraße ist schließlich auch im Projekt "Straße der Römer", das von der EU-Initiative "Leader plus" gefördert wird, vertreten. EXTRA Esch und die Hl. Drei Könige: Wie die Gemeinde Esch von der "A 1 der Antike" profitierte, zeigt ein Blick in die Dorfchronik: Dort wird berichtet, dass im Juni 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige, bei einem Eroberungszug Friedrich Barbarossas geraubt, nach Köln überführt worden sein sollen, von Mailand über Burgund bis hinauf zur Römerstraße Trier-Köln. Auf halber Strecke - in Esch - machte der Zug Rast. (fpl)

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