Alternative zur Fichte gedeiht auch in der Eifel

Prüm · Weil der Markt verzerrt werde, geht das Bundeskartellamt gegen die Zusammenarbeit von Staatsforsten und privaten Waldbauern in Baden-Württemberg vor. Bei einer Wanderung durch den Wald bei Wascheid kritisiert der Leiter des Prümer Forstamts, Peter Wind, diese Haltung und bekommt Rückendeckung aus dem Mainzer Umweltministerium.

Alternative zur Fichte gedeiht auch in der Eifel
Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Prüm. Für die einen sind Wälder nichts anderes als Holzfabriken, für andere sind sie Horte der Ruhe und Natürlichkeit oder auch einfach nur ziemlich große Gehege für das Wild, das bei Zeiten erlegt werden soll. "Drei sehr verschiedene Blickwinkel, aber noch lange nicht alle, mit denen wir es bei unserer Arbeit zu tun haben", sagt der Prümer Forstamtsleiter Peter Wind.
Wie vielfältig die Interessen sind, mit denen Forstleute umzugehen haben, zeigte Wind bei einer Wanderung durch den Staatsforst rund um den Wascheider Stausee. Drei Stunden lang führte er Ortsbürgermeister, Vertreter des Prümer Waldbauvereins sowie des Mainzer Umweltministeriums mit Revierleiter Reimund Köhl durch den Forst- ebenfalls mit dabei: Umweltministerin Ulrike Höfken.
"Ich sehe das Forstamt als Vermittler und Planer - eben ausdrücklich auch für private Waldbesitzer", sagt Peter Wind. Egal wem ein Stückchen Forst gehöre, der Wald müsse als Einheit gesehen werden, damit er im Ganzen funktioniere, gesund bleibe und trotzdem vermarktbar bleibe.
Das Bundeskartellamt habe leider eine ganz andere Haltung, merkt Jens Jakob, Leiter der rheinland-pfälzischen Landesforsten, an. Mitte Juli wurde dem Land Baden-Württenberg untersagt, Holz aus Staatsforsten zusammen mit dem aus privaten Wäldern zu vermarkten (der TV berichtete; siehe Extra). Jegliche Zusammenarbeit soll quasi unterbunden werden. "Vollkommen fachfremd und realitätsfern", sagt der Landesforstchef und spricht Wind damit aus dem Herzen.
"Baden-Württenberg hat angekündigt, gerichtlich gegen die Entscheidung vorzugehen, und das ist auch richtig so. Sollte das Land scheitern, hätte das auch für uns fatale Folgen. Gemeinschaftsforstämter wie wir sie in Rheinland-Pfalz seit langer Zeit haben, die private Waldbesitzer und Gemeinden bei der Bewirtschaftung und Pflege beraten und bei der Vermarktung unterstützen, wären kaum noch denkbar", sagt der Prümer Forstamtsleiter.
"Hervorragende Zusammenarbeit"


"Mit den Preußen trat die Fichte als Nutzholz ihren Siegeszug in der Eifel an - leider muss man sagen. Sie ist wirtschaftlich gesehen zwar heute noch kaum verzichtbar, aber anfällig für Sturmschäden, Schädlinge und nicht gut für den Wasserhaushalt." Das Forstamt arbeite seit langem an der Suche nach einer Alternative: "Generell wollen wir nach und nach Mischwälder aufbauen. Gute Erfahrungen machen wir dabei mit Weißtannen. Das Holz ist wirtschaftlich interessant, mit seinen tiefen Wurzeln ist der Baum sehr standfest und fürs Wasser besser als die Fichte."
Lange habe man geglaubt, der Baum wachse nur im Schwarzwald, sagt Wind und zeigt auf 40 runde Farbmarkierungen auf dem Waldboden. In den orangefarbenen Kringeln sind winzige Schösslinge zu erkennen. "Das sind alles Weißtannen. Sie gedeihen gut und sind unter Klimagesichtspunkten ebenso interessant wie unter holzwirtschaftlichen. Leider sind sie auch ein Leckerbissen fürs Wild." Stimme man die Jagd aber nur gut genug mit der Waldwirtschaft ab, könne der Baum - entgegen allen Behauptungen - mit Sicherheit auch in der Eifel angesiedelt werden. Wäre das Forstamt Prüm weiter erfolgreich mit der Weißtanne, würde sie für private Waldbesitzer irgendwann eine Option: "Aber eben nur, wenn wir beraten können, Jagd und Forstwirtschaft Hand in Hand gehen und wir die Ergebnisse solcher Versuche und anderer Erfahrungen weitergeben können." Hätte das Bundeskartellamt Erfolg mit dem Verbot einer Zusammenarbeit, würden im schlimmsten Fall in Zukunft wieder reine Fichtenbestände aufgebaut.
Höfken teilt die Haltung von Wind und Jakob: "Im Forstamt Prüm läuft die Zusammenarbeit von privaten und öffentlichen Waldbesitzern hervorragend. Die wettbewerbsrechtlichen Bedenken sind völlig überzogen." Rheinland-Pfalz habe deswegen auch eine Änderung des Bundeswaldgesetzes angestoßen: "Der Bund muss klarstellen, dass die Holzvermarktung erst nach der Bereitstellung des Holzes am Waldweg beginnt." Holzauszeichnung, -ernte und Forstplanung dienten vorrangig dem Waldbau und damit dem Interesse der Allgemeinheit.Extra

Mitte Juli hat das Bundeskartellamt dem Land Baden-Württemberg untersagt, staatliches Holz zusammen mit privatem und kommunalem weiter zu vermarkten. Auch die Beratung, Betriebsleitung und Revierdienste fallen in Teilen unter dieses Verbot. Damit wären Gemeinschaftsforstämter, wie sie auch in Rheinland-Pfalz üblich sind, nicht mehr erlaubt. Die Zusammenarbeit zwischen Landesforst, privaten Waldbesitzern und Kommunen würden als wettbewerbswidrig eingestuft. Das Land Baden-Württemberg hat mittlerweile angekündigt, gerichtlich gegen den Beschluss des Bundeskartellamts vorzugehen. aff

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