Angestrebter Zusammenschluss zwischen der Oberen Kyll und Prüm: Wie Aloysius Söhngen die Situation sieht

Prüm · Bürgerversammlungen, Ratsentscheidungen - die angestrebte Fusion zwischen den Verbandsgemeinden Prüm und Obere Kyll wird derzeit überall in den Ortsgemeinden diskutiert. Der Trierische Volksfreund sprach mit dem Prümer VG-Chef Aloysius Söhngen darüber, wie er die Entwicklung verfolgt.

 Bürgermeister Aloysius Söhngen beim Gespräch in der Prümer TV-Redaktion. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Bürgermeister Aloysius Söhngen beim Gespräch in der Prümer TV-Redaktion. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Die Entscheidung über eine Fusion zwischen den beiden Verbandsgemeinden Prüm und Obere Kyll im Zuge der Kommunalreform rückt näher. Zurzeit sind die Ortsgemeinderäte an der Oberen Kyll gefragt und sollen ihr Votum über das Fusionspapier abgeben, nachdem es in den vergangenen Wochen eine Reihe von Bürgerversammlungen zum Thema gegeben hat.

Auch Aloysius Söhngen war in den vergangenen Tagen viel unterwegs - zu Bürgerversammlungen in seiner Kommune - in Bleialf, Pronsfeld, Schönecken und Wallersheim legte der VG-Chef den Bürgern das Fusionsvorhaben dar.

Wie war es dort? "Unspannend", sagt Söhngen. Die Beteiligung sei eher gering gewesen, in seiner VG sei das Thema "nicht umstritten". Wichtigste Botschaft an die Bürger: Der Schulterschluss darf die Prümer Ortsgemeinden nicht belasten - etwa durch eine Erhöhung der Umlage. Und das sei in dem Eckpunktepapier genau so geregelt.

Eine Frage allerdings wurde ihm wiederholt gestellt - und sie fiel auch in nahezu allen Bürgerversammlungen an der Oberen Kyll: Warum machen die Prümer das? Söhngens Antwort fällt kurz und grundsätzlich aus: "Wir sind gefragt worden. Und haben festgestellt: Man kann das so regeln wie oben dargestellt."

Außerdem gebe es ja klare Vorteile: "Wenn ich Verwaltungseinheiten in einer gewissen Größenordnung bilde, führt das zu Effizienzsteigerungen." Zudem habe Martin Junkernheinrich in seinem Reform-Gutachten gesagt, dass Kommunen in einer Größe von 25 000 bis 30 000 im statistischen Vergleich optimal seien. Nach der Fusion hätte die neue VG Prüm mit den 8500 Bürgern aus dem Oberen Kylltal knapp 30 000 Einwohner. Und daraus ergäben sich eben langfristig "auch Vorteile für die Bürger auf Prümer Seite".

Söhngen sagt aber auch: "Das ist keine Lösung für die Ewigkeit." Ein kreisübergreifender Zusammenschluss
dürfe nur bis zur Reform der Landkreise gelten. Danach sollte alles wieder unter einem Dach sein. Wie auch immer das dann aussehen und der künftige Kreis zugeschnitten sein mag.

"Mir hätte die Verwaltungsreform besser gefallen, wenn man am Anfang eine Aufgabenkritik gemacht hätte, über alle Ebenen", sagt Söhngen zum bisherigen Verlauf. "Das betrifft auch das Land mit seinen Mittel- und Oberbehörden und die Kreise. Dann wäre der Neuzuschnitt der Verbandsgemeinden erst in der letzten Runde gekommen - und hätte sich innerhalb der künftigen Kreisstruktur ganz einfach ergeben."Kreis wehrt sich weiter

Aber die Reform ist nun einmal so angelegt, wie Mainz sie beschlossen hat - und das führt eben auch zu immer heftigeren Kämpfen: An der Oberen Kyll hätten sich die Gemeinden und der VG-Rat beinah entzweit über die Frage, wo man denn nun hin soll, nachdem die Fusionsgespräche mit Hillesheim und Gerolstein immer wieder in die Hose gingen.

Und aktuell versuchen Kreisverwaltung und Kreistag in Daun weiter nach Kräften, die Abwanderung der Oberen Kyll zu verhindern. Was sagt Söhngen dazu? Nichts: "Ich mische mich grundsätzlich nicht in Diskussionen anderer Gremien ein." Lieber verweist er darauf, dass Prüm nie aggressiv als "Abwerber" der Oberen Kyll aufgetreten sei. "Wir möchten mit allen Beteiligten ein gutes und faires Miteinander pflegen." Man dürfe aber eines nicht verkennen: "Durch die Fusion soll erreicht werden, dass Verwaltungskosten gesenkt werden und für die Ortsgemeinden Gestaltungsspielraum entsteht. Egal, zu welchem Kreis sie gehören."Meinung

Vornehme ZurückhaltungDass Aloysius Söhngen großmannssüchtig um die Obere Kyll geworben hätte, kann man ihm nicht vorwerfen: Erst als die darbende Kommune keinen Partner in ihrem Landkreis fand - nach mehreren ernsthaften Anläufen - gingen die Prümer, von einer deutlich positiveren Stimmung in ihrer Verbandsgemeinde mitgetragen, ans Werk einer Fusion mit den Nachbarn und legten gemeinsam ein praktikables Modell vor. Selbstverständlich würde die erweiterte VG Prüm nicht nur kosteneffektiver arbeiten - sie erhielte auch deutlich mehr Gewicht und Einfluss. Das als schönen Zusatzeffekt mitzunehmen, kann man den Prümern aber nicht zum Vorwurf machen. fp.linden@volksfreund.de

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